Video_DVD-Tips 8/2007

Those were the days ...

Kahlrasiert und naßgespritzt in den Achtzigern, Diabolisches aus den Neunzigern und das übliche kreative Chaos des aktuellen Jahrzehnts - all das empfehlen wir Ihnen für den gepflegten Heimkinoabend. David Cronenberg wetzt schon die Messer ...    21.11.2007

Jürgen Fichtinger

Howard the Duck ... ein tierischer Held


(USA 1986/Region 2/Koch)

 

Es gibt zwei Dinge, auf die "Krieg der Sterne"-Mastermind George Lucas nicht sonderlich stolz ist (und damit sind weder Jar Jar Binks noch die bevorstehende filmische Zwangspensionierung von Indy 4 gemeint): die legendäre Fernsehproduktion "Star Wars Holiday Special" aus dem Jahre 1978 und die 80er-Jahre-Verfilmung von "Howard the Duck" aus dem Hause Marvel. Während die weihnachtlichen Jedi-Eskapaden nach wie vor unter Verschluß sind, liegt das Federvieh nun erstmals als anständige Veröffentlichung vor: ungekürzt, im korrekten Bildformat und inklusive englischer Sprachfassung.

Erzählt wird die Geschichte einer außerirdischen, sprechenden Ente, die durch ein mißlungenes Experiment plötzlich auf der Erde landet und dort eine befremdliche Parallelwelt vorfindet. Sie freundet sich mit einer erfolglosen Rocksängerin an, muß kurzfristig in einem Freudenhaus arbeiten und letztendlich gegen einen bösen Außerirdischen antreten. Aber egal, weil: sprechende Ente, Jeffrey Jones als Besessener, Tim Robbins als dümmlicher Wissenschafts-Nerd sowie jede Menge 80er-Jahre-Fönfrisuren und -Outfits. Manch einen mag auch die Tatsache locken, daß Caroline in her panties vorkommt.

So etwas konnte nur im selben Jahrzehnt wie "The Adventures of Buckaroo Banzai Across the 8th Dimension" entstehen und zeigt, wozu die Eighties im Kino fähig waren.

"That´s it, no more Mr. Nice Duck!" Da muß man durch.

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Flashdance - Special Collector´s Edition


(USA 1983/Region 2/Paramount)

 

Schon wieder die Achtziger: Drei Jahre, bevor pubertierende Buben kollektiv davon träumten, Jet-Piloten à la "Top Gun" zu werden, entstand dieser "Rocky for Girls" (so eine der Produzentinnen) und sorgte für Massenaufläufe an den Kinokassen. Jennifer Beals gibt darin die junge Schweißerin Alex aus Pittsburgh, die tagsüber in den Stollen werkt, abends an der Stange tanzt und in Wirklichkeit von einer Karriere als Ballerina träumt - geschrieben von Hollywood Animal Joe Eszterhas, inszeniert von Adrian Lyne und die erste Zusammenarbeit des Produzentenduos Don Simpson und Jerry Bruckheimer. Obwohl der Zahn der Zeit den Streifen ziemlich angekiefelt hat, läßt sich beim Betrachten selbst heute noch ein Hauch von erzählerischer Substanz verspüren. Umfangreiches Featurette-Material gibt Einblick in das damalige "Flashdance"-Phänomen, und sogar 80er-Jahre-Musik-Mastermind Georgio Moroder, verantwortlich für "What A Feeling", kommt zu Wort.

PS: Amüsanterweise findet man auch zwei für das Jahrzehnt Hollywood-typische Merkmale: eine kurze Trainingsmontage und - wie drei Jahre später in "Howard the Duck" - ein geräumiges Loft als Wohnort für junge Menschen mit großen Träumen.

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"Someone´s at the door!"


