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Ob als Sänger, Songwriter oder Produzent - Mick Jagger kann auch auf seinem neuen Solowerk in jeder Hinsicht überzeugen. "Goddess in the Doorway" ist ein ebenso abwechslungsreiches wie ausgewogenes Album und hat das Zeug zum Klassiker.

Mick Jagger ist mit seinen 58 Jahren zwar nicht mehr der Jüngste und schon seit vielen Jahren ein Teil des Jet-sets, doch seinem vierten Soloalbum - dem ersten seit "Wandering Spirit" (1993) - hört man weder Alterserscheinungen noch abgehobene Starallüren an. Tatsächlich ist dem Rolling-Stones-Frontman sowohl inhaltlich als auch von der Entstehungsgeschichte her ein sehr persönliches Album gelungen, wie man es nicht unbedingt von ihm erwartet hätte. Die Basis der zwölf Songs von "Goddess in the Doorway" entstand in Mick Jaggers Villa in Frankreich, wo er in seinem Heimstudio die Stücke allein mit der akustischen Gitarre skizzierte und die Tracks anschließend mit Computerbeats unterlegte.

Im Zuge der endgültigen Ausarbeitung waren ihm dann einige prominente Musikerkollegen behilflich: Lenny Kravitz, Pete Townshend, Bono oder Wyclef Jean (Fugees) z. B. "Wenn man ein Soloalbum aufnimmt, macht es definitiv Spaß, viele Leute mit an Bord zu haben", erklärt Jagger. "Auch meine Familie war immer in der Nähe." Nachgewiesen wird dies nicht zuletzt durch den letzten Track des Albums, "Brand New Set of Rules", bei dem Jaggers zwei Töchter als Background-Sängerinnen zum Einsatz kamen.

Klar, daß bei der Endfertigung schließlich auf Breitenwirksamkeit Wert gelegt wurde, aber auf Raffinement und Abwechslung hat Mick Jagger bei der Produktion (die er weitgehend selbst erledigte) sicher nicht vergessen. Neben zackigen Uptempo-Rockern hört man hier gelungene Ausflüge in Richtung Gospel und Soul sowie einige treibende Grooves, wobei Jagger aber nicht den Fehler begeht, krampfhaft Modernität heraufbeschwören zu wollen.

Zu den Höhepunkten von "Goddess in the Doorway" zählen unter anderem das als erste Single ausgekoppelte "God Gave Me Everything", das mit seinem unwiderstehlichen Groove und Jaggers forderndem Gesang seinem Titel alle Ehre macht. Ganz anders, aber nicht minder gelungen klingt das darauf folgende "Hideaway", bei dem man eher an Spätwerke von Marvin Gaye oder Al Green denken würde. Typisches Jagger-Flair besitzt dafür der Titelsong, der auch jedem Stones-Album gut zu Gesicht gestanden wäre und perfekt die Waage zwischen Radiotauglichkeit und Dancefloor-Kompatibilität hält. Und auch "Lucky Day" klingt schon jetzt wie ein sicherer Hit, da der Song mit seiner Mischung aus Rhythm´n´Blues und Disco-Sound das Zeug zu einem Klassiker Marke "Miss You" hat.

Nach schwachen Momenten sucht man auf "Goddess in the Doorway" jedenfalls vergebens. Mick Jagger beweist mit diesem ausgeschlafenem Werk seine Klasse, denn nicht nur seine Stimme ist immer noch in Topform, auch als Songwriter schlägt er sich hier ausgezeichnet - und vor allem wird man das Gefühl nicht los, ihm wäre das alles ganz leicht von der Hand gegangen. Das Album ist mehr als nur ein Vorgeschmack auf das bevorstehende 40jährige Band-Jubiläum der Rolling Stones im kommenden Jahr, für das neben einer groß angelegten Welttournee und einem umfangreichen Werkschau-CD-Box-Set noch weitere Überraschungen angekündigt sind.

Alle 2 Kommentare ansehen

Jagger
(martin compart, 16.11.2001 11:30)

der kann noch was
(miss comment, 16.11.2001 22:11)