aus: Rokko´s Adventures #15
Text: Rokko
Fotos: Klaus Pichler
Erinnern Sie sich noch an den Austropop-Barden Tony Wegas? Team Rokko schon - deswegen hat sich Meister Rokko selbst gleich ausgiebig mit dem geborenen Burgenländer über Ruhm, falsche Freunde, die Wiener Unterwelt sowie Schlagermusik unterhalten. 08.02.2016
Rokko´s Adventures ist - so steht es im Impressum - eine "unabhängige, überparteiliche sowie übermenschliche Publikation" und "setzt sich mit Leben, Kunst, Musik und Literatur auseinander". Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) in regelmäßigen Abständen ausgewählte Beiträge.
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Tony Wegas, geboren 1965 als Anton Hans Sarközi, ist ein vielbeschriebenes Blatt: Er sang 1992 und 1993 beim Eurovision Song Contest, war Teil der Kultserie "Tohuwabohu", stand auf der Liste von Briefbomber Franz Fuchs und verkehrte in Österreichs Schickimicki-Szene, aber auch mit Charakteren aus der Unterwelt. Bald schlitterte er in die Drogensucht und machte Schlagzeilen als Handtaschendieb - doch mittlerweile tritt er wieder auf den unterschiedlichsten Bühnen auf. Heute treffen wir uns im Café Lorenz im 15. Bezirk. Tony Wegas kommt leger gekleidet, ist freundlich, charmant und blickt nach vorne - wenn man ihm keine Fragen über die Vergangenheit stellt:
Tony, deine ersten Jahre hast du in Unterschützen verbracht?
Die ersten kurzen Jahre hab ich in Unterschützen verbracht, zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr ca. hab ich das im Burgenland miterlebt. Wir haben in einer Roma-Siedlung gelebt, aber nicht in Wohnwägen, schon in Häusern. Das ist auch ganz gut gegangen. Aber wenn du mich so fragst, sag ich ganz ehrlich, weiß ich gar nicht mehr so richtig, was sich da abgespielt hat. Das ist schon so lange her. Es sind so viele Sachen in der Zwischenzeit passiert.
Ja, ich wüßte auch nicht mehr, was los war, wie ich zwei war. Aber manchmal gibt es Photos oder daß die Mama was erzählt von der Zeit ...
Du, die Mutter erzählt mir kaum was, das früher war. Aber als wir dann nach Wien sind, bin ich auch in den Ferien noch öfters ins Burgenland.
Warum seid ihr nach Wien gezogen?
Meine Mutter war eigentlich aus Wien, einer Großstadt, und Burgenland war für sie nett, aber eng. Sie hat sich dann gedacht, für Schule und Kindergarten wär´s besser, wenn ich in Wien bin. Die Eltern haben sich dann scheiden lassen, später waren sie wieder zusammen, mit Unterbrechungen sehr lang. Wie es bei einer Scheidung so ist, waren sie zerstritten, und ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Ich war einmal im 22., dann im 16. Bezirk. Die Mutter hat mich im 16. erzogen. Zum Glück haben sie später gelernt, wieder normal miteinander zu reden, und da hab ich meinen Vater auch wieder öfter gesehen. Als Jugendlicher hab ich dann auch einige Male mit ihm zusammengespielt, er war ja Sänger und Musiker. Von der Vaterseite her hab ich ziemlich schnell ein Instrument gelernt, anfangs war es die Gitarre. Der Vater hat Gitarre gespielt, und ich hab das sozusagen übernommen.
Beim Radi hab ich mal einen Typen getroffen, mit dem du in einer Band gespielt hast, und der hat gemeint, du bist ein Mörderschlagzeuger.