American Gothic - Die komplette Serie

(USA 1995/Region 2/Koch)

 

Hirnlose Marketing-Phrasen wie "XY präsentiert ..." oder "Von den Machern von ..." lösen bei vernünftigen Menschen im Normalfall schweres Hirnsausen aus. Sam Raimis Namen als Produzent auf dieser DVD-Verpackung sollte jedoch keinesfalls abschrecken; immerhin ist in dem wunderbaren Paket die gesamte - und leider einzige - Staffel von "American Gothic" enthalten. Im durch "Twin Peaks" und "The X-Files" entstandenen Mystery-Dunstkreis der frühen Neunziger schuf Shaun Cassidy (ja, der von der Partridge Family!) eine der sehenswertesten Serien des Genres. Im Mittelpunkt steht das kleine Südstaatenstädtchen Trinity, in dem sich Fuchs und Henne gute Nacht sagen. Und weil Serien der Prä-"Sex in the City"-Ära sich noch nicht damit begnügten, dem Zuschauer das gute, alte Wer-mit-wem-Rein-Rausspiel auf dem spießbürgerlichen Silbertablett zu servieren, bettete man den Kleinstadtmief in ein übernatürliches Gewand.

Alles dreht sich um den jungen Caleb, dessen Vater zu Beginn der ersten Folge Amok läuft und dessen behinderter Schwester der Sheriff (großartig: Gary Cole) im Anschluß en passant das Genick bricht. Das hatte man im US-TV zuvor noch nie gesehen ... Folge für Folge offenbart sich dem Zuschauer in den 22 Episoden all der Lug und Betrug hinter einer scheinbar friedlichen Fassade. So scheint der Ordnungshüter mit dem Teufel im Bunde (oder vielleicht selbst Satan?) zu sein, der Priester ist drogensüchtig, und auch die Schullehrerin hat ... Bedürfnisse. Obwohl "American Gothic" - gemessen am heute gängigen Tempo - eher elegisch erzählt wirkt, hat die Serie nichts von ihrer ursprünglichen Faszination eingebüßt. Definitiv ein Pflichttermin für Genrefreunde, inklusive dem üblichen Gastauftritt Bruce Campbells, und im Gegensatz zu Cassidys späterer Produktion "Invasion" in sich abgeschlossen. Die DVD-Veröffentlichung aus dem Hause Koch steht dem US-Pendant in nichts nach.

 

Stephen King´s The Stand - Das letzte Gefecht

(USA 1994/Region 2/Paramount)

 

Auch der einstige "King of Horror" siedelte seine Geschichten mit Vorliebe "In einer kleinen Stadt" an und ließ aus scheinbar winzigen Problemen oft großes Grauen entstehen. Seine Endzeitvision "Das letzte Gefecht" entstammt noch der Schaffensperiode, in der Stephen King tausend Seiten tatsächlich mit guten Geschichten zu füllen wußte, anstatt die halbe Zeit vor sich hinzuschwadronieren. Die von King-Routinier Mick Garris inszenierte Miniserie gehört nach wie vor zu den gelungensten Verfilmungen und ist gerade angesichts der derzeitigen Endzeit-Renaissance in Kino und TV wieder einen Blick wert. Unter anderem mit dabei: Gary Sinise, Molly Ringwald, Miguel Ferrer und Matt Frewer. Lediglich der Darsteller des Randall Flagg wirkt fehlbesetzt (oder zumindest fehlgestylt). Scheinbar haben sich die verantwortlichen Herrschaften "American Gothic" nie angesehen ...

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God shave the Queen ...


This Is England - Special Edition

(GB 2006/Region 2/Ascot Elite)

 

Auch Skinheads haben klein angefangen - und waren ursprünglich ein eher linksorientierter blue-collar-Schlägerhaufen, bei dem die Hautfarbe keine Rolle spielte. Dann kamen die 80er, Maggie Thatcher, Arbeits- und Orientierungslosigkeit. Der britische Regisseur Shane Meadows, seinerzeit selbst eine Glatze, erzählt vom Aufkeimen des Rassenhasses unter den Stoppelköpfen, beobachtet durch die Augen des zwölfjährigen Shaun. Dessen Vater fiel im Falkland-Krieg; er selbst wird von seinen Mitschülern gehänselt und bleibt ein geächteter Einzelgänger, bis er den Skinhead Woody und dessen Clique kennenlernt. Als Woodys bester Kumpel Combo (Stephen Grahams Darstellung weckt in Sachen Intensität Erinnerungen an Temuera Morrison in "Once Were Warriors") jedoch aus dem Knast entlassen wird, brechen neue Zeiten an ...

