Ibiza-Reisende kennen das Café del Mar als entspannten Gegenpol zur hysterischen Rave-Touristenszene, während Daheimgebliebene die Chillout-Alben des gleichnamigen Labels schätzen. Nur mit der Geburtstags-Compilation tut sich die südliche Attraktion keinen echten Gefallen.
Einmalige Sonnenuntergänge und die barocke Architektur des spanischen Architekten Luis Guells legten vor rund 20 Jahren den Grundstein für den enormen Erfolg eines kleinen Strandcafés im Westen Ibizas. Seit damals entwickelte sich das San-Antonianische "Café del Mar" zum chilligen Gegengewicht der hektischen Bombast-Partyszene der Baleareninsel. Bewerkstelligt wurde dies (neben den beiden eingangs erwähnten Faktoren) durch die entspannte Beschallung, die die jeweiligen Resident-DJs ihrem Publikum angedeihen ließen. Recht schnell mehrten sich seitens der derart zufriedengestellten Klientel die Rufe nach Session-Mitschnitten, was Anfang der Neunziger zur ersten Ausgabe einer Compilation-Reihe führte, die der Einfachheit halber ebenfalls den Titel "Café del Mar" erhielt.
Mittlerweile umspannt die Serie bereits sieben Ausgaben und genießt im Bereich der Downtempo-Sampler einen fast schon institutionellen Charakter. Verantwortlich für die Zusammenstellung der ersten sechs Teile zeichnete der ehemalige CDM-Resident José Padilla, der seine Funktion vergangenes Jahr an Nachfolger Bruno Lepetre übergab. Dieser Generationenwechsel diente jedoch nicht unbedingt dazu, die Qualität der darauffolgenden Releases zu erhöhen. Bereits auf Vol. 7, das die harmonische Dynamik und den smarten Abwechslungreichtum der Vorgänger vermissen ließ, machte sich eine gewisse Fadesse bemerkbar.
Ähnliches läßt sich nun leider auch für CD 1 (also dem der Gegenwart gewidmeten Sampler) der "20th Anniversary Edition" konstatieren. Obwohl das verwendete Material durchwegs von namhaften Acts der zeitgenössischen Elektronikszene stammt und keine dramatischen Tiefpunkte aufweist, erweckt das Gesamtgefüge der Kompilation einen etwas planlosen Eindruck. Downtempo-, House- und HipHop-Tracks wechseln einander ohne ersichtliche Konzeption ab und reduzieren den generellen Output zu einer netten, aber gänzlich unaufregend dahinplätschernden Sound-Tapete. Ausnahmen sind lediglich Almagamation of Sounds "Enchant Me", "Prima Vera" vom Trüby Trio und Moodoramas "Jazz Tip". CD 2 präsentiert wiederum einen Rückblick auf 20 Jahre "relaxo electronica" und enthält Altbekanntes wie etwa Jean Michel Jarres "Oxygen" oder Dave Stewarts "Lilly Was Here". Alles in allem ist die Doppel-CD also nicht sonderlich innovativ, aber hinsichtlich des Geburtstagsrückblicks durchaus legitim - wenn auch eher für Fans geeignet.
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