Vom Raging Bull zum Rauschbomber: Team Rokko ist mit der einstigen österreichischen Boxhoffnung Hans Orsolics in den Ring gestiegen und hat gemeinsame Vergangenheitsbewältigung betrieben. Ring frei für den zweiten Teil des spannenden Porträts.
20.03.2017
Rokko´s Adventures ist - so steht es im Impressum - eine "unabhängige, überparteiliche sowie übermenschliche Publikation" und "setzt sich mit Leben, Kunst, Musik und Literatur auseinander". Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) in regelmäßigen Abständen ausgewählte Beiträge.
Der ehemalige Boxer Hans Orsolics ist ein warmherziger, gutmütiger und humorvoller Hawerer - war aber auch dazu imstande, seine Frauen und besten Freunde zu verprügeln, wenn die Dämonen ihn ritten. Nebenher legte er eine Alkoholikerkarriere trocken, stieß Falco von Platz 1 der Charts und war jüngster und zweifacher Europameister. Lesen Sie hier den ersten Teil von Rokkos Porträt: "Sein Leben: A Wahnsinn, normal".
Dann folgte allerdings ein absolut umstrittener Schritt von Hansis Management, den die Boxgemeinde bis heute nicht verzeiht: ein Testkampf gegen den von allen Boxern gemiedenen Ex-Weltmeister Eddie Perkins. Nicht nur war Perkins ein absolut unpopulärer, rücksichtsloser und gefährlicher Kämpfer; Orsolics hatte zudem 39 Grad Fieber und Grippe, sein Kopf glühte - doch er konnte den Kampf nicht absagen, da er die Börse von 200.000 Schilling dringend benötigte.
Dieser sinnlose Kampf im September 1970 endete für Orsolics mit einem schweren K.o. Durch den Schlag auf den Kopf und das anschließende Krachen auf den Boden hatte Orsolics zwei kurz hintereinander erfolgte schwere Gehirnerschütterungen erhalten und blieb regungslos im Ring liegen. Sein Vater sprang auf und hinein, um Trainer Marchart eine zu schmieren. Zuerst einmal war dieser Kampf gegen Perkins von vornherein nichts als schädigend; dann hätten weder der Trainer noch der Boxverband den kranken Hansi in den Ring lassen dürfen, und anschließend hätte er eine mehrmonatige Schutzsperre zur Erholung bekommen müssen - nichts davon geschah.
Dieser völlig überflüssige Kampf hatte alle WM-Pläne zunichte gemacht und gilt als Wende- bzw. Endpunkt in der Karriere des aufstrebenden jungen Boxers. Boxjournalist Karl Heinz Schwind bezeichnete den Kampf als "den größten Irrtum in Marcharts Leben". Buckla sagt kopfschüttelnd im Vorbeigehen: "Ohne den Kampf gegen Perkins wäre Hansi Weltmeister geworden." Hinter dem sinnlosen Match soll nur der schnöde Mammon gestanden haben. Eddie Perkins verlangte für den Kampf lächerliche $ 6.000. Jeder riet von der Entscheidung ab, nur Marchart bestand darauf.
Das war auch der endgültige Bruch zwischen Hans Orsolics und Karl Marchart, doch Hansi gibt sich heute nicht nachtragend: "Najo, des woar a Krampf. Da Marchart woar a super Trainer, owa vom Gschäft hot a ka Ahnung ghabt, waaßt. Und durch des, daß a dann gschiedn wordn is von seiner Frau, woar a ganz wegga. Is a Krampf. Owa woar a super Mann, da Marchart a. Dann woar I beim Zeller, dem Deitschn - der woar a ganz a Guada! Wie a Freind woar der, waaßt. Woar a super Mann, der Zeller a. In Berlin woar des oben." Zu Willy Zeller hatte ihn erneut Jolly Lang vermittelt.
