Element of Crime zählen schon seit fünfzehn Jahren zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands der Gegenwart. Auf dem neuen Album "Romantik" beschäftigt sich die Truppe um Sven Regener ausschließlich mit dem Thema Liebe und klingt schmalzig und kitschig wie nie zuvor.
Um eines gleich vorwegzunehmen: Element of Crime waren seit jeher eine der überbewertetsten Bands, die aus dem neuen deutschen Intellektuellen-Eck hervorgekommen sind. Gegründet im Jahr 1985, knüpften sie zuerst Beziehungen zu den Machern des Berliner Labels Ata Tak und ließen ihren ersten Longplayer von Uwe Bauer, Ex-Schlagzeuger der ausgezeichneten Fehlfarben, produzieren. Kurz darauf wurden sie vom deutschen Major-Label Polydor entdeckt und nach London geschickt, um dort ihr zweites Album aufzunehmen. Produzent war nun kein geringerer als John Cale, und das Album erreichte dadurch einen Popularitätsschub, der zuvor undenkbar gewesen wäre. 10.000 Stück wurden von "Try to be Mensch" verkauft. Vom Vorgänger waren gerade mal 800 Stück über den Ladentisch gegangen.
Nach diversen erfolgreichen Alben und weiteren namhaften Produzenten erscheint nun mit "Romantik" das zehnte Album der Band rund um Sänger und Songwriter Sven Regener, der zur Zeit auch als Romanautor mit seinem Buch "Herr Lehmann" überaus erfolgreich ist. Der Pressetext weist auf die verschiedenen Bedeutungen des Cover-Titels hin: Im Brockhaus stehe "Romantik" für einen "Hang zur Träumerei, für Weltschmerz und ein Sehnen nach der Natur und den einfachen Dingen des Lebens". All dies schwebe einem auch beim Genuß dieser Platte entgegen, denn wenn Herr Regener über die Liebe singe, dann hätte das nichts Kitschiges, sondern man sei nahe am Weinen, so schön wäre dann alles und so glücklich mache es einen.
Die Wahrheit sieht natürlich beträchtlich anders aus: Regener kann zum ersten auch nach 16 Jahren immer noch nicht singen. Wie auch bei Blumfelds letzter Platte bewegen sich die Songtexte alle sehr nah an der Grenze zum Kitsch, gespickt mit ein wenig intellektueller Lebensweisheit und Gesellschaftskritk. Musikalisch hat man im Hause Element of Crime in den letzten beiden Jahren offensichtlich hauptsächlich Calexico und Tindersticks gehört, denn von ersteren wurden die Trompeten und die Mariachi-Melodien geklaut, von letzeren hingegen die Arrangements und die Streicher.
All das wird dann noch vermischt mit einer großen Portion deutschen Schlagers, so etwa auf "Fallende Blätter", und man kommt den Tränen dann doch wirklich recht nahe - zwar nicht vor Rührung, sondern eher aufgrund der Qual, sich das anhören zu müssen.
Wer die letzte CD von Blumfeld ertragen konnte, der sollte getrost in die neue Element of Crime hineinhören, allen anderen wird aber dringend davon abgeraten. Es sei denn, man sucht eine salonfähige Ausrede, sich Kitsch und Schmalz in einer Riesenportion zu verabreichen. Und passend dazu könnte man doch noch beginnen, im neuesten Spex herumzulesen...
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