Buddy Giovinazzo zählt nicht nur zu den Underdogs des amerikanischen Filmgeschäfts, auch seine Bücher müssen hierzulande noch entdeckt werden. Sein neuer Roman "Broken Street" bietet hierzu eine hervorragende Gelegenheit.
Buddy Giovinazzos kompromißloser Debütfilm "Combat Shock" genießt unter den Freunden der "No-Hope-Streifen" der siebziger Jahre ungefähr den gleichen Stellenwert wie Jim Van Bebbers "Deadbeat at Dawn" für eine spätere Generation. Hart an der Grenze, pessimistisch und trostlos führen uns derartige Filme Extremschicksale gestrandeter Persönlichkeiten vor Augen, wie man sie zuvor noch nie auf der Leinwand gesehen hatte. Leider (oder Gott sei Dank?) hat gerade das Multitalent Giovinazzo jedoch niemals den Sprung nach Hollywood geschafft und ist bis heute ein Geheimtip in Sachen subversives Kino geblieben. Dabei begeisterte der gebürtige New Yorker nicht nur mit seinem Post-Vietnam-Streifen, sondern auch seine Romane fanden ihr eigenes Fan-Publikum. Mit "Broken Street" veröffentlicht der Maas-Verlag nun das neueste Werk des 41jährigen Regisseurs und Schriftstellers.
Drogen, Autodiebstahl und andere Kavaliersdelikte bestimmen den Alltag des kleinkriminellen Protagonisten, seines Bruders und des versoffenen Vaters. Aufgewachsen in der Uptown von New York, lernt er dort nicht nur die harten Gesetze der Straße zu meistern, sondern auch, was Liebe bedeutet. Unglücklicherweise stammt die Königin seines Herzens ebenfalls nicht aus den besten Verhältnissen, denn ihr werter Herr Papa hat sie auf diese eine, ganz besondere Art und Weise ins Herz geschlossen (comprende?). Langsam, aber doch wurschtelt sich der Held dem eigenen Abgrund entgegen, bis ihm schließlich die Rechnung für seine Handlungen präsentiert wird. Das Leben in der "Broken Street" fordert seinen Tribut.
Man merkt Giovinazzos Roman deutlich an, daß der Autor genau weiß, wovon er spricht. Das Leben als Schmalspurganove auf den Schattenseiten des Big Apple, die dort herrschende Trostlosigkeit sowie die sozialen Mißstände in den Straßen New Yorks werden hemmungslos in all ihrer Tristesse beschrieben. Das Dilemma, in dem der Kleinkriminelle steckt, die Drogen, die Mafia und der Schock, als er aus der Haftanstalt entlassen wird und seine Straße von noch schlimmerem New-Age-Gangsterabschaum bevölkert findet (ähnlich wie Richard Roundtree in "Original Gangstas"), all das wird trotz des urbanes Pessimismus nicht ganz ohne augenzwinkernden Humor erzählt. Verglichen mit "Combat Shock", entdeckt man in "Broken Street" fast ein paar romantische Züge im sonst so tristen Universum des Autors. Immerhin gibt es letztendlich sogar eine Art Happy-End...
Buddy Giovinazzo zeigt die Seiten des Verbrecherlebens, die uns Scorsese wohlweislich verschwiegen hat. Wer gern im Dreck wühlt, sollte sich die Lektüre von "Broken Street" nicht entgehen lassen: schmutzig, tough, gemein, aber auch wunderbar.
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