Es folgten noch eine Handvoll Versuche, seinen Titel zurückzugewinnen, doch Fehlurteile von Schiedsrichtern und Abbruchniederlagen ließen diese scheitern. Als er die Boxhandschuhe Ende 1974 an den Nagel hängte, war Orsolics erst 28 Jahre alt - und trotz Millionengewinnen blieb er auf Schulden sitzen. In den zehn Jahren hatte er zwar eine Bruttobörse von vier Millionen Schilling verdient, was wie ein Vermögen für damals klingt; aber nur, wenn man nicht genauer hinsieht. Zuerst einmal war Hansi nie ein Geschäftsmann, und so riskierte er oft sein Leben für Spottbeträge, während andere ohne Eigenrisiko Millionen mit ihm machten. Von den Bruttobörsen nahm damals der Manager 33 Prozent, 5 Prozent der nationale und weitere fünf Prozent der Europäische Boxverband; dann folgten noch Beiträge für die Sozialversicherung und fürs Finanzamt - und plötzlich blieben nur mehr rote Zahlen für Hansi über. Dieser Umstand erinnert an Hermes Phettberg, der auch als Star der Nation scheinbar Millionen verdiente, aber dann sein Elternhaus pfänden mußte, weil er, der auch nie gelernt hatte, mit Geld umzugehen, von allen "guten Freunden" im Stich gelassen wurde, als er nicht mehr am Bildschirm glänzte. Und wenn man bei Hansi die Gagen runterrechnet, kommt man in den zehn Jahren Profixboxsport auf 16.500 Schilling Monatslohn; für einen Söldner mit zwei Fäusten ziemlich bescheiden.
Hansi war nicht nur finanziell, sondern auch existentiell ausgeblutet. Ein Comeback war nie geplant: "Na, nix. Mit 28 Joahr howi aufghert. I woar zehn Joahr Profi. Wennst söwa waaßt: es geht nimmermehr, is nix - aus. Howi aufghert. Is gscheida, wenn ma da aufhört, na sowieso, was glaubst, wos d´ do fia Verletzungen kriagn kannst und ois." Das Resultat seiner Boxkarriere: 53 Profiboxkämpfe, von denen er 42 gewonnen hat - 28 mit K.o., drei waren unentschieden, acht hat er verloren.
Vom Europameister zum Jahrmarktsboxer
Nach diesem bunten Lebensabschnitt arbeitete er im Gasthaus "Zum Rauchfangkehrer" in der Goldschlagstraße im 15. Bezirk, das seine Eltern gekauft hatten. "Gmischte Leit san kumman. Vom Büro sans kumman, Oarweiter san kumman - es woar mehr a Oarweiterpublikum. Essen, Trinken. Mei Muatta hat kocht immer, a guads Essen, de Muatta hot guat kochn kinnan, waaßt."
Viele Leute kamen aber nicht wegen dem Essen, sondern wegen Hans Orsolics. Nicht alle meinten es gut mit ihm, was Hansi oft erst zu spät merkte. Er war sehr gastfreundlich - zu freundlich - und wurde von zahlreichen Kunden ausgenutzt: die tranken zwar wie die Weltmeister, prellten aber die Zeche. Mit Buchführung und Abrechnung hatte es Hansi auch nicht so, das lief eher nebenher und schleichend den Bach hinunter. Doch einschneidende Erlebnisse beschleunigten das Driften nach unten immens: 1976 starb Hansis Mutter, die sich Zeit ihres Lebens aufopfernd um ihn gekümmert hatte, an einem Herzinfarkt. Nur sechs Wochen davor hatte sich seine Ehefrau Evelyn von ihm scheiden lassen, was Hansi in eine Sackgasse laufen ließ. Seine Schwester Erika wurde zu einer Art Ersatzmutter, die sich nicht nur um Hansi, sondern auch um das Wirtshaus kümmerte, jedoch bald unter dieser Doppelbelastung zerbrechen sollte. Daraufhin stellte Hansi eine fesche Serviererin ein, Sylvia, in die er sich bald verliebte. Nur wenige Monate danach war sie von ihm schwanger, und 1979 wurde die gemeinsame Tochter Natascha geboren. Der nächste Schicksalsschlag im ohnehin nicht leichten Leben von Hansi stand schon bevor: Sylvia erlag 1984 einem plötzlichen Herztod.
Im Wirtshaus wurde Hansi selbst zu seiner besten Kundschaft und hatte nicht nur mit Zechprellern, sondern auch mit handfesten Idioten zu tun. Die kamen bevorzugt gegen Mitternacht vorbei, wenn sie wußten, daß Hansi schon einiges intus hatte - und dann provozierten sie ihn: "Wos, du Weh wüst a Boxer sein, du klans Wiaschtl?" Sie waren so lange deppert zu ihm, bis er seine Faust sprechen ließ und die Halbstarken mit einem Schlag erledigte. Die lagen dann bewußtlos am Boden: Kieferbruch, Jochbeinbruch, Nasenbeinbruch. Hansi landete immer wieder im Gefängnis, 14 Mal, wenn´s wahr ist. "I waaß goa ned, wie oft, owa kann scho sein. Es woar imma des söwe, imma des söwe. I hob nix gstoin, nix, goa nix. Nur de bledn Raafereien woarn des. San herkumma, ham mi angstänkert, ham glaubt, i bin a Weh, ham herghaut, i hob zruckghaut und i woar eingsperrt - is a Wahnsinn! [lacht] Najo, siagst eh, de san olle deppat." Im Gerichtssaal sagte er dann oft frei heraus: "Herr Rat, fragen S´ mi net, i waaß goar nix, i woar völlig zua!" Filmrißaktionen eines ehemaligen Profiboxers. Insgesamt mußte Hansi für 846 Tage ins Gefängnis.
