Die Zusammenarbeit Robin Storeys alias Rapoon mit den Kanadiern Kinder Atom ist nur ein weiterer Beweis dafür, daß kontinuierliche Aufbauarbeit wesentlich vielschichtiger und bereichernder sein kann als vorschnelles Trendhopping - wofür man sich beim exquisiten österreichischen Elektronik-Label Klanggalerie nur bedanken kann.
Unheilschwanger baut er sich langsam auf, zäh aus den Boxen triefend, majestätisch und beängstigend zugleich, beschwörend, nein, regelrecht hypnotisierend kommt er daher, der im Namen des Offbeat getaufte "Rhino Bone", zugleich Eröffnungsopus der hier vorliegenden Produktion "Rapoon Vs. Kinder Atom".
Eventuell sollte man ganz kurz auf die Entstehungsgeschichte dieser Kooperation eingehen: 1996 erfolgte zwischen :zoviet*france:-Mitbegründer Robin Storey (der seit 1994 unter dem Projektnamen Rapoon auf Labels wie Staalplaat oder Soleilmoon regelmäßig mit virtuosen Ambient-Epen für Aufsehen und -hören sorgt) und den in Toronto ansässigen Elektroniktüftlern Heiki Sillaste, Gerald Belanger und Chris Drost, die gemeinhin als Kinder Atom agieren, der Beschluß zur kreativen Zusammenarbeit. Nach langjährigem Austausch von Daten und Entwürfen via Mail erblickt im Mai 2000 das Produkt dieses produktiven Zusammenstoßes das Licht der Welt. Licht der Welt? Wohl eher Zwielicht der Welt - da mag das Albumcover mit seinen grellgrünen Blättern noch so hoffnungsfroh daherkommen, die Klangfarbe ist doch eine wesentlich dunklere.
Zunächst stechen dem Hörer die Rapoon-typischen, sphärischen Ambient-Layer ins Ohr. Ausgestattet (oder gesegnet?) sind diese mit einem Reichtum an Düster-Samples, denen wohl nur Mr. Storey selbst Quelle oder Herkunft zuordnen kann. Nach dem Prinzip der tausend Nadelstiche erfolgen von nun an Kinder Atoms polyrhythmische Störfeuer, fräsen sich durch Rapoons monolithische Klanggebilde (wer hierzu noch einmal das Unwort Ethno in den Mund oder auch nur Gedankengang nimmt, soll bitte persönlich beim Schreiber dieser Zeilen vorsprechen), werden abgestoßen, brechen weg, um letztendlich doch wie in Mutters Schoß aufgenommen zu werden. Hinter, über oder auch zwischen diesem repetitiv-hypnotischen Mahlstrom vermeint man, Stimmen zu hören, Mantras der Wehklage, wie aus einer anderen Welt, phantomgleich und doch unheimlich vertraut.
Um hier einmal eine gewiß auch widerlegbare These aufzustellen: Indem mögliche Klischees einer solchen Fusion geschickt ausgespart werden, entsteht hier in aller Detailverliebtheit und Konsequenz etwas, was in dieser Gestalt noch nicht oft zu hören war. Weitergehen als Prinzip, weiter auch als der unvergessene Muslimgauze (selig) oder der japanische Lärmpapst Akifumi Nakajima alias Aube. Vielleicht gelang mit "Rapoon Vs. Kinder Atom" nicht zuletzt eine Transponierung einer im Ambient-Bereich oft allzu standardisierten Klangsprache in eine wesentlich zukunftsweisendere Formgebung oder Ausrichtung.
Wer das schon kennt bzw. wer das kennt und für gut befunden hat, der sei auf das Anfang nächsten Jahres ebenfalls auf Klanggalerie erscheinende neue Rapoon-Werk "Church Road" verwiesen.
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