Rip Gerber - Pharma
(Heyne; Photo s/w)
Fleischfressende Pflanzen im Urwald? Über die haben wir doch erst vor kurzem in Scott Smiths "Dickicht" gelesen ... Stimmt - aber der Debütroman des diplomierten Biochemikers Rip Gerber hat mit Rucksackstudenten oder wilden Eingeborenen genausowenig am Hut wie "Mission Impossible" mit der Doppelnull. Stattdessen entwirft der ehemalige CIA-Mitarbeiter ein spannendes Abenteuerszenario rund um riesige Venusfliegenfallen, Schlingpflanzen mit "Tanz der Teufel"-Trieben oder hinterfotzige Fitzcarraldo-Wannabes. Alle Befürchtungen, hier trockenes Wissenschaftsgarn vorgesetzt zu bekommen, zerstreut Gerber gleich in der Einstiegssequenz, in der zwei lesbische Touristinnen ohne ihren Führer durch den Dschungel promenieren. Besagte Venusfliegenfalle nimmt die unausgesprochene Aufforderung "Eat me" nämlich gar zu wörtlich ... (Wenn Ihnen das etwas zu schlüpfrig klingt, keine Sorge - ist es nicht.)
Außerdem mit dabei: ein Team Urwaldwissenschaftler inklusive Ex-Ehemann und Vater, dessen Sohn auf Zwangsurlaub, ein durchgeknallter Dorf-Capo sowie jede Menge Dschungel und Genmanipulation. Nicht zu vergessen ein umtriebiger Pharmakonzern, der sich nichts um den hippokratischen Eid schert und durchaus dazu bereit ist, in Sachen Angebot und Nachfrage ein klein wenig nachzuhelfen.
Es sind Romane wie "Pharma" oder auch James Rollins´etwas ins Phantastische abdriftender "Operation Amazonas", die bei der Lektüre daran erinnern, wie sehr es der aktuellen Blockbuster-Landschaft an ordentlichen Abenteuerfilmen mangelt. Auch wenn B-Movies wie die beiden "Anaconda"-Schlängler nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen, sollten uns die Schlipsträger und Geldsäcke der Traumfabrik wenigstens ein weiteres billiges Sequel bescheren, anstatt Milionen über Millionen in schalen Event-Blödsinn zu investieren. Schließlich hätte man aus dem Budget und der Laufzeit von Teil zwei und drei der Karibik-Piraten gleich drei bis vier ordentliche Regenwaldkracher produzieren können. Rip Gerbers "Pharma" ist jedenfalls prädestiniert für eine Verfilmung und zeigt nebenbei, wie unterhaltsam Naturwissenschaft sein kann.
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