USA 2001
Genre:
Autobiographie
Autor:
Linus Torvalds &
David Diamond
Verlag:
Carl Hanser Verlag (München/Wien, 2001)
in dt. Sprache
275 Seiten
Wertung:
Weblinks:
offizielle Linux-Site
Transmeta
SuSE Linux
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Über das Open-Source-Betriebssystem Linux gibt es heute schon mehr Literatur als über den Konkurrenten Microsoft. Über seinen Erfinder Linus Torvalds dagegen weiß man noch recht wenig; selbst Photos des Programmierers haben Seltenheitswert. Nun erschien die Autobiographie dieses Mannes, der sich selbst nicht für ganz voll nimmt.
Linux feierte vor kurzem sein zehnjähriges Jubiläum. Am 17. September 1991 stellte der damals 22jährige finnische Student Linus Torvalds die noch recht bescheidene Version 0.01 des Betriebssystems ins Internet und damit der großen Gemeinde von Unix-Verfechtern sowie anderen Interessenten zur Verfügung. Einige Wochen zuvor hatte er seine Arbeit mit dem für ihn typischen Understatement via Newsgroup angekündigt: "Ich mache ein (freies) Betriebssystem (nur ein Hobby, wird nichts Großes und nicht professionell wie GNU) für 386 und 486 AT-Klone". Was hier so langweilig und kryptisch klingt, bedeutete eine Revolution für die Software-Welt: das erste nicht im Eigentum eines Unternehmens befindliche Betriebssystem, das von allen Programmiereren übers Netz weiterentwickelt und adaptiert werden durfte - und damit eine echte Konkurrenz für den Monopolisten Bill Gates und seinen Microsoft-Konzern.
Den Erfolg der Open-Source-Bewegung führt Torvalds auf zwei wesentliche Charakterschwächen zurück: "1. Ich bin faul. Und 2. genieße ich es, Anerkennung für die Arbeit anderer einzuheimsen." Den Grundstock dazu legte er allerdings selbst in monatelanger Programmierklausur. Bis heute überwacht er persönlich das Projekt und die Weiterentwicklungen seines Betriebssystems, das ursprünglich den Namen "Freax" hätte tragen sollen. Fast vier Jahre verbrachte Torvalds vor dem Computer, an verschiedensten Projekten werkelnd, ohne auch nur eine Finnmark damit zu verdienen. Die Raten für seinen Rechner konnte er nur durch eine Sammlung bezahlen, die die ständig wachsende Gemeinde an Linux-Freaks für ihn veranstaltete.
Neben beinahe 100 Seiten in "mittelschwerer Geek-Sprache" enthält die Autobiographie abwertende Urteile und ironische Kommentare des Finnen zur eigenen Vergangenheit. "Ich war ein häßliches Kind", meint er über sich selbst. "Ich war ein Freak. Ein Nerd. Ein Geek. Gut in Mathe, gut in Physik, null soziale Kompetenz." Mit der Herbeibeschwörung herrschender Klischees drückt er sich dabei recht geschickt um echte Enthüllungen aus seinem Privatleben. Die Geschichte von Kindheit und Jugend gerät ihm zu einer Geschichte der Computer, die er besessen oder bedient hat. Das reicht vom elektronischen Tischrechner seines Großvater, in den er - auf dessen Knien sitzend - tippseln durfte, über einen Commodore VIC-20 als ersten eigenen Computer bis hin zu jenem 386er, auf dem er Linux entwickelte - ursprünglich, um seinen Rechner besser kennenzulernen.
Heute zählt Torvalds selbstverständlich zu den Reichen und Schönen dieser Welt. Der ehemals schüchterne Student hat eine Frau, die - nach eigenen Angaben - größeren Einfluß auf sein Leben hatte als das Buch "Operating Systems" des Minix-Programmierers Andrew Tanenbaum, drei Töchter, lebt im Silicon Valley und arbeitet für den Prozessor-Hersteller Transmeta. Durch Aktienoptionen verschiedenster Linux-Unternehmen ist er Dollarmillionär; zudem darf sich der ehemalige Langzeitstudent mit einem Ehrendoktorat der Universität Helsinki schmücken. Seinen neugewonnenen Reichtum genießt er ohne schlechtes Gewissen, die Heiligenverehrung durch die Medien kommentiert er mit entsprechender Häme. Ein unterhaltsames Buch zu einem trockenen Thema.
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Schas
(Edmund, 01.11.2001 16:01)
Re: Schas
(Reinhard, 02.11.2001 10:56)
T_o_rvalds, nicht T_ho_rvalds!
(Joe User, 06.11.2001 03:03)
Richtig, Torvalds!
(der Verantwortliche, 06.11.2001 03:48)
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