Stories_ Label-Porträts #4: Fort Knox Recordings
Under One Groove
In den Clubs setzt sich elektronisch veredelter Groove immer mehr durch. Ein prominenter Wegbereiter dieses Trends ist das US-Label Fort Knox Recordings. Kami Kleedorfer berichtet. 27.06.2006
Erwähnt man die Band Fort Knox Five oder deren Fort-Knox-Label in einschlägigen Plattengeschäften, hellt sich das Gesicht der Verkäufer und DJs deutlich auf - das Label gilt derzeit in der Szene als einer der Hot-shots schlechthin. Dabei hat die Geschichte der mittlerweile auf ein Quartett reduzierten Formation schon vor geraumer Zeit begonnen.
Akustisches Familienalbum
"Unsere Label-Compilation 'The New Gold Standard' faßt die bisherigen Veröffentlichungen zusammen und stellt darüber hinaus neue Künstler vor. Wir sehen die CD als eine Art Familienalbum", erklärt Label-Chef und Sound-Bastler Jon Horvath beim Anfang Mai in Washington, DC geführten Interview die Intention der Scheibe. Steve Raskin ergänzt: "Die 14 Tracks von 'New Gold Standard', unserer ersten CD, sind eine vorläufige Werkschau; davor haben wir ausschließlich 12"-Singles veröffentlicht. Neben unseren eigenen Tracks als Fort Knox Five gibt es auch Songs von befreundeten Künstlern, von denen in Zukunft noch mehr Material zu erwarten ist." Der typische Fort-Knox-Sound besticht durch den Einsatz dominanter Bläsersets und funkiger Gitarrenriffs. Dabei werden im Studio sowohl akustische Instrumente als auch handverlesene Samples verwendet.
Retro-Touch, nicht nur musikalisch
Der Albumtitel läßt erkennen, daß es den Jungs aus Washington nicht gerade an Selbstvertrauen mangelt. Und sie haben Charme - schließlich deuten sowohl der Albumtitel (in Anlehnung an die bis in die 70er Jahre geltenden Wechselkurse, die auf den staatlichen Goldreserven basierten) als auch die graphische Gestaltung mit ihrem Retro-Touch eindeutig auf die späten 60er und frühen 70er Jahre hin. Sid Barcelona, gelernter Grafiker und Keyboarder, betont im Interview: "Wir wollen mit unseren Platten die Barrieren, die in den Köpfen der Leute bestehen, eliminieren und Dinge in einem neuen Kontext zeigen. Das gilt gleichermaßen für die Musik wie für das Design."
Musikalische Achsenmacht
Jon: "Wir haben selbst schon bemerkt, daß das gegenseitige Verständnis zwischen Wien und Washington dank der vielen musikalischen Gemeinsamkeiten sehr groß ist." Mitte der 90er Jahre trat das Wiener Duo Kruder & Dorfmeister seinen weltweiten Siegeszug an. Auch wenn die "smoking beats" aus Wien überall ihre Anhänger fanden, gab es eine ganz besondere Nähe des Wiener Labels G-Stone Records zu dem in Washington beheimateten Label Eighteenth Street Lounge Music (ESL). Thievery Corporation waren und sind der wichigste ESL-Act; das Duo aus Washington wurde mit einer stilistisch ganz ähnlichen Musik ebenfalls weltweit bekannt.
Auch die musikbesessenen Schulfreunde Steve Raskin, Sid Barcelona und Rob Myers veröffentlichten unter dem Namen Thunderball auf ESL. Vor drei Jahren beschlossen die drei Musiker und Graphiker, mit Jon Horvath ein neues musikalisches Projekt zu beginnen. Dies war die Geburtstunde von Fort Knox Recordings. Der Name des neu gegründeten Labels geht dabei auf das gleichnamige Studio zurück, in dem schon die ersten Thunderball-Produktionen entstanden waren.
Welcome back to Vienna
Beim ersten Zusammentreffen mit Jürgen Drimal von den Vienna Scientists erhielten die Herren aus Washington ein derart ermutigendes Feedback, daß kurze Zeit später die ersten DJ-Sets in Wien und umliegenden Städten von Jürgen fix und fertig organisiert waren. "Ein Besuch in Wien ist fast wie nach Hause kommen. Ich war schon oft hier und kenne schon eine Menge sympathischer Leute", erklärt Jon Horvath sein Verhältnis zu Wien. Mittlerweile gibt es acht 12"-Singles sowie jede Menge Remixes, die auf das Konto von Fort Knox Five gehen; darunter befinden sich Tracks von Künstlern wie Mo´ Horizon (D), Rodney Hunter (Ö) oder Kraak&Smaak (NL). Rob Myers: "In den letzten drei Jahren gab es sehr viel positives Feedback von DJs und anderen Labelbetreibern. All das hat uns bestärkt, den eingeschlagenen Weg der künstlerischen Unabhängigkeit fortzusetzen."
Die "Gold Standard"-Compilation sehen sie selbst als Teaser für die anstehenden Künstleralben und als ihren Eintritt ins elektronische Zeitalter: Die CD wird auch als Download verfügbar sein. Für den Herbst ist als nächste große Veröffentlichung eine Remix-Sammlung geplant, Künstleralben sollen erst 2007 folgen.
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