Also, wenn ich das jetzt von mir selbst behaupte, dann ist das ein bißchen eine freche Geschichte. Aber ich spiele Schlagzeug und hab auch ziemlich viel in diese Richtung gemacht. Die ersten Gehversuche machte ich mit den Blue Saints. Wir haben in einem Keller bei der Erdberger Lände geprobt, das war die Tischlerei vom Vater vom Gitarristen - das war sehr schön hergerichtet da unten, da konnten wir auch aufnehmen. Wir waren so um die 15, und für das Alter haben wir schon ganz gut gespielt. Jeder hat sein Instrument beherrscht, und wir haben viel gespielt, auf Bällen, auf allen möglichen Veranstaltungen. Da haben wir auch Geld gekriegt. 2000 Schilling für einen Auftritt ist für einen 15Jährigen ein Haufen Kohle, und wenn du dann vier-, fünfmal pro Monat spielst ...
Wie war das Aufwachsen in Wien für dich?
Du, ich sag dir ehrlich, ich kann mich gar nicht mehr so gut daran erinnern, aber es war im Großen und Ganzen in Ordnung. Ich hab das machen können, was ich machen hab wollen, und meine Eltern haben mich unterstützt. Ich hab in meiner Freizeit weniger Sport gemacht als die anderen, dafür mehr Musik. Beides geht sich nicht aus, das sind zwei sehr komplexe Sachen, und da mußt du dich entscheiden, wenn du es ordentlich durchziehen willst.
Wie hat die Mama das dann gefunden, daß du dich so auf die Musik konzentrierst?
Solange ich in der Schule nicht den größten Deppen gerissen habe, sondern auch Benehmen und Leistung gebracht hab, war das OK. In der Schule war ich nie der Beste, ich bin eher so im Mittelmaß geschwommen.
Du warst immer eher der Gaudimax, der Klassenkasperl.
Der Klassenkasperl, ja. Obwohl ich draufgekommen bin, das ist auch nicht immer gut, wenn man das macht. Aber im Endeffekt war es halt so, daß die Eltern mir alles gegeben haben, was sie mir geben konnten. Und ich bin sehr froh, daß ich die Eltern gehabt habe, die ich gehabt habe.
Wie du in Wien aufgewachsen bist, hast du Rassismus gespürt?
Eigentlich nicht, das hab ich nicht gespürt. Es ist Gott sei Dank so, daß nichts in die Richtung war. In der Schule war das ganz im Gegenteil, daß man gesagt hat: "OK, ist ein guter Typ, ist lustig, ist nett." Das Thema Roma-Sinti gab es damals auch noch nicht, PC war kein Thema - und es hat sich auch keiner diskriminiert gefühlt, weil es auch keine Alternativen gegeben hat, wie man statt "Zigeuner" sonst hätte sagen können. Mein Onkel hat dann den ersten Roma-Verein gegründet, und ab da war es dann langsam so, daß man nicht mehr "Zigeunerschnitzel" sagt. Ich sag ja auch nicht: "Zwei Tschuschenknödel!"
Hast du eigentlich damals Franz Fuchs mitbekommen? Eines der Opfer war Peter Sarközi, hat also denselben Nachnamen wie du ...
Von den Gypsies her ist das nicht der seltenste Name, da war nicht wirklich eine direkte Verbindung. Aber natürlich hab ich den mitbekommen - ich bin auf seiner Liste gestanden, mit Arabella Kiesbauer, Helmut Zilk ... Ich hab mir zwei Bodyguards besorgt, die haben dann auch bei den Auftritten immer unter die Bühne geschaut und solche Sachen. Dann war die Frage: Wie kann man dem Tony am meisten wehtun? Man muß seine Mutter angehen! Dann war die Polizei auch bei meiner Mutter und hat ihr Dinge geraten wie zum Beispiel, daß sie ihr Auto immer kontrollieren soll, bevor sie es anstartet und solche Sachen. Polizeischutz hat sie aber abgelehnt.
Ich war dann schon erleichtert, wie sie den Fuchs gefaßt haben.
Nach ersten Band-Erfahrungen hast du langsam auf diversen Schiffen gespielt.
