Stories_faq Magazine/Interview

Faq the pain away

Vergangenen Freitag spielte die Brit-Band The Fall in der Wiener Arena auf. Grund war - oder besser gesagt - ist der Launch eines neuen österreichischen Lifestyle-Titels. Daß es sich dabei um kein weiteres "Viele bunte Bilder"-Heftchen mit ein paar Kurztexten handelt, dafür steht nicht zuletzt Herausgeber Andreas Ungerböck.    25.11.2008

EVOLVER: Was hat dich nach drei erfolgreichen Jahren "ray" in Eigenregie dazu bewogen, einen weiteren Titel zu kreieren?
Ungerböck: Unsere Erfahrungen seit dem Relaunch von "ray" sind sehr positiv. Von der großen Anerkennung über Aussehen und Inhalt einmal abgesehen, steht das Heft wirtschaftlich gut da. Vor allem können wir unsere Autoren bezahlen - im Unterschied zu vielen anderen Magazinen. Das ist mir sehr wichtig. Wenn wir jemanden ausbeuten, dann uns selbst. Für "faq" allerdings haben wir einen neuen Verlag gegründet, factory29, um alles schön sauber zu trennen. Und es sind auch nicht alle "ray"-Leute in das neue Magazin involviert.

 

EVOLVER: Die Zeitschriftenbranche jammert seit Jahren über sinkende Verkaufszahlen, die Leser klagen über sinkende Quailtät. Andere wiederum haben Printmedien längst für obsolet erklärt und glauben an die Zukunft im Web. Dazu noch die derzeitige "Finanzkrise": ein scheinbar ungünstiger Zeitpunkt für die Lancierung einer neuen Zeitschrift, noch dazu im Lifestyle-Segment, oder?

Ungerböck: Ich kann das ganze Gejammer nicht mehr hören. Es kotzt mich an. Aber ist natürlich eine prima Ausrede für alle, die ihren Arsch nicht hochkriegen und lieber den Status quo einzementiert haben wollen. Ich glaube, wenn man sich aufrappelt und Gas gibt, ist trotz Krise einiges möglich. Ich glaube auch nicht, daß Zeitschriften tot sind, im Gegenteil. Aber schlechte, uninspirierte Zeitschriften sollen ruhig eingehen. Es gibt eh zu viele davon.

 

EVOLVER: Was war die zündende Idee für die Zeitschrift?
Ungerböck: Die Idee hatte mein Freund und Geschäftspartner Mitko Javritchev, der für die tolle Ästhetik von "ray" verantwortlich ist, schon vor acht Jahren. Oder sagen wir besser: das Bedürfnis, ein aufregendes Magazin zu machen. Ich denke, der letzte Kick kam daher, daß er mit mir einen zweiten Verrückten gefunden hat, der sich auf das Abenteuer einläßt.

 

EVOLVER: Wie bist du auf den Titel "faq" gekommen?
Ungerböck: Auch der ist schon alt. Dazwischen wollte ihn schon mal ein anderes Magazin klauen, das hat aber zum Glück nicht geklappt. Der Titel ist sowohl geschrieben als auch ausgesprochen ein Knüller. Das wurde uns inzwischen hundertfach bestätigt, auch von Seiten der Marketing-Strategen. Du kannst soviel damit machen, über die "plumpe" Assoziation mit "fuck" hinaus.

 

EVOLVER: Wer steckt hinter "faq"?
Ungerböck: Mitko Javritchev, 38, gebürtiger Bulgare, studierter Bildhauer, Graphiker, Art-Director. Andreas Ungerböck, 48, Journalist, Buchautor, Filmveranstalter. Punkt. Weder ein großer Verlag noch Staat noch Kirche noch sonstwer. Also unabhängig - außer vom Geld natürlich.

 

EVOLVER: In eurer "Philosophie"-Erklärung heißt es: "Wir betrachten das Leben aus neuen Perspektiven und geben uns dabei niemals mit dem Gewöhnlichen zufrieden." Was genau darf sich der Leser darunter vorstellen - und wie werdet ihr euch von anderen Lifestyle-Titeln abheben?
Ungerböck: Das mit dem Lifestyle, diese Schublade, erweist sich jetzt schon als Knieschuß: Es geht nicht primär um Lifestyle. Es geht vor allem um kreative Menschen aus allen Bereichen, vor allem Kunst und Kultur, aber auch schon mal aus der Wirtschaft. "Lifestyle" ist natürlich durch Tausende Käseblätter korrumpiert, genauso "Lebensstil". Es geht uns nicht um Glamour und Glitzer und auch nicht um Toskana-Feeling. Schwer zu beschreiben: urban, spannend, so sollte das sein, was weiß ich ...

 

EVOLVER: Weiters heißt es, daß sich der "hohe Anspruch aber auch in der journalistischen Qualität widerspiegeln" muß. Wie stehst du zur derzeitigen Situation der Branche? Welche Zeitschriften punkten deiner Meinung nach durch ihre journalistische Qualität? Was liest Andreas Ungerböck privat?
Ungerböck: Es gibt natürlich ein paar Inspirationsquellen: "Flaunt" aus den USA, "Monocle" aus England, "Zoo" aus Deutschland, "Purple" aus Frankreich, auch "brand eins" - aber natürlich wissen wir alles noch besser ... Privat lese ich vor allem Bücher, aber generell versuche ich, mir eine Informationsdiät aufzuerlegen. Sonst ist das der totale Overkill. Wenn man schon im Beruf bis zum Abwinken mit Informationen vollgestopft herumläuft, kann man´s privat ein bißchen ruhiger angehen. Man muß nicht alles wissen, wirklich.

 

EVOLVER: Habt ihr schon Pläne für euren Online-Auftritt oder wird sich der eher an der "ray"-Präsenz orientieren? Bei dem Namen und eurem Slogan "you wanna faq" drängt sich einem ja die Community-Aufforderung "Let´s get faqed up" beinahe auf ...
Ungerböck: Der Online-Auftritt wird eher sparsam sein. Inhaltsverzeichnis, vielleicht ein paar Seiten als animiertes Ding zum Blättern - und aus. Ich glaube nicht, daß wir mehr brauchen. Und wir wollen weder ein Mode-Portal noch ständige Updates. Wie gesagt, die Informationsflut ist bereits wahnsinnig genug. Lieber etwas Reduktion auf das Wesentliche.

 

EVOLVER: Die erste Ausgabe ist soeben erschienen. Worauf darf die potentielle Leserschaft gespannt sein?
Ungerböck: Ganz schön viel. Ein Interview mit Thomas Meinecke von F.S.K., ein Porträt des türkischen Krimiautors Celil Oker, ein Porträt der irrwitzigen amerikanischen Photographin Melanie Pullen, die letzte Frankreich-Reise von Hansi Lang, ein Interview mit Mark E. Smith von The Fall, die bei unserem Launch gespielt haben, usw. Dazu Photostrecken und ein paar ausgewählte Rezensionen. Die Mischung paßt, finde ich, aber natürlich muß man immer weiter an der Schraube drehen ...

Jürgen Fichtinger

faq Magazine


Herausgeber: Andreas Ungerböck & Mitko Javritchev

Chefredaktion: Fabian Burstein

Erscheinungsweise: 10 x im Jahr

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