Die Arbeiter-Stripper-Komödie "The Full Monty" war wirklich witzig. "Über kurz und lang" ist trotz Drehbuchautor Simon Beaufoy leider ziemlich mißglückt, obwohl die Schauspieler erhebliches Potential zu bieten haben.
Im realen Leben werden Friseure meist erfolgreiche DJs und Musiker; im Kino müssen sie für Komödien herhalten. Von "Shampoo" über Tim Burtons "Edward mit den Scherenhänden" bis zu John Waters´ "Hairspray" beziehen diese Filme einen Großteil ihres Witzes aus lächerlichen Frisuren und überzeichneten Eitelkeiten. Ähnlich funktioniert auch "Blow Dry", der aber auch ernste Töne, ein wenig Gefühl und eine zarte Liebesgeschichten in seine Story einkämmt.
Der einst gefeierte Star-Coiffeur Phil Allen (Alan Rickman) hat sich in der englischen Provinz frustriert in seinen Dorffrisiersalon zurückgezogen, nachdem ihn seine Frau Shelley (Natasha Richardson) vor zehn Jahren wegen einer Frau verlassen hat. Mit Sandra (Rachel Griffiths) betreibt Shelley ebenfalls einen Frisiersalon, und Sohn Brian (Josh Hartnett) übt derweil heimlich das elterliche Gewerbe an Leichen in der örtlichen Aufbahrungshalle. Seit der Trennung meidet Phil jeglichen Kontakt und auch alle Wettbewerbe. Als aber die britische Friseurmeisterschaft über die Stadt hereinbricht, sieht die krebskranke Shelley ihre Chance, ihre Großfamilie zusammenzuführen, und versucht alle zur gemeinsamen Teilnahme zu überreden.
Der Wettbewerb entpuppt sich als absurdes Kaleidoskop abenteuerlicher Vokuhilas und bizarrer Fönfrisuren. Inmitten monströser Haarkreationen stakst Heidi Klum als Model-Zicke durch die Gegend, und Brian verliebt sich - der komödienüblichen Komplikation willen - in die gutherzige, hübsche Tochter des väterlichen Erzrivalen. Die Karikatur auf die hippe Friseurszene Englands gelingt noch am besten, wenn die Glamour-Gecken auf die unfashionable Schafzüchter-Landbevölkerung, proletarische Dorfschönheiten und einen einsam singenden Bürgermeister im Glitzerjacket (Warren Clarke) treffen - oder wenn zwischen den Zeilen die Bedeutung kurzer und langer Haare angedeutet wird. Leider schafft es Regisseur Paddy Breathnach (von Drehbuchautor Simon Beaufoy ist man ja bekanntlich Besseres gewöhnt) nicht, trotz charmanter, witziger Momente das ausgebreitete Szenario pointiert aufs Korn zu nehmen.
Bedauerlich - denn "Über kurz oder lang" hat vor allem in seinen ernsten Szenen durchaus gewinnende Momente, die vom Potential wirklich guter Schauspieler zeugen: Natasha Richardson, Rachel Griffiths ("Blow") und allen voran ein grantelnder Alan Rickman (großartig in "Galaxy Quest") retten mit ihrer Liebenswürdigkeit ein wenig über allfällige Miseren hinweg. Antun sollte man sich den Film, wenn überhaupt, allerdings nur in der Originalfassung, der Dialekte wegen. Und: Trashiger Revue-Charakter und kranke Kostüme tun´s auch billiger als in dem hohlen, aufgeblasenen Nichts namens "Moulin Rouge". Da hat die vorliegende Tragikomödie immerhin einen Vorzug: sie ist seltsam.
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