Kurz halste er sich eine Diskothek namens "Kaisermühlen" im gleichnamigen Stadtteil auf: "Owa howi nur ghobt a Monat oda wos, ganz kurz. Des hob i mit am Zweiten ghobt, waaßt. Des woar schnö aus, is nimmamehr gangen donn, waaßt. San z´wenig Leit kumma." Dann war da noch die Exfreundin Svetlana, die er suchte und im Zuge dessen bei seinem Nebenbuhler bzw. Nachfolger an die Tür klopfte. Dieser x-mal vorbestrafte Gigolo antwortete mit seinem Revolver, schoß durch die Tür und hätte Hansi beinah umgelegt. "De Svetlana is a Wahnsinn, de hot ma kost zwa Lokale. Mei Lokal und a anders a nu. Des woar wirklich a Betrügerin."
Gefängnis, Alkoholeskapaden, Wahnzustände und Schuldenberge waren die Koordinaten, die Hansis Leben zu dieser Zeit bestimmten. Er hörte Stimmen, sah Blitze, schlug auf seine besten Freunde ein, weil er sie verwechselte, die Stimmen es befahlen oder er in einem seiner Eifersuchtsanfälle glaubte, sie würden seine Freundin falsch anschauen. Angeblich hat er seine geliebte Schwester Erika einmal mit der legendären Zuhälterin Wilde Wanda verwechselt, doch heute sagt er: "A Bledsinn - do waaß i nix. Die Wanda woar nur amoi bei mir ois Gost im Wirtshaus, owa so howi sie ned kennt. I hob koan Kontakt unter de Leit, waaßt. I bin froh, wonn i mei Ruah hob."
Hansi war also nicht nur ein leiwander Hawerer, sondern konnte auch - besonders jenen Menschen, die ihm eigentlich zur Seite standen - wehtun. In psychotischen Zuständen, induziert von konstanten Alkoholeskapaden und zahlreichen Gehirnerschütterungen, die einfach ignoriert worden waren, prügelte er seine Frauen und seine besten Freunde. Nüchtern ein herzensguter Mensch, schlug er im Wahn sogar Roswitha, seine Frau und Lebensretterin, die er bis heute liebt und über alles hält.
Psychiater Dr. Avdo Rustembegovic vom Otto-Probst Institut für Alkoholkranke (Kalksburg), wo Hansi schließlich auf Entzug gehen sollte, behandelte Hans Orsolics über einen längeren Zeitraum und sagte, er hätte dies nie bei vollem Bewußtsein gemacht, sondern nur unter psychotischen Schüben. In Sigi Bergmanns Buch wird der Arzt im Wortlaut zitiert: "Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, wenn er Mädchen geschlagen hat und Menschen, auf die er eifersüchtig war, mit seinen Schlägen schwer verletzte, war immer Alkohol mit im Spiel. Das sind die Folgen einer furchtbaren Kombination: Boxen und massiver Alkoholmißbrauch. Dadurch bekam er psychotische Schübe, Paranoia, also Verfolgungswahn und massiven Eifersuchtswahn. Aber glauben Sie mir, er ist im Grunde seines Herzens weichherzig und lieb ... nur nüchtern muß er sein."
Unter Alkoholeinfluß und dem Befehl seiner Stimmen konnte ihn also nichts stoppen - paradoxerweise galt er in Boxkreisen oft als zu "weichherzig", ihm fehle der "Killerinstinkt", hört man immer wieder: Hätte er einem Gegner einen K.o.-Schlag verpassen können, ließ er ihn oft (über-) leben und wieder aufstehen.