Genau, das hat mir sehr getaugt. Ich hab da einiges erleben dürfen. Die Schiffe waren unterwegs in Skandinavien, die Ecke. Das war mit einer Partie aus Singapur, die haben das ganz gut in der Hand gehabt. Auf den Schiffen war ich Anfang 20. Bis 28 habe ich mich von Alkohol, Zigaretten und Drogen ferngehalten, bis dahin war ich brav, solide. Dann bin ich mit anderen Leuten zusammengekommen, und dann hab ich kennengelernt Rauchen, Trinken ... das halt alles. Es hat mir nicht unbedingt getaugt, aber ich bin halt auch mitgefahren mit der Welle, die jeder mitgemacht hat. Das war eher die Schickimicki-Sache. Leider. Ich verurteile sehr, daß ich das gemacht habe, aber was willst du tun?! Es ist passiert.
Mit was für Drogen bist du eigentlich reingeschlittert?
Ich hab gar nicht gewußt, auf was ich mich da eingelassen hab. Es hat angefangen mit Koka, mit allem drum und dran, das war so eine gemischte Geschichte. Und ich wollt es eh nicht haben, aber es ist mir leider reingerannt, das war scheiße. Ich bin nicht stolz drauf. Aber es ist gegangen bis zum Heroin. Gespritzt. Volles Rohr.
Warst du in der Karlsplatz-Szene?
Nein, das war ich nicht. Da hab ich mich rausgehalten.
Hast du Substitol genommen?
Nein, das hab ich nicht.
Aber Rohypnol?
Ja, das war zu der Zeit auch in.
Stimmt es, daß du deine Freundin auf den Strich geschickt hast, um die Sucht zu finanzieren?
Das war, was sie mir nachgeredet haben. Sie hat sich einfach eine Freundin ausgesucht, die am Strich gegangen ist. Meine Freundin ist nicht am Strich gegangen, aber eine Freundin von meiner Freundin.
Ich hab gehört, daß Robert Geher (der Autor von "Wiener Blut", dem bestrecherchierten und sehr zu empfehlenden Werk über die Wiener Unterwelt, Anm. d. Verf.) dich motiviert hat, ins Fitneßcenter zu gehen – stimmt das?
Nein, mit dem hab ich ein anderes Gschichtl rennen gehabt. Kennengelernt haben wir uns im Fitneßcenter, dann haben wir uns auch oft privat getroffen, und er hat zwei, drei Interviews mit mir gemacht, auch für den Wiener damals. Aber der ist leider Gottes viel zu früh verstorben. Der ist geil, der Typ, der ist voll geil! Den hättest du kennenlernen müssen, den hätte ich dir vergönnt! Das war ein Welttyp! Das war so ein arger Typ, einer meiner besten Freunde im Leben. Der war so da, da war nie ein Wischiwaschi. Ja oder nein - fertig. Den hätte ich dir gerne vergönnt! Der hätte dir taugt. Der war hart beinander, ein zacher Typ, der war heftig unterwegs.
Der war ja auch in der Unterwelt, mit einem Fuß zumindest, manchmal mit zwei.
Ja, ja, der hat schon seine Schmäh gehabt. Der hat seine Leute gehabt. Wenn er eine gute Geschichte gebraucht hat, hat der gewußt, wo er hingehen muß. Da waren wir schon gut unterwegs. Diverse Nachtclubs, das war schon sehr ... sehr in Ordnung. Das war ein lustiger Kerl. Der hat sich alles besorgt, was es zum Besorgen gegeben hat.
Weißt du nähere Umstände zu seinem Tod? Den haben sie ja gefunden mit seiner Lady.
Ja, ich weiß schon, aber das ist mir ein bissl zu haglich, daß ich über das rede. Der Robert, mein Gott ... Ich war oft mit ihm und seiner Freundin unterwegs. Als ich das dann in der Früh im Radio gehört hab, das hat mich umgehaut. Das war echt ein nettes Pärchen. Sie waren da zu dritt mit einer Schwarzen, wie das passiert ist.
