Seine Fähigkeiten als Arrangeur, Instrumentalist und Sänger hat Devin Townsend schon bei Frontline Assembly oder Strapping Young Lad unter Beweis gestellt. Der Kanadier wird von Album zu Album besser - und scheinbar braucht er auch die Einsamkeit im Studio.
Die beste Beschreibung für den Stil des neuen Longplayers des kanadischen Industrial-Metal-Gurus Devin Townsend lautet: A wall of sound! Viel Dynamik gibt es in den Songs nicht, zu dicht kleben die Riffs, Samples, Beats und Vocals aufeinander. Im Gegensatz zu seinem letzten Album "Infinity" hat Townsend auf eine allzu pompöse Produktion verzichtet, nichtsdestotrotz wirken die Lieder bombastisch. Es herrscht eine Stimmung wie beim Durchfahren einer Bucht, in der gleichzeitig die Flut und ein Sturm wüten: beängstigend, mächtig und doch auf eine nicht synthetisierbare Weise wundervoll. Das Glücksgefühl, wenn sich nach all dem Gebrüll (und ein derart paranoider Charakter wie Townsend kann wirklich brüllen) eine ergreifende Melodie entfaltet, stellt sich auch noch ein, wenn man Titel wie "Material", "Jupiter" oder "Kingdom" zum fünften Mal hört.
Bei allem Lob darf nicht unerwähnt bleiben, daß das Album insgesamt sehr unausgeglichen wirkt. Das fördert zwar den bedrohlichen Touch der Atmosphäre, die es verbreitet, hinterläßt aber einen Beigeschmack. Es scheint fast, als hätte Devin Townsend alle seine Ideen der beiden vergangenen Jahre in dieses Album gesteckt. In der Vergangenheit spielte er bei mehreren Bands und war überdies ein vielbeschäftigter Produzent; vielleicht sollte er sich wieder einen "Nebenschauplatz" suchen. So bleibt die erste wirklich gute Industrial-Metal-Platte des neuen Jahres (auch wenn die Scheibe in den Staaten schon seit einem halben Jahr draußen ist), auf einem Level mit Ministry, White Zombie und Rorschach Test - ein Album für aufgeschlossene Freunde harter Gitarren. Ein ansprechendes Verkaufserlebnis jedoch wird "Physicist" wohl verwehrt bleiben.
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|