Neben diesen Anfällen mußte der Wirt Hansi Insolvenz anmelden, wurde arbeitslos und zog zu seinem Vater ins Burgenland, wo die beiden Unglücksraben sich in eine Scheinwelt aus Schnaps flüchteten. An einem seiner Tiefpunkte kam eine Anfrage von einem Veranstalter, der Hansi als Jahrmarktsattraktion in sein Bierzelt holen wollte, wo jeder, der sich im Rausch traute, die Möglichkeit haben sollte, gegen den ehemaligen Europameister zu kämpfen. Gage: 40.000 Schilling. Zum Glück hat seine Schwester Erika diesen Wahnsinn von vornherein ausgeschlossen; Hansi selbst kann sich an diese kleine Episode nicht mehr erinnern. Ihm war Geld im Grunde total wurscht, auch wenn er es bitter nötig hatte. Als er völlig bankrott war und die Schuldenberge ihn fast auffraßen, bekam er ein seriöses Werbeangebot von einer Kaffeefirma für sensationelle 300.000 Schilling. Der Vertrag war bereits unterzeichnet, doch am Tag vor Drehbeginn vernichtete sich Hansi dermaßen, daß er dann deliriös zu Hause gelegen ist und einfach darauf geschissen hat.
Garteln in Meidling
Seine nunmehrige und langjährige Frau Roswitha lernte er beim "Lustigen Steirer" kennen, einem Wirtshaus, das Roswithas Mutter gehörte. Er ging dort öfter auf ein paar Getränke hin und hatte sich schnell verliebt. Einmal kam er mit einem blutigen Gesicht ins Lokal. Schuld war diesmal keine zwischenmenschliche Auseinandersetzung, sondern ein Hund hatte ihn angefallen, und trotz Roswithas Bitten weigerte er sich, zum Arzt zu gehen. Heute sagt er laut lachend: "Jo, jo. I hob kan Oarzt woin, nix. A Stamperl trunken und aus woar´s."
1986 machte sein treuer Kamerad Sigi Bergmann, mit dem er seit dem 20. Lebensjahr befreundet ist, eine mitfühlende Doku über ihn, die sein tristes Leben zeigte und auf ORF ausgestrahlt wurde. Viele waren schockiert, was aus ihrem Helden geworden war. Daraufhin schrieb Charly Kriechbaum den Hit "Mei potschertes Leben", mit dem Hans Orsolics Falco vom Platz 1 der Charts stoßen und dort für sechs Wochen bleiben sollte. "A Wahnsinn, heast! Mitm 'Potschertn Leben' bin i Platz 1 woarn. Des is eh a Wahnsinn! Sowos hätt i ma nie im Leben dacht. Da Kriechbaum hat des Liadl gschriem. I hob dann nu mitm Zenker a boa Plottn gmacht - dann is er gstorbn owa." Nicht nur hat er mit Zenker Musik aufgenommen, sondern war auch Darsteller in dessen kultisch verehrtem Anti-Humor-Watschentanz "Tohuwabohu": "De woarn super, woar guad, woar leiwand, ganz super. Da Tony Wegas woar a dabei, guade Partien. Da Zenker woar a Superbursch. Wennst eam privat kennt hast a, a Superbursch."
Buckla kommt schnell herein und sagt: "Hansi, da ist ein Politiker da, ein Abgeordneter, er will dir die Hand schütteln." Hansi steht auf: "Aso, woart ... i kumm glei wieda" - und geht für ein paar Minuten Händeschütteln. Sogar 40 Jahre nach dem Ende seiner Karriere kommen noch immer Menschen zu ihm; nicht, weil sie ihn provozieren wollen, sondern weil er ein Mann von Profil ist - mit all seinen Eigenheiten. Die "Stars" von heute hingegen sind zum Glück spätestens morgen vergessen. Und die, die durch Hilfe diverser Medien im allgemeinen Bewußtsein bleiben, würde man am liebsten in einem Erdloch vergraben.
Mitte, Ende der 1980er trafen sich Hansi und Roswitha noch öfter beim "Lustigen Steirer", und irgendwann kamen sie sich näher. 1988 wurde geheiratet, doch der Beginn der Ehe war - gelinde ausgedrückt - nicht rosig. Gewalttätige Eifersuchtsanfälle waren im Programm, bis Roswitha ihn vor die Wahl stellte: sie oder der Alkohol. Hansi traf eine kluge Entscheidung: "I hob früha vü trunken. I woar dann in Kalksburg - jetz trink i nix mehr, jetz is aus. Hätt i müssn früher mochn. [lacht] Colme-Tropfen hob i a kriagt, lauter so an Bledsinn. Wann ma di nimmt, schmeckt da Alkohol nix, dann wirst ganz benebelt, speibst di an. Amoi hob is probiert und dann ...", erinnert sich Orsolics lachend an seinen Umstieg.
