"Pfui!" sagt der Purist, und der treue Leser wundert sich. Charts-Musik im Evolver! Das können wir Ihnen leider nicht ersparen - schließlich können wir nichts dafür, daß die Welle der Bekanntheit auch einmal eine talentierte Band erfaßt. Puristen und Stammleser: Lesen Sie weiter, bitte!
Es war einmal, vor knapp 15 Jahren, da gab es für teutonische Mähnenschüttel-Thrash-Metal-Musik eine Hochburg, das Ruhrgebiet. Zwischen Essen und Herne zelebrierten Sodom, Kreator oder auch Rage von der NWoBHM und der BayArea inspirierte Hymnen von und für "echte Männer". Bei der zuletzt genannten Band gab es vor zwei Jahren einen heftigen Streit, der dazu führte, daß nicht weniger als vier Bandmitglieder ausstiegen und eine neue Formation gründeten. Eher rockig und progressiv, eben zeitgemäß sollte sie klingen, und man machte sich auf die Suche nach einem Sänger. In diesen Tagen, knapp anderthalb Jahre nach den ersten Jam-Sessions von Sub7even (wie die neue Band genannt wurde) liegt das überraschende Ergebnis in Form des gleich betitelten ersten Longplayers vor. Der Fünfer aus dem Pott hat ein zwar wenig abwechslungsreiches und noch weniger innovatives Album abgeliefert, aber qualitativ ein solches Niveau erreicht, daß die meisten Leute, die ihre momentan auf- und abgespielte erste Single "Weatherman" im Radio hören, den Song für das neue Lied von Creed, Bush oder gar den Stone Temple Pilots halten.
Diese Referenzen machen deutlich, in welche Kerbe Sub7even schlagen, Post-Grunge könnte man es nennen, wenn man darauf anspielen wollte, daß in den Instrumentalspuren ihrer Songs nicht nur Gitarre-Baß-Schlagzeug auftauchen, sondern auch Streicher, gesampelte Beats und Synthiesequenzen. Im Grunde entsteht die Assoziation zu Seattle nur aufgrund des jungen, talentierten, guten Sängers Daniel Wirtz, der aus seinen Möglichkeiten das Beste gemacht hat. Wenn man das Album ein-, zweimal gehört hat, fühlt man sich an Vivid aus Hannover erinnert, die nach einer kurzen Erfolgsperiode inzwischen wieder in Vergessenheit geraten sind. Neben gut gemachter Popmusik ("Weatherman", "No More") finden sich auf "sub7even" einige interessante Ansätze in Richtung härterer oder auch grooviger Nummern ("Wicked") - leider eben nur rudimentär, weswegen die Musik doch Konditionsprobleme auf der Albumstrecke hat. Vielleicht wäre eine EP der bessere Anfang gewesen.
Sub7even haben ein gutes Händchen für Melodien und sollten das in Zukunft noch mehr zum kreativen Schreiben ihrer Tracks benutzen. Zu viele Schnörkel schaden ihren Songs; das mindert leider auch den Gesamteindruck, den dieses Debüt hinterläßt. Wenn man an Hits interessiert ist, so sollte man tatsächlich zur "Weatherman"-Single greifen, auf der mit "Wicked" auch die zweitstärkste Nummer des Albums vertreten ist.
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