Da wird ja bis heute geredet: Mord? Selbstmord?
Nein, ich glaube, daß sie es sich zu viel besorgt haben und sich eins zuviel reingehaut haben. Das war eins zuviel, das war´s. Ende. Leider. Wer weiß, vielleicht wollte der Robert einen Dreier, und Drogen waren eben auch im Spiel. Der Robert hätte dir getaugt! Der war so gscheit, das wär genau deine Welle gewesen.
Um noch mal bei der Zeit zu bleiben, wo du im Milieu unterwegs warst ...
Das bin ich heut auch noch oft. Ja, ja, klar. Das sind meine Freunde von früher, da hab ich nicht viel zum Verbergen oder zum Verstecken. Das hat sich einfach so ergeben, daß das Menschen waren, die mir damals entgegengekommen sind und umgekehrt. Das war einfach zu erklären, da ist nicht blöd herumgeredet worden. Jeder hat gewußt, was gemeint ist.
Gibt es da noch Leute? Der Gürtel ist ja mittlerweile ausgestorben.
Ja, es gibt schon noch Leute, aber es ist nicht mehr das, was es einmal war. Die alten Pülcher sind nicht mehr das ...
Wo warst du da so unterwegs früher?
Wo war ich unterwegs? O Gott ... na, mein ... überall und nirgends! Weißt du, da sind wir in so Hütten gegangen, weil wir da einfach unsere Ruhe haben - nicht, weil wir mit den Damen aufs Zimmer hinauf wollten. Wenn wir da zu dritt als Musiker in ein normales Lokal gegangen sind, wollte dauernd wer ein Autogramm, da hat man nie seine Ruhe gehabt. Wenn ich mit dem Fendrich und dem Eberhartinger wohin bin, na klar schauen die Leute! Und in dem Puff hat der Chef gleich gemerkt "OK, die wollen ihre Ruhe haben", und hat das auch den Madln gesagt. Und dann haben wir uns unterhalten können, über unsere Projekte.
Wolltest du auch einmal selbst ein Lokal aufmachen?
Also, die Idee hab ich gehabt, als zweites Standbein. Aber da ich nicht aus der Gastronomie komme und mich nicht von Angestellten bescheißen lassen will, hab ich´s dann doch nicht gemacht. Ich wär kein guter Gastronom. Ich wär gut als Unterhalter für die Gäste, aber hinter der Budl müßte ein Angestellter stehen. Und so wär´s hart gewesen: den ganzen Tag drin stehen und am Abend wo spielen ...
Im April 1997 bist du ins Gefängnis gekommen.
Das ist eher was, das ich auslassen will. Das hab ich gemacht, ich hab dafür gebüßt, ich hab dafür bezahlt. Und ich will das so lassen, wie es ist. Du glaubst ja nicht, was oft geschrieben wird. Du glaubst es nicht, was geschrieben wird! Da schreiben sie immer, ich hab einen Raub gehabt. Ich hab nie einen Raub gehabt. Das war einfach eine Gschicht, aber kein Raub. Ein Diebstahl, um es ehrlich zu sagen.
Ich war zuerst im Landesgericht, dann Sonnberg. Aber Häfn ist nicht schön, weder dort noch woanders.
Da waren angeblich Justizwachbeamte, die Anabolika und Entwässerungstabletten verteilt haben - kannst du das was drüber sagen?
Du, ich hab damals einfach ... nein, ich kann es auch nicht sagen, nein. Ich hab keine Anabolika gekriegt, ich hab es nur damals gehabt, weil es ein Bekannter von mir im Gefängnis gehabt hat. Der sagt: "Kannst du mir das übernehmen, derweil?" Hab ich gemacht, und dann bin ich eingefahren, hab den Trottel runtergerissen. Aber das war nicht böse gemeint von dem - das ist blöd gerannt.
Hast du Freunde gehabt im Gefängnis?