Die demnächst erscheinende Special Edition ist mit der bereits erhältlichen britischen Fassung identisch und sollte in keinem Schrank fehlen.

 

Für alle Fälle Fitz - Vierte Staffel

(GB 1996/2006/Region 2/Koch)

 

Soziale und gesellschaftspolitische Probleme aufzugreifen, die im Fernsehen normalerweise gerne ignoriert werden, war schon immer eines der herausstechendsten Merkmale von Jimmy McGoverns großartiger Serie "Cracker". Die gemeinsam mit der Episode "White Ghost" in diesem DVD-Set enthaltene Folge "A New Terror" läßt Fitz nicht nur zehn Jahre nach Serienende wieder nach London zurückkehren, sondern erinnert gleichzeitig an die Zeit der IRA-Anschläge. Die dadurch bei den britischen Einsatzkräften entstandenen Traumata scheinen angesichts des 9/11-Spektakels nämlich längst vergessen - bis einem Cop der Kragen platzt.

Für die Inszenierung verpflichtete man übrigens Antonia Bird, nicht erst seit "Ravenous" eine der interessantesten Damen auf dem Regiestuhl.

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Fast Forward


Shrek der Dritte

(USA 2007/Region 2/Paramount)

 

Was ist groß, grün und heißt weder Hulk noch Elliot? Genau, der tollkühne und höchst liebenswerte Oger aus dem Hause DreamWorks. Bereits zum dritten Mal macht er sich gemeinsam mit seiner Liebsten, dem dümmlichen Esel und dem gestiefelten Kater auf, um die Märchenwelt zu retten. Ein ehemaliger Gegenspieler Shreks ist nämlich aufgetaucht, um sich das paradiesische Reich unter den Nagel zu reißen, während Shrek der Thronfolge zu entgehen versucht. Lesen Sie dazu unsere ausführliche Kinobesprechung.

Obwohl es das Sequel selbst nicht ganz mit dem Original aufnehmen kann, steht die DVD-Umsetzung ihren Vorgängern in nichts nach. Das Zusatzmaterial richtet sich naturgemäß wieder an ein jüngeres Publikum; mit dem Feature "Merlins magische Kristallkugel" (fragen Sie nicht!) werden jedoch auch ältere Semester nach anfänglichem Kopfschütteln einige Zeit vor dem Fernseher verbringen.

 

Ghost Rider

(USA 2007/Region 2/Sony Pictures Home Entertainment)

 

Apropos Hulk: Ang Lees Verfilmung rund um den verstrahlten Wissenschaftler darf sich nach wie vor mit "Catwoman" den Thron in Sachen schlechtester Comic-Verfilmung der Post-"X-Men"-Ära teilen. Obwohl Mark Steven Johnsons filmisches Superhelden-Debüt "Daredevil" sowohl in der Kinofassung als auch im Director´s Cut höchst unausgereift war, gelang ihm mit "Ghost Rider" dann doch ein recht unterhaltsamer No-Brainer. Der Regisseur mischte kurzerhand Details aus den verschiedenen "Ghost Rider"-Epochen zusammen und erzählt die Geschichte rund um Motorrad-Stuntman Johnny Blaze auf ein Neues: Der Typ schließt einen Pakt mit dem Teufel (wie es sich gehört: Easy Rider Peter Fonda) und verwandelt sich dann nachts und in der Nähe von Bösewichten in den Ghost Rider, der in Wahrheit naturgemäß für das Gute kämpft. Darsteller Nicholas Cage, dessen Künstlername ebenso auf einem Comic-Helden (Luke Cage, ebenfalls von Marvel) basiert wie der Name seines Sohns (Kal-El), erfüllte sich mit der Hauptrolle im Superhero-Film einen Herzenswunsch, da der übernatürliche Evel-Knievel-Verschnitt doch zu seinen Lieblingshelden zählt. Und abgesehen von seinem üblichen schauspielerischen Repertoire aus genau zwei Gesichtsausdrücken gibt es diesmal nichts an Cage auszusetzen.

