Stories_Sun Koh, Der Erbe von Atlantis
Schule für Übermenschen
Sie kennen den Weltraumabenteurer Perry Rhodan, den Geheimagenten Jerry Cotton und natürlich Geisterjäger John Sinclair - aber wissen Sie auch, wer Paul Alfred Müller ist? Und was er mit der sagenumwobenen Stadt unter dem Meer, dem NS-Regime oder dem Kybernetiker und Physikprofessor Dr. Herbert W. Franke zu tun hat? Nein? Dann begleiten Sie uns doch auf einen Tauchgang ins Reich der popkulturellen Vergangenheit. Sie werden es nicht bereuen ...
23.03.2009
Sie nennen sich Verein der Freunde der Volksliteratur, beschäftigen sich mit Romanfiguren, Groschenheften, Genreliteratur - und sind echte Pioniere.
Wir freuen uns ganz besonders, ausgewählte Texte aus ihrer Vereinszeitschrift und dem dazugehörigen Archiv veröffentlichen zu dürfen, und raten Ihnen dringend zu einer Mitgliedschaft.
Im ersten von hoffentlich noch vielen Beiträgen erinnert sich Dr. Peter Soukup nicht nur an seine erste Begegnung mit der Magie der Groschenhefte, sondern auch an einen ganz besonderen deutschen Romanhelden: Sun Koh, den Erben von Atlantis. Gemeinsam mit seinem Schöpfer erlebte der nicht nur zahlreiche Abenteuer auf dem Papier, sondern auch im wahren Leben. Dort hatten die beiden nämlich unter anderem mit den Vorschriften der Reichsschrifttumskammer zu kämpfen. Aber lesen Sie selbst ...
Wir übergeben das Wort an den Verein der Freunde der Volksliteratur und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!
Jürgen Fichtinger & Peter Hiess
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Die Zukunft in Vergangenheit und Gegenwart
(Zum 75. Geburtstag von Sun Koh und zum 80. Geburtstag von Herbert W. Franke)
Vielleicht mag es kühn erscheinen, den Geburtstag eines Romanheftes, eines Romanhelden, einer imaginären Schöpfung also, mit dem eines lebenden Autors zu verbinden. Doch auf dem Gebiet der Utopie (ein Begriff, der - längst angloamerikanisiert - fast nur noch als "Science Fiction" kursiert) sollte alles möglich sein. Was verbindet eine Romanfigur, die in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts das "Licht der Welt" erblickte - schon ausgestattet mit Ideen und technischem Know-how des 21. Jahrhunderts, 3-D Projektionen, Internet, Raumfahrt, Handys usw. - mit einem lebenden Wissenschaftler und Autor?
Die Antwort: Beide sind Superhelden. Der eine ist dem Gehirn des genialen Paul Alfred Müller (1901-1970) entsprungen, der andere ein Wiener Professor der Physik, der schon früh in seinen Schriften von der Technik des Heute zu der des Morgen und Übermorgen fand.
Um die Verbindung näher zu verstehen, machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1948: Ich war damals Volkschüler und mit meinen Eltern in den Ferien im niederösterreichischen Waldviertel. In Gutenbrunn, einem abgelegenen Dorf abseits jeder Bahnlinie - eine Stichbahn führte vor dem Krieg zu einer Glashütte, die längst aufgelassen wurde - schien die Zeit stehengeblieben zu sein; hier gab es nur Wälder mit Pilzen und Heidelbeeren und einen Schwimmteich voll mit Karpfen, kilometerweit entfernt. Und ich hatte die Tasche mit den Büchern für die Ferienlektüre in Wien vergessen! Mein Vater wußte rasch einen Rat: "Geh doch in die Trafik, ich habe dort eine Reihe von bunten Heften gesehen, die sind zwar nicht so schön wie deine Bücher, aber es sind Abenteuergeschichten, und die kannst du anstatt Sagen und Märchen in den Ferien ja auch lesen!" Ich durfte allein zur Trafik mit einer Handvoll Groschen - und war überwältigt von dem, was es da alles gab: "Die Welt der Abenteuer", "Caramba", "Der Cowboy", "Ralph Bergmanns Abenteuer" und "Sun Koh, Der Erbe von Atlantis".
Utopie faszinierte mich schon damals, meinen ersten "Hans Dominik" hatte ich schon zu Hause in Wien. Ich durfte ein bißchen in dem Heft mit dem Titel "Sensation um Strohhalme" und einem zweiten - "Schach dem Tode" - schmökern, aber mir gefielen die Titelbilder überhaupt nicht. Also erstand ich das bunte "Caramba"-Heft und Ralph Bergmanns Abenteuer mit einem wütenden Beduinen und einer schönen Frau am Titelbild.
