Andrew Fearn ist ein Noname - ohne Homepage keine Vergangenheit, ohne Labelinfo kein Namedropping. Ihn und seine Musik muß jeder für sich selbst entdecken.
Manche schwarze Scheibe beläßt man besser unentdeckt, damit sie auch ein echter Geheimtip bleibt. Das ist bei Andrew Fearn der Fall. Zugegeben, die Neo-Ouija-Releases sind in Wien nicht leicht zu kriegen, aber wenn man zufällig eine in die Hände bekommt, sollte man sie sich zumindest probeweise anhören. Vielleicht offenbaren sich ja neue Horizonte...
Andrew Fearn alias Infant ist ein Freund von Kamaal Joory alias Geiom, soviel steht zumindest am Cover. Eine Bestätigung dafür, daß auf Neo Ouija, dem Hauslabel der "Metamatics", ausschließlich zeitgemäße Electronica vom Feinsten veröffentlicht wird. Infant bewegt sich mit seinen Tracks stilistisch gekonnt zwischen älteren "Freeform" und "Metamatics" (z. B. "Dayglo Tinsel"). Wunderschöne Melodien mit sentimentalem Einschlag dominieren das Album. Es klappert und swingt (yes!) dahin. Vielleicht kriegt man beim ersten Mal Reinschnuppern gar nicht so richtig mit, daß hier die Kunst nicht in der Frischheit der Sounds liegt, sondern in der Zurückhaltung der Arrangements (was ja auch für Metamatics gilt).
Überraschungen gibt es aber trotz dieser wohldosierten Zurückhaltung. Schon auf dem zweiten Track "B.H.S.M." setzt eine hohe Stimme im Hintergrund unvermutet übersinnliche Akzente. Na? Eine kleine Revolution bahnt sich an. Nicht nur, daß Stilrichtungen wie "Electronic Listening" oder "Neue deutsche Elektronik" Zeugnis ablegen dafür, daß es wieder erlaubt ist, richtige Melodien zu spielen, richtige Musik zu machen, nein, es darf auch wieder gesungen werden. Hurra!
Infant entführt uns gemächlich, aber mit sicherer Hand in seine Welt aus dunkelblauer Melancholie. Besonders fröhlich ist sein Erstlingsalbum nicht, aber zum Chillen und Ausklinken aus der ewig grundlos überdrehten Lach- und Spaßgesellschaft dafür vorzüglichst geeignet.
Ein smartes Downbeat-Album mit Artenvielfalt, als manche Hobby-Frickler auf drei Alben zusammenbringen: Geeignet als intelligente Hintergrundmusik, aber auch zum richtigen Zuhören. Weil ja alles so verhalten abgemischt ist, wird sich die Scheibe auch nicht so schnell abnudeln. Besondere Empfehlung.
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|