Wann auch immer man Viva Fernsehen einschaltet, eine Frau sitzt morgens, nachmittags, abends und natürlich auch nächtens immer als Gast bei den hippen Jungmoderatoren: Jasmin Tabatabai. Und ihr Video "After You Killed Me" läuft dort sowieso rund um die Uhr. Was ist dran an dieser neuen Songwriterin, daß man 24 Stunden am Tag nicht an ihr vorbeikann?
Jasmin Tabatabai wurde 1967 in Teheran als Kind binationaler Eltern geboren. Als Khomeinis Bürgerkrieg ausbricht, schickt der Vater die Familie ins sichere Deutschland. Jasmin studiert an der Universität Stuttgart Musik und Darstellende Kunst. Sie nimmt Rollen als Schauspielerin am Theater und in Spielfilmen an und gründet ihre erste Band "Eskimo´s Ecstasy".
Kurz darauf wechselt sie zur Frauenrockband "Even Cowgirls Get The Blues" (deren Name übrigens von Tom Robbins Buch und dann Gus van Sants unerfolgreichstem Film geklaut wurde). 1997 verläßt sie die Band und übernimmt eine Rolle im Musik-Roadmovie "Bandits". Zu diesem Film schreibt sie auch die Musik und singt davon selbst zehn der insgesamt zwölf Lieder. Die CD geht über 600 000 Mal über den Ladentisch und wird somit zum erfolgreichsten Soundtrack eines europäischen Films.
Jüngere Filmprojekte sind ein Part in der Tucholsky-Verfilmung "Gripsholm" und eine Rolle im Bridget Jones-Abklatsch "Mondscheintarif": Angespornt vom Erfolg als Musikerin, begann Tabatabai bald, weitere Songs zu schreiben und nach geeigneten musikalischen Mitstreitern Ausschau zu halten. Fündig wurde sie dabei in Nick Caves Band "The Bad Seeds", denen sie Schlagzeuger Thomas Wydler entlehnen konnte.
Im eigenen Heimstudio ging es dann froh zur Sache und entstanden ist dabei das Debutalbum "Only Love". Die zwölf Titel bewegen sich allesamt irgendwo im Grenzbereich zwischen Indierock und kommerziellem Pop. Leicht klingen Einflüsse von Nick Cave und Björk durch, allerdings bleiben diese eher dezent und machen aus den Songs keine billigen Kopien von ihren Vorlagen. Mixt man dazu noch einen Schuß Barmusik a la Sade und ein wenig französischen Kuschelpop, so bekommt man ein recht gutes Bild von den Sounds auf diesem Album.
Das Problem dabei ist nur, daß der ganze Mix dann im Endeffekt doch so glatt und langweilig daherkommt, daß man sich nach drei Nummern zu fragen beginnt, was man denn da eigentlich hört. Als Untermalung im Supermarkt oder coole Loungemusik im Szene-Beisl kann das ja durchaus funktionieren, aber bewußtes Zuhören fällt einem bei der Höhepunktslosigkeit dieser Musik ziemlich schwer.
Es bleibt abzuwarten, wie Tabatabai ihre Songs live umsetzen kann, denn am 11. März beginnt ihre erste größere Tour, die sie am 17. auch nach Wien ins B72 führt. Sollten Sie vorhaben, hinzugehen, so vergessen Sie ihren Liegestuhl nicht, und lassen Sie sich vom Kellner einen bunten Cocktail mixen. Ach ja, und ganz wichtig: stellen Sie sich auch den Wecker, falls Sie bei dem ganzen Spaß einschlafen sollten…
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