Im zehnten Jahr nach seinem bisher letzten und fulminanten Album "The Future" meldet sich Leonard Cohen mit "Ten New Songs" zurück. Unterstützt wird er dabei von Sharon Robinson, die fast die gesamte Musik beisteuerte.
Lange Zeit war es still um den kanadischen Poeten und Sänger Leonard Cohen. Sein bisher letztes Album erschien 1992, und kurz darauf zog sich Cohen aus dem Musikleben in ein buddhistisches Zen-Kloster zurück, um sich den einfachen Dingen des Lebens zu widmen.
Der 1934 im kanadischen Montreal geborene Künstler gründete seine erste Band bereits im Alter von 17 Jahren - die Buckskin Boys spielten als Trio konventionellen Country & Western. Fünf Jahre später erschien Cohens erster Gedichtband "Let Us Compare Mythologies; kurz darauf fand sein literarisches Werk bereits internationale Anerkennung.
Der Erfolg ermöglichte dem jungen Cohen ausgedehnte Reisen durch Europa, wo er in Griechenland eine neue Heimat fand - gemeinsam mit seiner Frau Marianne Jenson, der ersten Namenspatin eines Cohen-Songs ("So Long, Marianne"; weitere sollten folgen). Nach seiner Rückkehr in die USA begann er wieder eine Karriere als Musiker anzustreben, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. "The Songs of Leonard Cohen" enterte sofort die Charts und katapultierte Cohen in die Liga der Popstars.
Nach weiteren Alben, darunter Meisterwerken wie "New Skin for the Old Ceremony" oder "Recent Songs", aber auch einem krassen Ausrutscher namens "Death of A Ladies´ Man", veröffentlichte Cohen mit "The Future" seine bisher letzte Platte. Nun, fast zehn Jahre danach, erscheinen seine "Ten New Songs" - wieder einmal in Zusammenarbeit mit Sharon Robinson, die schon zuvor für Cohen komponiert hatte und mit ihm auch 1979/80 auf Welttournee war. Die Musik stammt diesmal fast ausschließlich von ihr, ebenso die Instrumentierung der Songs und der weibliche Gesang, der sich diesmal nicht auf die Rolle klassischer Backing-Vocals beschränkt, sondern die Songs fast durchgehend zu männlich-weiblichen Gesangsduetten macht.
Überraschenderweise hört man momentan viele kritische Stimmen, die Cohens neues Album als Kitsch abstempeln - wieso das ausgerechnet jetzt passiert, ist allerdings schwer zu verstehen, da Cohen von jeher ein Grenzgänger zwischen wunderschöner Poesie und schmalzigen Arrangements war. Allerdings sind die Nummern diesmal doch noch ein wenig glatter produziert als bisher, und die Verzückung über die ersten paar Songs geht dann fast unmerklich in angenehme Gleichgültigkeit über.
Wenn man bedenkt, welchen Einfluß Leonard Cohen auf die Musikwelt hat und hatte (die Gruftrocker Sisters Of Mercy beispielsweise entlehnten ihren Bandnamen einem Cohen-Song, und es gibt endlose Coverversionen von Pop bis Avantgarde - man denke nur an Coils wunderschöne Adaptation der Nummer "Who By Fire"), so ist es ganz sicher eine großartige Sache, Cohen wieder im Busineß zu sehen. Und wenn die "Ten New Songs" auch nicht seine beste Platte sind, so mit Sicherheit auch nicht die schlechteste.
Cohen ist noch immer ein Meister des poetischen Songwriting; daher darf man sich getrost über sein Comeback freuen. Angeblich schließt er sogar eine neue Live-Tournee nicht aus, da er am weltlichen Leben durchaus immer noch Gefallen finde und auch gerne einmal wieder ein paar Fläschchen Rotwein trinke. Bis dahin heißt es zurücklehnen, ein gutes Abendessen genießen und mit einem edlen Tröpfchen auf Cohens neue Platte anstoßen.
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