13mal voll auf die Zwölf!

Tom Araya & Co. melden sich lautstark (wen wundert´s?) zurück. Und das heißt: "Schluß mit lustig!", denn "God Hates Us All".

War es beim letzten Album noch das Teuflische in der Musik, so ist jetzt mit "God Hates Us All" die Gegenseite an der Reihe. Slayer kann (besser muß!) man wohl als Institution in Sachen Speedmetal bezeichnen, denn immerhin liegt hiermit mittlerweile - zählt man die beiden Live-Alben und eine EP dazu - bereits ihr zwölftes flottes Werk vor. Seit knapp 20 Jahren läßt man Blut regnen, wurde schon wer-weiß-wie-oft von selbsternannten Hütern der Moral verklagt und findet mittlerweile als herausragende Combo in Sachen flotter metallischer Musik sogar Erwähnung in so manchem Buch der Populärmusiklehre. Würde man Mister Araya darauf ansprechen, bekäme man wahrscheinlich ein herzliches "Fuck it!" von ihm zu hören.

Mit "God Hates Us All" setzt es dreizehnmal eins zwischen die Augen - und zwar gewaltig. Irgendwie schön, daß es noch eine Band wie Slayer gibt. Kaufen, Hören, Nachbarn abwimmeln, Gehörsturz behandeln lassen; so gehört sich das. Kein Anbiedern an irgendwelche hippen Trends aus dem metallischen Bereich, keine Balladen oder gar irgendwas an Ruhe erinnerndes, sondern einfach nur Slayer at its best. Wütend, brutal, laut und schnell. Der passende Soundtrack eben für die schnelle Autobahnfahrt, die kleine schwarze Messe für zwischendurch oder das frohe Kettensägenmassaker zum Frühstück.

Tom Araya brüllt wie immer am Spieß, und man fragt sich, die wievielte Stimmbandtransplantation der schon hinter sich haben muß. Kerry King und Jeff Hannemann, wieder hauptsächlich für Lyrics und Songwriting verantwortlich, fiedeln mit ihren Gitarren so böse um die Wette, wie sie dreinschauen, und der bereits auf dem vierten Album knüppelnde Paul Bostaph hat sich mittlerweile so gut in die Band integriert, daß er dem ausgeschiedenen Dave Lombardo (der trommelt jetzt bei Fantomas) in nichts mehr nachsteht. Einziges Novum ist, daß diesmal aus Zeitmangel nicht Stammproduzent Rick Rubin an den Reglern saß, sondern ein gewisser Matt Hyde, mit dem Slayer bereits bei "Bloodline" vom "Dracula 2000"-Soundtrack zusammenarbeiteten. Allerdings macht diese Tatsache klanglich wie stilistisch keinen hörbaren Unterschied aus, was vermuten läßt, daß sich die Herren im Studio wahrscheinlich sowieso nicht viel sagen lassen und auch einen Rick Rubin zum reinen Aufnahmeleiter degradieren. Gut so, denn es wäre eine absolute Horrorvorstellung, würden sich Slayer von einem angesagten Produzenten in ein hippes Klangkorsett pressen lassen.

Überraschungen darf und braucht man sich von "God Hates Us All" keine zu erwarten - was bei Slayer aber auch völlig egal ist, denn dieses Album macht einfach Spaß. Hier einzelne Tracks zu erwähnen, ist ohnehin überflüssig, denn die knallen allesamt heftigst, und wer die Band schon immer mochte, der wird auch dieses Album lieben. Auch für 2001 gilt: Wo Slayer drauf steht, da ist zum Glück auch immer noch Slayer drin. Einen Minuspunkt gibt es aber für das verschämte Kärtlein, das das Original-Cover (blutige Bibel mit Nägeln drin) verdeckt, um diversen Klagen bereits erwähnter Moralhüter entgegenzuwirken. Ganz so auf "Scheiß drauf" sind sie wohl doch nicht mehr unterwegs.

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Unten: Cover der zensurierten Version!