 

Das unbesiegbare Schwert

(Hongkong 1993/Region 2/Splendid)

 

Back to the roots: Neben Tsui Harks "Zu Warriors from the Magic Mountain" und der "Chinese Ghost Story"-Trilogie waren es vor allem Michael Maks "Butterfly and Sword" und Ching Siu-Tungs "Swordman"-Sequels, die das Neo-Martial-Arts-Fantasy-Genre des Hongkong-Kinos in den Neunzigern definierten. Ronny Yu zählte seinerzeit ebenfalls zu den Größen der Hüpfkampf-Regisseure, und jetzt liegt auch seine "The Bride With White Hair" mit der bezaubernden Brigitte Lin in der Titelrolle und Leslie Cheung als ihrem Romeo endlich in einer ordentlichen DVD-Umsetzung vor.

 

Paprika

(Japan 2006/Region 2/Sony Pictures Home Entertainment)

 

Von fliegenden Chinesen zu zeichnenden Japanern: Als Satoshi Kon 1993 mit "Perfect Blue" die Anime-Bildfläche als Regisseur betrat, lieferte er den ersten Zeichentrick-Thriller ab und ließ darin die Realitätsebenen verschwimmen. Sein neuester Streich ist zwar etwas kinderfreundlicher, aber die Charaktere springen auch hier fleißig zwischen den Welten umher. Wo uns James Cameron und Kathryn Bigelow in "Strange Days" einst noch die schönsten Erinnerungen als Neural-Download servierten, dreht sich in "Paprika" alles um eine Software, mit der Therapeuten direkt in die Träume ihrer Patienten eintreten können. Unbekannte Traumfänger stehlen das Programm, und es kommt zu mysteriösen Todesfällen, ganz ohne Freddy oder die "Dreamscape"-Doktoren. Lesen Sie dazu den EVOLVER-Review anläßlich der "Nippon Connection 2007". Die Doppel-DVD bietet neben interessanten Featurettes zur Entstehung des Streifens und dem Thema "Träumen im Film" auch einen exzellenten Regiekommentar.

 

Wes Craven´s Wishmaster

(USA 1997/Region 2/Kinowelt)

 

Wer träumt nicht davon, irgendwann wie Aladin eine Wunderlampe zu entdecken, aus der dann auch noch eine Jeannie-Blondine springt, um ihrem Inhaber sämtliche Wünsche zu erfüllen (auch die, von denen er gar nichts weiß)? Dabei waren die arabischen Djinns angeblich alles andere hilfreiche Geister. Drehbuchautor Peter Atkins wußte das - und schuf so gemeinsam mit Regisseur Robert Kurtzman den für die Horrorflaute der 90er recht originellen "Wishmaster". Im Gegensatz zu den Sequels auch heute noch einen Blick wert, schon wegen Andrew Divoffs wunderbar diabolischer Darstellung des Djinn.

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Dead Ringers - Die Unzertrennlichen

Nice-Price-Tip


(Kanada/USA 1988/Region 2/cmv Laservision)

 

"Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen." Zum Glück hat der kanadische Filmemacher David Cronenberg solche Bibelweisheiten stets ignoriert, sonst hätten wir die großen Werke des "New flesh"-Maestros nie zu Gesicht bekommen. Ob seine Mutationen nun physischer oder psychischer Natur sind ("The Fly"/"Spider") - der Regisseur weiß im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen auch heute noch, wie´s geht. Cronenbergs Zwillingsklassiker "Dead Ringers", der hierzulande lange nicht als brauchbare DVD-Ausgabe erhältlich war, liegt nun endlich im korrekten Bildformat und anamorph vor, wenn auch leider ohne Originaltonspur. Jeremy Irons gibt darin gleich zwei Herren, die ein ausgeprägtes Faible für das weibliche Geschlecht an den Tag legen. Und weil beide Brüder als Gynäkologen arbeiten, ist das keine ganz ungefährliche Leidenschaft ...

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