The Box ist Mick Harris´ Studio und kreative Keimzelle. Dort fand nach den letzten, vielgelobten Arbeiten "Total Station" mit Eraldo Bernocchi, den "Hednod Sessions" und verschiedenen Remixen wie z. B. für Fetish 69 die Reanimation von Harris´ Stamm- und mittlerweile auch Soloprojekt Scorn statt.
Mick Harris gilt nun schon seit einigen Jahren als einer der umtriebigsten Künstler in den Grenzbereichen von Dub, Industrial, Breakbeat, Ambient und Downtempo. Der ehemalige Schlagzeuger von Napalm Death rief nach der Trennung von der legendären Grindcore-Band gemeinsam mit Nick Bullen das Projekt Scorn ins Leben und überraschte seine Fans mit entmetallisierten, abstrakten Beat-Mahlströmen, die ölig und zäh den Metal-Fans die Matte zu Berge stehen ließen.
War das erste Scorn-Album "Vae Solis" noch von Metal geprägt, so wurden mit "Evanescene" ganz andere Saiten aufgezogen, und damit hatte wohl niemand gerechnet: Das Tempo war bis zum Ende der Skala gedrosselt, die quälend langsamen Beats pochte zum Großteil der Sequenzer, die teilweise vorhandenen Stimmen waren verhalten und verhallt, und die Gitarren klangen so gar nicht nach Gitarren. Einige Menschen behaupten, daß es ohne die ersten Scorn-Alben die gesamte TripHop- und Downbeat-Bande so nicht gegeben hätte. Jedenfalls zeigte sich Mick Harris in weiterer Folge als produktiver und vor allem hyperaktiver Beat-Bastler, der auch wenig Gelegenheiten für Kollaborationen ausließ. So arbeitete er mit John Zorn, James Plotkin (OLD), Justin Broadrick (Godflesh), Bill Laswell, Eraldo Bernocchi, Martyn Bates, Neil Harvey, Mark Spybey, Coil, Sutekh und anderen zusammen. Zentrum seiner subsonischen Aktivitäten blieb aber immer sein Hauptprojekt Scorn.
Mit Alben wie "Gyral", "Deliverance", "Zander", dem Remix-Album "Ellipsis" mit Bearbeitungen von Autechre, Coil, Bill Laswell, PCM, Meat Beat Manifesto, Scanner und Germ und dem gemeinsam mit Eraldo Bernocchi eingespielten Live-Album "Whine" entfernte sich Harris zusehends von den musikalischen Instrumentierungen, jedoch nicht von der Radikalität und Individualität seiner Vergangenheit.
Mit gleich zwei neuen Veröffentlichungen wird der eingeschlagene Weg nun weiter verfolgt - das Full-length-Abum "Greetings From Birmingham" und die EP "Imaginaria Award", beide erschienen auf dem deutschen Label Hymen Records, bieten wieder die gewohnte Mischung hypnotischer Drones und Clusters mit subterranen Basslines und monotonen Drumloops, entlehnt aus HipHop und Dub. Der minimale Groove der Stücke wird von Percussion- und Breakbeat-Splittern ein wenig unterstützt, ruhiges Pulsieren ist jedoch Programm. Und wie auch der für Scorn-Verhältnisse wahnsinnig lustige Titel "Greetings From Birmingham" vermuten läßt, enthält das Album fast schon ein wenig Humor - wenn auch in homöopathischen Dosen.
Für Fans sind die beiden neuen Scorn-Releases zwar nichts wirklich Neues, aber dennoch ein Pflichtkauf. Für Noch-Nicht-Hörer sind sie jedoch neben dem bereits erwähnten und ausgezeichnetem Remix-Album "Ellipsis" der ideale Einstieg - und der ist sowieso dringendst zu empfehlen - in den dunklen und mysteriösen Maschinen-Dub von Scorn.