Bis heute lebt das Paar in trauter Zweisamkeit in einer kleinen Wohnung in Meidling, und Hansi weiß, was er ihr zu verdanken hat. Seine Frau Roswitha ist eine Managerin, auf die er sich verlassen kann und die ihn nicht bescheißt oder bluten läßt: "Mei Frau hot´s Telefon, Computer howi kan. Des mocht ois mei Frau. Mei Frau is jo ganz super, ohne der lebad i heid scho nimmamehr. De is wie a riesiger Kumpel, mei Frau, de is supa. De baut mi imma auf, gibt ma mei Pulver, Vitamine und ois. Sunst lagad i scho unter da Erdn, normal, waaßt."
Roswitha konnte auch finanzielle Entscheidungen treffen, die Hansi den Hals retteten. Das Wirtshaus "Zum Rauchfangkehrer" war 20 Jahre im Besitz der Familie Orsolics und wurde zuerst verpachtet, dann verkauft, um einen Teil der Schulden zu tilgen. Heute leben Hansi und Roswitha schuldenfrei ein bescheidenes Dasein: "I hob an Stafford-Terrier, do hob i imma wos z´tuan mit dem Hund. An Gortn homma a - des is leiwand. Daham tua i scho a bissl trainieren, waaßt. Daß i ned ganz versumpf." Sigi Bergmann verschaffte dem nüchternen Hansi einen Job als Lagerarbeiter in der ORF-Hausdruckerei, wo er als äußerst zuverlässig und freundlich galt und trotz Vollinvalidität bis zu seiner Lungenkrebsdiagnose 2009 fleißig arbeitete. Ein Tumor am rechten Lungenflügel wurde entfernt, und Hansi konnte den Krebs besiegen.
Mit seiner Schwester Erika, die auch immer gut auf ihren Hansi aufgepaßt hat, ist er noch in Kontakt: "Jo jo, freili! Mia san nur mehr zu zweit in der Familie, die andern san scho olle gstorben. De Erika is a a Superfrau." Seine Tochter Natascha ist mittlerweile eine erwachsene Frau, die zeitweise ganz mit ihrem Vater gebrochen hatte, jetzt gibt es wieder Kontakt, "owa ned vü. Des is ja a Krampf: Ihr Mutter is gsturbn. Dann habs i ghabt, ganz alla. Woaßt eh, i woar damois oarweitslos. Dann hats mei Schwester gnumma, dann hots mei Bruada gnumma, da Ederl. Die is in ana andern Familie aufgwachsn, jetz hamma wenig Kontakt."
Wenn er noch einmal die Chance hätte - würde er sein Leben anders gelebt haben? "Najo, ned so vü saufen. [lacht] Owa i tät des söwe wieda mochn. I tät wieder boxen gehen und ois. Des woar mei Leben hoit. Owa mei Muatta hat si nie an Kampf von mir angschaut. [lacht] De hat des ned segn können, mei Muatta. I tät wieda boxen gehen, des woar mei Leben. A super Zeit, kann ma ned vergessen sowas, woar super. Mit Höhen und mit Tiefen und mit oim - woar super. Nur des Saufen, des woar des scheißigste. Des hot ma ois kost. Du kannst zwoa ned bsoffn in Ring geh, owa wonn da Kampf aus woar, samma ganga saufen. Des is a Bledsinn, des deaf ma ned mochn. Owa früher woar ois vü lockerer, eh olles leiwand. Wenn i mei Frau ned hätt, warad i scho tot. Des is ka Spaß, des is wirkli woahr, i war scho wegga. De is a Wahnsinn. I moch kan Bledsinn mehr. Wenn ana schimpft oda wos, geh i weida und loss eam redn. Des zoit si ned aus. Wann i mi umdrah, bin i glei wieda eingsperrt. Zoit si ned aus." Seit fast 30 Jahren ist er trocken, und seine Entscheidungen werden nicht mehr von Alkohol, sondern eher von verschiedenen Pulverln beeinflußt, die ihn dämpfen. "I bin froh, wann i mei Ruah hob. I bin afoch froh, wenn i mei Ruah hob."
Auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen antwortet Hansi schlagfertig und lachend: "An Lotto-Sechser. A Fünfer mit Zusotzzoi genügad ma a scho. Mochat i wieda a Lokal auf, jo sicha! Wenn i wos gwinn, moch i wieda a Lokal auf, a klans Espresso tät i ma scho kaufn." Ob er die ganzen Rauschbomber nüchtern aushalten würde? "Na, des mochat ma nix. I bin gern untert Leid."
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