Trippin´ the Jazz fantastic

Es gibt einen Weg aus dem Acid-Jazz-Sumpf: Oberpfadfinder Ian Simmonds kennt ihn und entwirft auf "Return To X" einen magischen Kosmos aus nur scheinbaren Widersprüchen.

Ian Simmonds begann seine musikalische Laufbahn 1991 an Gitarre, Trompete und Electronics der Acid-Jazz-Band The Sandals und produzierte die ersten Stücke der Gruppen Leftfield und Pressure Drop. 1998 legte er mit "Last States of Nature" schließlich sein Solodebüt vor - und wußte damit zu überraschen. Kein House, kein Acid Jazz und grundsätzlich sehr wenig davon, was gemeinhin als "Dancefloor-kompatibel" bezeichnet wird, waren enthalten. Stattdessen konnte man komplizierte, hypnotische Drumloops, Versatzstücke aus Ambient und Electronic Listening sowie Schnipsel aus Soul und Funk hören, getragen von einem mit schweren Echos manipulierten Dub-Gerüst. Exotisch und fremd tönten die Klanglandschaften von Ian Simmonds, und doch gleichzeitig auch seltsam vertraut wie ein Ort aus Urlaub oder Traum. Déjà-vu magique.

Mit "Return To X" macht Simmonds jedoch begreiflich, daß sein erstes Album lediglich eine Fingerübung war, die den Schatten größerer Ereignisse vorauswarf. Simmonds konstruiert das Handlungsgerüst des Nachfolgers erneut mittels Schnipseln aus Jazz, Ambient und Elektronik, ergänzt das Werk jedoch mit neuen Elementen. Das im HipHop bereits totgespielte Spinett erlebt seine Wiederbelebung ebenso wie die verpönten Streicher-Arrangements aus der Effektkiste - und der Bossa erhält auf "Return To X" sowieso eine völlig andere Dimension als bei sämtlichen Jazzanovas des Downbeat-Sektors. Im Stil einer Soundtrack-Produktion, die teilweise exzellent zu melancholischen französischen Filmen passen würde, reiht sich Ian Simmonds mit "Return To X" mühelos in der Oberliga der NuJazz-Acts ein.