In den letzten fünf Jahren vermittelte die heimischen Musikszene oft den Eindruck, daß es genüge, ein wenig an den Reglern eines Powerbooks herumzudrehen, um ein weiteres Stück Kunstmusik entstehen zu lassen. Michael Strengberg legt nun unter dem Namen Say Dog ein Album vor, das so rockt, wie man es in Wien schon lange nicht mehr gehört hat.
Fünf Jahre ist es sicherlich her, daß der Name Say Dog zum ersten Mal auf einer Platte aufgetaucht ist. Six Quarters hieß die Compilation, die Syntactic damals veröffentlichten, doch seither hat man nichts mehr von diesem eigenwilligen Projekt gehört.
Nun meldet sich Michael Strengberg zurück und stellt sein Debutalbum "In Advance Of A Broken Arm" vor. Bisher war der junge Künstler hauptsächlich im Umfeld der Comics-Avantgardisten Little Stars Of Bethlehem tätig, die unter anderem auch für einige der besten Cover heimischer CD-Produktionen verantwortlich sind.
Nach jahrelanger Tätigkeit als HipHop-DJ hat der junge Musiker seine musikalischen Vorlieben nun deutlich erweitert: Say Dog bewegt sich irgendwo in der Grauzone zwischen Rock, Elektronik, Avantgarde und Industrial, läßt sich jedoch zu keinem dieser Stile eindeutig zuordnen. Der Opener "Instinct Of A Dead Man" erinnert fast an die goldenen Jahre des Indie-Rock und klingt wie eine Kreuzung aus Fred Frith, Sonic Youth und den Young Gods.
Allerdings sind bei Say Dog alle Nummern ausnahmslos instrumental gehalten, weshalb sich eine Klassifizierung als reine Rockmusik nicht so einfach aufrechterhalten ließe. "Jackson Waiting" erinnert mit seiner auffälligen Melodie mehr an so manchen Klassiker der Residents, und als Gast ist darauf der Wiener Frenk Lebel zu hören, besser bekannt als die singende Hälfte des einzigen österreichischen Popduos Play The Tracks Of.
"In Advance Of A Broken Arm" ist ein Album voller Stilwechsel, Stimmungsschwankungen und krasser Gegensätze. Auf harte Gitarrenriffs folgen oft elektronische Spielereien; es dominiert jedoch ein wesentlich härterer Grundton, als man ihn zuletzt aus Österreich zu hören bekam. Strengberg scheut sich nicht davor, gegen den Strom zu schwimmen, und schert sich wenig um die hippe Electronica-Szene, die in selbstverliebter Abstrakt-Knatterei dahindümpelt.
Gemastert wurde das gute Stück wie so oft von Christoph Amann, produziert von Michael Strengberg selbst. Wer Lust hat, es nach Jahren der "intelligenten", unironischen Kunstmusik wieder einmal so richtig krachen zu lassen, dem sei dieses Album wärmstenns ans Herz gelegt. Aber nicht vergessen: eine ordentlich Lautstärke erhöht mit Sicherheit den Hörgenuß. Viel Spaß beim gelegentlichen Headbangen.
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