Ja, zu gewissen Leuten hat man mehr Kontakt, zu anderen weniger. Im Grunde war es wie draußen, nur kleiner: Da hast du auch gehabt deine High Society, deine Mitläufer. Das war ein Mikrokosmos von der Welt draußen. Nur Band hab ich keine gehabt, aber eine Gitarre. Da hab ich schon gespielt, was ich wollen hab oder was mir gut gekommen ist. Aber der Kasperl war ich nicht mehr im Gefängnis. Im Gefängnis gibt es keinen Kasperl. Da ist es aus mit dem Kasperl. Da will keiner den Kasperl haben. Das ist nicht angebracht. Das kommt nicht gut.
Nach dem Gefängnis haben dich viele Leute fallengelassen.
Ja, es gibt immer so viele Freunde, die man hat - aber die waren leider Gottes alle zum Vergessen.
EAV, Dieter Bohlen ...?
Die waren alle meine Freunde, wie es mir gut gegangen ist, aber wie es mir schlecht gegangen ist, sind sie alle in den Arsch gegangen. Alle. Ich schwör´s dir, Rokko, die waren alle weg. Alle. Du glaubst es nicht, wie viele Freunde du hast, wenn es dir gut geht. Und dann, wenn es dir arsch geht - grüssie Gott, Herr Kompott!
Eine Handvoll, wenn überhaupt.
Da mußt du aber schon gut sein! Eine Handvoll, da bist du schon gut beinander, Rokko. Die Jazz Gitti ist mir geblieben. Frank Hoffmann auch.
Die anderen waren alle weg - wahrscheinlich, weil sie Angst gehabt haben, daß du was sagst.
Aber ich hab nix gesagt. Ich hab niemanden verpfiffen, na, bist arg?! Aber die meisten von denen hätten gepfiffen.
Nach deiner Entlassung 1999 hast du alle möglichen Sachen gemacht: von Ute Bock bis zu McDonald´s.
Ja, ein-, zweimal pro Jahr bekomm ich einen Anruf aus der Ute-Bock-Ecke - und wenn die um Hilfe bittet, mach ich mit gutem Gewissen mit. Die setzt sich wirklich gut ein und ist eine tolle Frau. Das sind Benefizveranstaltungen, die man gerne macht. Es rufen ja x Leute an im Jahr und wollen was - und für jeden Vogel- oder Taubenzüchterverein mach ich das auch nicht.
Bei McDonald´s haben sie mich gefragt, ob ich einen Radio-Jingle mach. Das geht schnell, so ein 30-Sekunden-Spot, rein ins Studio, das wird aufgenommen - fertig.
Davor warst du noch bei "Tohuwabohu" - ich finde nach wie vor, das ist eins der geilsten Formate, die der ORF je produziert hat.
Ich auch, nach wie vor. Aber das ist leider vorbei. Das war eine gute Partie. Das spürst du auch, gell?! Das war so ungezwungen. Die Trotteln haben sich gefunden, und es war megaböse - aber lustig! Der Django Edwards war mega-artig! Mit dem hab ich viel gedreht.
Du hast jetzt auch in Michael Thomas´ Film "Für Oswald" mitgespielt. Wie war das?
Toll, wirklich toll! Der Michl ist ein sehr, sehr guter Freund von mir, und aufgrund des Films hab ich Blut geleckt und würde wieder gern öfter vor der Kamera stehen.
Wo hast du sonst noch mitgespielt?
"Schloß am Wörthersee", einen Film auf Mallorca, alles mögliche.
Dann war einmal die Rede von einem "Tony-Wegas-Diätbuch".
Da war auch einmal die Rede davon - und das ist noch nicht gestorben.
Kannst du mir da drüber was sagen?
Wenn´s soweit ist, bist du der Erste, der es weiß. Also ich würd einfach gern wieder auf das Gewicht von früher kommen. Schau, ich zeig dir einmal was ...
