Fünf Jahre ist es her, daß die Wiener Neustädter Formation Seven Ages ihr bis dato bedeutendstes Album auf BMG veröffentlicht hat. Jetzt meldet sie sich nach diversen Umbesetzungen und künstlerischen Ausflügen mit "Otherland" zurück.
1993 gründete Bernd Bechtloff gemeinsam mit Dieter Nemetz das Projekt Seven Ages. Mit einer Menge Gastmusikern wurde damals das selbstproduzierte Debütalbum "Neuland" eingespielt, wobei damals lange Songs im Vordergrund standen, die schwer einzuordnen waren - angesiedelt irgendwo zwischen afrikanischer Folklore und Siebziger-Psychedelic-Rock.
Drei Jahre später erschien dann bei BMG das bisherige Hauptwerk der Band - ihr selbstbetiteltes Album "Seven Ages". Auf diesem fanden sich vierzehn Pop-Perlen mit Einflüssen von irischer Folklore über Peter Gabriel bis hin zum australischen Didgeridoo. Nach einer schier endlosen Reihe von Live-Gigs, in denen die Band bis heute ihr Potential noch am allerbesten entfalten kann, kam es zu einer mehrjährigen Kunstpause, in der zwar weiter komponiert wurde, jedoch für die Außenwelt keinerlei Aktivitäten sichtbar waren. Als Bandleader Bechtloff dann noch ein Angebot Hubert von Goiserns annahm, als Drummer in dessen Band einzutreten, war das Ende der Seven Ages praktisch vorprogrammiert. Um so mehr überrascht es, daß jetzt mit "Otherland", erschienen auf Bin.Go Sound in Deutschland, das Comeback-Album der Band vorliegt.
Die Aufnahmen für die Tracks der neuen Platte reichen bis ins Jahr 1997 zurück, wurden jedoch allesamt im Vorjahr neu gemastered. Die Besetzung des Albums ergibt sich sowohl aus aktuellen Kernmitgliedern als auch Ehemaligen und Gästen.
Alle zusammen kommen auch gleich auf dem Opener "Rishi Valley" zum Einsatz, einer vorwiegend instrumentalen Nummer, die den Hörer so richtig in Stimmung dafür bringt, was ihn auf dem Album in weiterer Folge erwarten wird. "Invocation", in zwei Teile zerlegt (ein dritter wurde leider gestrichen), besticht durch schwebende Drones in Teil 1 und einen brachialen Trommelrhythmus in Teil 2, der dann sanft in immer leiser werdende Percussion ausmündet. "Sié", ein Klassiker der Seven-Ages-Live-Auftritte, ist wahrscheinlich die Single-Auskopplung mit dem meisten Potential - ein irisch angehauchter Popsong, der nur ganz am Ende verärgert, wenn mit pseudoenglischem Akzent ein völlig unpassender Satz die schöne Stimmung der Nummer zerstört. "Across the Land", ein weiteres Instrumentalstück, wird auf der bandeigenen Webpage als "Flug eines Menschen über ein Stück Land" beschrieben; ob der Hörer diese Impression nachvollziehen kann, bleibt ihm/ihr überlassen. Auf dem neuen Album findet sich auch das erste Seven-Ages-Stück mit einem Reggae-Rhythmus, auf dem auch Sängerin Ines Bialonczyk stimmlich etwas mehr in den Vordergrund tritt. Bei "Mag Mell" klingt schließlich Heinz Wolfsbauers musikalisches Vorleben bei den pannonischen Adebar durch, und das Album endet mit einem simplen, aber durchaus schönen Gitarren-Popsong.
Alles in allem merkt man "Otherland" an, daß diesmal die Produktion und das Geld einer Major-Plattenfirma fehlen. Allerdings sind die Songs so stark und die Band so virtuos, daß das Album seinem Vorgänger nur in wenig nachsteht. Wer Seven Ages allerdings in ihrer vollen Power erleben will, sollte unbedingt eines ihrer Livekonzerte besuchen, die für das Frühjahr 2002 angekündigt sind.
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