Mit ihrem Vertrag bei Virgin änderten Cabaret Voltaire im Jahr 1983 ihren Sound grundlegend und wurden damit zu den einflußreichsten Pionieren auf dem Gebiet der elektronischen Popmusik. Jetzt wurde eine Singles-Kollektion aus dieser Zeit veröffentlicht, die alle essentiellen Fast-Hits ihrer glanzvollsten Ära beinhaltet.
"Sensoria", "Just Fascination" oder "I Want You": diese Nummern dürften jedem Fan des Achtziger-Jahre-Elektroniksounds ein Begriff sein. Cabaret Voltaire schlugen damals eine neue Richtung ein, als sie ihre Gitarren wegpackten und die Synthies in den Vordergrund rückten. Von 1983 bis 85 waren sie bei der damals sehr innovativen Plattenfirma Virgin unter Vertrag, die ihnen einerseits große künstlerische Freiheit ließ und andererseits eine neue Dimension an Absatzmöglichkeiten bot. Aus dieser Phase stammen naturgemäß auch die besten Platten dieser wichtigen Band, denen man durchaus anhört, daß zum ersten Mal in ihrer Karriere Geld eine Rolle bei der Produktion spielte.
"The Crackdown" hieß die erste Platte Cabaret Voltaires auf einem Major-Label. Zwei Tracks wurden auf etwas obskure Weise als Singles ausgekoppelt, nämlich das bereits genannte "Just Fascination" und der Titelsong "Crackdown". Auf Single war "Just Fascination" Seite eins, auf Maxi aber "Crackdown", und dementsprechend wurden beide mit Videoclips ausgestattet (und bei den damals noch etwas liberaleren Musik-Shows auch tatsächlich ausgestrahlt). Ihre zweite LP "Micro-Phonies", die vielen als das Meisterwerk der Band gilt, erschien ein Jahr darauf und beinhaltete unter anderem das grandiose "Sensoria" (mit dazugehörigem, x-fach preisgekröntem Video von Peter Care) und das etwas überraschend als zweite Single ausgewählte "James Brown". Überbrückt wurde die Zeit zwischen den beiden Longplayern mit der ausgezeichneten Veröffentlichung "The Dream Ticket", die sich auf keinem späteren Album wiederfinden sollte.
"The Covenant, The Sword And The Arm Of The Lord" hieß Virgin-LP Nummer drei und wurde zu einer der extremsten Platten, die je von einem Großkonzern veröffentlicht werden sollten. Starke Industrial-Einflüsse und bereits anklingende harte Techno-Beats führten dazu, daß Cabaret Voltaire kurz nach Veröffentlichung wieder einmal ohne Label dastanden. Trotzdem wurde auch hier eine Single ausgekoppelt, nämlich das aberwitzig schnelle "I Want You". Danach gab es nur noch eine Doppel-Maxi mit vier unveröffentlichten Nummern und dann eine Platte auf dem bandeigenen Label Doublevision.
Zwei Jahre später fingen die beiden Herren einen neuen Majordeal ein, diesmal war es EMI, das Potential in dem innovativen Elektronik-Duo sah. Heraus kam das grandiose Album "Code", produziert von keinem geringeren als Adrian Sherwood. "Don´t Argue" wurde zuerst ausgekoppelt und mit weiblichem Hintergrund-Chor ausgestattet. Es folgte "Here To Go" mit Bill Nelson an der Gitarre, dann sollte "Thank You America" kommen, allerdings sah man dazu schlußendlich keinen Anlaß mehr, denn zu spröde war die ganze Platte, um kommerziell einen Erfolg für EMI darzustellen. Folglich wurde das Projekt Voltaire auf Eis gelegt. Später ließ man die beiden zwar als Popduo wieder auf den Markt los, aber das ist eine andere Geschichte.
All die oben genannten Nummern finden sich nun endlich auf dem am 24. Dezember erscheinenden Best Of-Album "The Original Sound Of Sheffield". Mit ein paar unveröffentlichten Bonus-Beats ausgestattet, schließt dieser Release die Cabaret-Voltaire-CD-Flut ab, die EMI und Virgin im letzten Jahr herausgebracht haben. Die nun vorliegende Sammlung stellt dabei die Quintessenz des Ganzen dar, und wer diese Klassiker nicht schon seit zwanzig Jahren im Vinyl-Regal stehen hat, sollte sie jetzt um keinen Preis verpassen. Besser als dieses Material ist kaum etwas, was in den letzten 30 Jahren erschienen ist.
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