Wie jeden Herbst bringen EA Sports die neuesten Versionen ihrer erfolgreichen Sportspiele heraus - mit mehr oder weniger Neuerungen. Was sich allerdings bei "NHL 2001" im Bezug auf den Vorgänger geändert hat, katapultiert das Game ein für allemal an die Spitze der Hockey-Titel.
Eishockey ist ein lustiger Sport. Sechs gepolsterte Recken flitzen über eine spiegelglatte Fläche, um eine kleine Plastikscheibe mit einer Irrsinnsgeschwindigkeit in ein kleines Tor zu feuern. Und nebenbei wird noch alles umgebügelt, was irgendwie im Weg steht.
Beim Genrekönig "NHL 2001" wurden nun endlich all die kleinen Ungereimtheiten aus den Vorgängern ausgemerzt, um das Game zur ersten echten Eishockey-Simulation auf dem elektronischen Markt zu machen. Das erste verbesserte Feature, das einem ins Auge fällt, ist die detailreiche Graphik. Die Spieler sehen lebensecht aus, und Kenner der Materie werden keine Probleme mehr haben, ihren Lieblingsstar sofort zu erkennen.
Die Spiegelungen auf dem Eis sind wunderschön, atemberaubend und perfekt gemacht. Auch die Zuschauer sind viel detaillierter und unterschiedlicher dargestellt, als dies noch beim Vorgänger der Fall war. Das graphische Herzstück des Spiels sind jedoch die Animationen - noch nie sah virtuelles Eishockey so echt aus wie bei "NHL 2001". Während die immer perfektere Animation während des Spiels seit jeher ein Kennzeichen der EA-Titel war, haben sich nun Hunderte von kleinen Gimmicks in die kurzen Breaks eingeschlichen: Spieler nehmen Handschuhe oder Helm ab, um sich zu kratzen, greifen an der Bande zur Wasserflasche, tragen heftige Wortgefechte mit Gegnern oder Schiedsrichtern aus und unterhalten sich angestrengt, während sie auf der Ersatzbank sitzen.
Der Sound von "NHL 2001" ist, wie bei allen EA-Spielen, tadellos. Endlich klingt ein Stangenschuß echt und nicht wie eine auf den Boden fallende Münze. Wenn der gegnerische Starspieler von unserem Bruiser auf die Hörner genommen wird, ertönt ein herzhaftes Krachen. Das Eis knirscht unter den Kufen der Cracks, und die Zuschauer kommentieren jede Situation mit stürmischem Applaus und Geschrei oder mit gellenden Pfiffen und Buhrufen. Auch der Kommentar wurde deutlich aufgemotzt, doch um hier in den vollen Genuß zu kommen, sollte man sich dringend die US-Version des Games zulegen. Die amerikanischen "Color Commentators" geben dem Spiel einen humoristischen Touch, der bei der deutschen Fassung leider zu kurz kommt. Aber auch die deutschen Kommentatoren brillieren zumeist durch vortreffliche Analysen des tatsächlichen Geschehens, analysieren Spielzüge, die zu einem Tor geführt haben und streuen immer wieder ihren Kommentar zur generellen Situation eines Teams ein.
Die größte Verbesserung allerdings liegt in der Weiterentwicklung der KI, sowohl jener der Gegner als auch der der eigenen Mitspieler. Vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden paßt sich der Computer recht schnell an die Spielweise an. Ein Beispiel gefällig?
Bei "NHL 2000" läuft man mit dem Center von der Mitte nach rechts außen zur gegnerischen Grundlinie. Kurzer, scharfer Rückpaß zur Mitte, wo nun eigentlich der Right Wing stehen sollte. Tut er aber nicht, deshalb schlittert der Puck nach hinten an die blaue Linie, wo der Verteidiger ihn entweder sofort noch vorn abgibt oder einen Schlagschuß ansetzt. In beiden Fällen folgt fast immer ein Tor.
Bei "NHL 2001" läuft man mit dem Center von der Mitte nach rechts außen zur gegnerischen Grundlinie. Kurzer, scharfer Rückpaß zur Mitte, wo nun eigentlich der Right Wing stehen sollte. Das tut er nun auch - und staubt ab. Tor! Das geht ein oder zwei Spiele lang gut, dann passiert folgendes: Ein Verteidiger fängt den Paß ab und gibt sofort zu einem konternden Stürmer. Je nach Aufstellung des Gegners hat der Computer nun ein 3:1- oder 2:1-Überzahlspiel beim Konter, das er meist brutal ausnützt.
Diese Art der lernenden KI hat zur Folge, daß man sich von Spiel zu Spiel neue Taktiken ausdenken muß, um gegen den Computer zu bestehen. Dabei sollte man auch die gegnerische Mannschaft in die Berechnungen einbeziehen, sonst erlebt man des öfteren ein blaues Wunder.
All diese Neuerungen sorgen dafür, daß mit "NHL 2001" endlich ein echtes Eishockeyspiel auf dem Markt ist. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich mit einer billigen Imitation dieses faszinierenden, actionreichen Sportes herumplagen mußte. Kudos, EA!