Wenn eine Band auch nach 14 Millionen verkauften Alben noch ernsthaft revolutionäre politische Ansichten vertritt, kann eigentlich nur von Rage Against The Machine die Rede sein. Aktuellstes Beispiel: das neue Album "Renegades".
Seit nunmehr neun Jahren zeichnen sich (mittlerweile Ex-)Frontmann Zack De La Rocha, Tom Morello, Brad Wilk und Tim Crudderford nicht nur durch ein gehöriges Maß an Street Credibility, sondern auch durch ihre politischen Ansichten und den Mut, diese auch durch eigenen körperlichen Einsatz unter Beweis zu stellen, aus. Erst unlängst wurde wieder einmal ein RATM-Auftritt, der im Rahmen einer Protestkundgebung zur Nationalversammlung der Demokratischen Partei in Los Angeles stattfand, von der Polizei gewaltsam beendet.
"Renegades", das aktuelle und mittlerweile vierte Album, enthält insgesamt zwölf Cover-Versionen von altbekannten Rock- und HipHop-Klassikern, die mindestens so kurios wie originell sind. Produziert von Rick Rubin, bekamen die Favourites der Bandmitglieder den typischen RATM-Stil verpaßt. Die Lyrics blieben dabei unangetastet, dafür zeigen Drummer Wilk, Bassist Crudderford und allen voran natürlich Gitarrist Morello, was sie können, und liefern komplett neue Musik zu den jeweiligen Songs ab.
Die illustre Auswahl an Tracks reicht von Bob Dylans "Maggie´s Farm" über MC5s "Kick Out the Jams" und das aggressive "Street Fighting Man" von den Rolling Stones bis zu EMPDs "I´m Housin", Devos "Beautiful World" oder dem eigentümlichen Springsteen-Cover "Ghost of Tom Joad", das mit Black-Sabbath-Riffs versehen wurde. Weiters nennenswert: Cypress Hills "How I Could Just Kill A Man", bei dem B-Real und Sen Dog einen Gastaufritt haben, und die gelungene erste Single-Auskopplung "Renegades of Funk", das ursprünglich aus der Feder von HipHop-Legende Afrika Bambaata stammt.
"Renegades" ist durchwegs ganz gut gelungen und sauber produziert, läßt aber dennoch einen faden Nachgeschmack zurück. Der RATM-Stil ist mittlerweile einfach ausgereizt, das war alles schon einmal da. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, daß der charismatische Frontmann De La Rocha im letzten Oktober die Band verlassen hat, aus welchen Gründen auch immer. Als potentielle Nachfolger sind momentan unter anderem B-Real von Cypress Hill und Chuck D von Public Enemy im Gespräch; bis RATM eine neue Frontfigur haben, dürfte aber noch einige Zeit vergehen.
Glaubt man den Aussagen von Morello, so wird sich zukünftig nichts am Bestehen der Band oder an ihrem politischen Engagement ändern. Vielmehr sehen die übrigen Bandmitglieder De La Rochas Ausstieg als Startschuß in eine neue Ära. Da bleibt uns eigentlich nur gespanntes Warten auf "neues" RATM-Material.
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