[Tony Wegas nimmt sein Telefon und zeigt mir ein Photo, das ihn oben ohne und mit einem extrem durchtrainierten Körper zeigt]
Halt dich fest! Wann war das?
Du, das ist ein paar Jahre her. Und grad bin ich dabei, mich auf Diät- und Trainingsprogramm vorzubereiten, das braucht ja eine gewisse Vorbereitungszeit.
Deine Exfreundin Michaela hat gesagt, du kannst nie nein sagen. Hast du das mittlerweile gelernt?
Nein, das ist noch immer so. Na klar, ich tu mir noch immer sehr schwer mit nein sagen.
Du hast ja einen Haufen Steuerschulden angesammelt.
Die hab ich letztes Jahr abgetragen alle.
Wie hast du die hohe Summe zusammengekriegt?
Naja, das war durch einen Freund, der hat mich quasi verraten. Und hat mich quasi an die Zeitung verwamst, so in die Richtung. Das waren 3, 4, 500.000 Euro.
Da mußt du ja ordentlich verdient haben.
Naja, gut, ja, aber ich hab ja gearbeitet auch dafür.
Ich hab einmal gelesen, daß einer der Gründe für den Drogenkonsum war, daß dir die Schlagermusik irrsinnig am Arsch gegangen ist.
Nein, der wahre Grund war, daß ich ein Madl kennengelernt hab, das drauf war. Aber Schlagermusik, früher fand ich das wirklich fürchterlich! Ich wollte es nicht machen, aber ich hab es halt machen müssen. Ich hab es dann auch gern gemacht dann, die Fans stehen halt drauf, ich nicht so - so hat sich das ergeben. Wenn ich heute einen Auftritt hab und merke, daß noch wer "Zusammen geh´n" hören will, spiele ich es, na klar. Freilich. Da gibt´s nix. Das muß man spielen, das seh ich heute auch nicht mehr so rebellisch. Jeder hat das Recht, die Musik zu hören, die er mag. Bei heutigen Auftritten singe ich alles gemischt, von Schlagern bis zu Wiener Dialekt, Gipsy Kings, spanische Musik, Flamenco ...
Du bist auch aufgetreten beim Lendwirbel in Graz.
Drei-, viermal schon, ja.
Wär das mehr das, wo du hingehörst?
Ich glaub schon, ich würd da schon oft gern auftreten. Da ist ein junges Publikum, da spiel ich keine Schlager, das taugt mir schon auf so Alternativfesten. Da sing ich spanische Titel, CCR, alte Tina-Turner-Sachen - da fahren sie komischerweise drauf ab.
Juckt dich der Song Contest noch irgendwie?
Nein. Nein, das ist für mich gestorben. Das ist ein Thema, das ich erledigt habe. Ganz gut, glaub ich, und das war´s auch. Aber ich vergönne es der Conchita.
Hast du als Künstler eine Message oder willst du einfach unterhalten?
Nein, mir geht es einfach darum, daß ich sage: "Leidln, ich will euch gern unterhalten. Ich bin dazu da, daß es mir gut geht und daß es euch gut geht und daß ich das mache, was mir gefällt." So in dem Ding halt.
aus: Rokko´s Adventures #15
Text: Rokko
Fotos: Klaus Pichler
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Kommentare_
Wer von uns hat noch keine Fehler gemacht im Leben? Dem Toni wünsche ich Alles Gute und hoffe, er erfängt sich, wird wieder fit und hat sein Privatleben im Griff! Er ist ein sehr guter Gitarrist. Ich hab ihn einmal Flamenco spielen gehört. Es war kein Auftritt von ihm. Er war eigentlich nur "privat" dort und hatte Lust zu spielen. Das war teilweise zum Weinen schön! Als Künstler hätte er sicher noch viel zu sagen, wenn er wieder Fuß fassen und spielen könnte, was ihm persönlich so richtig taugt. Danke, für das interessante Interview- an Toni Vegas und das Rokko Team!