H.C. Artmann
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Am 4. Dezember 2000 verstarb Hans Carl Artmann, einer der größten Literaten Österreichs. Anläßlich des zehnten Todestages: Eine Hommage von Manfred Wieninger. 04.12.2010
Die Mehrheit hat einen Führerschein, Karies und nichts verbrochen. Die Mehrheit meidet die Oper und Veranstaltungen ohne Büffet. Die Mehrheit hat ein Auto, aber eher keinen Genierer und - glaubt man den Umfragen - auch keine Lust, täglich die Unterwäsche zu wechseln. Die Mehrheit ist selbstverständlich.
Die Mehrheit wünscht sich ein properes Einfamilienhaus im Grünen, in einem stillen Winkel, eineinhalb Kinder - ein Bub und ein kleines Mäderl - und einen Golden Retriever. Die Mehrheit meidet Lokale, wo nichts Paniertes auf der Karte steht. Die Mehrheit ist rechtshändig. Die Mehrheit hatte schon mit Schicksalsschlägen zu kämpfen, mit Flachsen im Schnitzel und mit Hämorrhoiden.
Die Mehrheit würde, vor die Wahl gestellt, höchstwahrscheinlich lieber eine zeitlang auf Sex verzichten als auf das Handy oder gar - Gott behüte - auf die Fernbedienung. Die Mehrheit ist analog. Die Mehrheit könnte - theoretisch - Bücher lesen, studiert aber lieber Speisekarten. Die Mehrheit ist gewiß.
Meistens denkt die Mehrheit: "Eh wurscht". Oder: "Meiner Seel". Die Mehrheit hat der Kunst nichts zu sagen, wie auch die Kunst ihr nichts sagt, jedenfalls nicht zusagt, weswegen sie ihr per se absagt. "Es gibt doch so schöne und auch preiswerte Ölgemälde beim Leiner", denkt die Mehrheit beim Behübschen des Wohnzimmers, "oder ich druck mir halt was aus dem Internet aus".
Die Mehrheit ist korrumpierbar, erhält aber nur höchst selten entsprechende Angebote. Die Mehrheit hat selbst im Schlaf noch ein paar schwache, rassistische Witze parat, meistens über Türken und Juden. Die Mehrheit liebt Tiere. Die Mehrheit kennt keine Türken näher und schon gar keine Juden, höchstens die kurdische Putzfrau vom Büro.
Die Mehrheit pinkelt heimlich in öffentliche Schwimmbecken. Die Mehrheit ist stolz. Die Mehrheit liebt Meerblick, Weihnachten und großzügige Rabatte. Die Mehrheit schätzt große Portionen und Gemütlichkeit. Die Mehrheit ist öfters berauscht, auch von sich selbst und den eigenen kulturellen Leistungen. Die Mehrheit ist kein Kind von Traurigkeit. Die Mehrheit hat Zukunft. Die Mehrheit ist die Zukunft.
Zu Ehren von H. C. Artmann, dessen 10. Todestag wir am 4. Dezember 2010 begehen, ergibt sich aus all dem die nachstehende "Proklamation des neuen poetischen Aktes":
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Ich habe Maschinenbau studiert und bin auf all das hier nicht angewiesen. Schließlich habe ich im Gegensatz zu Ihnen etwas Vernünftiges gelernt. Außerdem bin ich voll und ganz davon überzeugt, richtig gehandelt zu haben ...
Das Schlimmste ist, daß sie den Kopf zu mir drehen und mich anzusehen versuchen, während ich sie über den Haufen fahre. Sie ziehen nur den Kopf ein wenig ein und schauen mich irgendwie traurig an ...
Am 4. Dezember 2000 verstarb Hans Carl Artmann, einer der größten Literaten Österreichs. Anläßlich des zehnten Todestages: Eine Hommage von Manfred Wieninger.
Es könnte der Titel eines modernen Romanes aus deutschsprachiger Feder sein. Doch auch anderswo werden verkrampfte Begriffe ersonnen. Beim Militär zum Beispiel.
Massaker in Hofamt Priel: Revierinspektor Winkler und eines der größten ungelösten Rätsel der österreichischen Kriminalgeschichte.
Von Manfred Wieninger
Es gibt sie noch, die legendären Wiener Cafés, mit ihren Geschichten und ihrer Vergangenheit - wenn auch manche Änderungen ein wenig eigenwillig anmuten. Manfred Wieninger hat eines davon besucht.
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