In einem kleinen Ort wie Gutenbrunn lernt man als Sommerfrischler sehr bald auch die dörfliche Jugend und deren Eltern kennen. Als ich dem Vater eines meiner neuen Freunde von meinem Erlebnis in der Trafik erzählte, lächelte er nur und sagte: "Wenn du eine halbe Stunde warten kannst, dann zeige ich dir etwas; ich habe nämlich auch noch einiges auf dem Dachboden!" Er kam zurück mit einem Packen Hefte unter dem Arm. "Die gehören dir. Meine Kinder lesen so etwas nicht." Was er mir in die Hand drückte, waren Romanhefte, die damals mindestens zehn Jahre alt waren: Fred und Frank Faber mit wunderbar bunten Umschlägen, Hefte mit blauen Titelbildern - "Jörn Farrows U-Bootabenteuer" stand darauf. Ein Heft "Hein Class - Fahrten, Abenteuer" mit dem Bild eines Mannes mit weißer Mütze. Und zuletzt gelbe Hefte mit schwarzen Zeichnungen: "Sun Koh - Der Erbe von Atlantis" von Lok Myler. Herr Schmuck, so hieß der Vater meines Freundes, versicherte mir, daß er den "Sun Koh" das letzte Mal in der Hand gehalten hatte, als er ihn das zweite und dritte Mal heimlich bei der HJ gelesen hatte. "Brennende Tempel", "Harry Sherman funkt", "4000 Meter unter dem Meer" und "Die schwimmende Goldfabrik" hießen die Hefte, erschienen im Verlag A. Bergmann, Leipzig.
Beginnen wir also unseren Rückblick mit dem Helden aus Leipzig, Sun Koh, dem Erben von Atlantis, einem Geschöpf von Paul Alfred Müller, geboren am 18. 10. 1901 in Halle an der Saale. Müller besuchte das Lehrerseminar und war in seiner Geburtsstadt von 1923 bis 1924 als Volksschullehrer tätig. Danach studierte er an der Technischen Hochschule sowie an der Universität in Leipzig und legte die Staatsprüfung als Gewerbelehrer ab. 1927 bis 1930 war er Berufsschullehrer, dann leitender Direktor der Abteilung Bau an der Meisterschule des Deutschen Handwerks in Leipzig. Anfang der dreißiger Jahre begeisterte ihn ein Artikel über Atlantis derart, daß er seiner Frau gegenüber äußerte: "Da könnte man eine wunderbare Serie schreiben!"
Im Herbst 1932 begann er mit den Manuskripten und konnte sehr bald den Bergmann-Verlag in Leipzig für seine Idee gewinnen. Am 7. Oktober 1932 unterschrieb er einen Revers, worin er sich verpflichtete, seine Rechte an der "Sun Koh"-Serie an den Verlag abzutreten, inklusive des Rechts des Verlags auf Kürzungen und Abänderungen. Als unbekannter Autor hatte Müller keine andere Wahl. Im Vertrag vom 28. November 1932 gelang ihm freilich die Einfügung eines Passus, der für ihn in den späteren Jahren von großer Bedeutung sein sollte: Müller wurde berechtigt, den behandelten Stoff drei Jahre nach Erscheinen des letzten Heftes als Buch herauszugeben.
Das Planungsstadium war 1932 vorbei, die ersten Hefte erschienen 1933, das Honorar für die Manuskripte betrug 75 RM. Der Verlag hatte an eine Auflage von 20.000 Stück gedacht, in der Tat wurden es dann aber 60.000 bis 90.000 Stück, und es wurde laufend nachgedruckt. Bei etlichen Neuauflagen wurden Titel, Inhalte und Titelbilder geändert. Seine zweite Frau Erika Müller erklärte anläßlich eines Interviews im Jahre 2001: "Fred diktierte mir direkt in die Maschine. Danach ging das Manuskript gleich weg. Damals hatte er nie Zeit, seine Manuskripte nochmals durchzulesen."
Durch die hohen Auflagen und die gesteigerte Nachfrage in Leserkreisen, die sich die Hefte um zwei Pfennig auch per Post zuschicken lassen konnten, woraus eine lose Form des Abos entstand, gewann Müller stetig an Renommee. Das führte dazu, daß nach Auslaufen der "Sun Koh"-Serie eine zweite utopische Serie von Paul Alfred Müller im Bergmann-Verlag gestartet wurde: "Jan Mayen". Gleichzeitig brachte der Verlag die 1932 "vereinbarte" Buchreihe mit den Abenteuern des "Erben von Atlantis" heraus. Bis 1939 sollten insgesamt zehn Leinen-Bände erscheinen, nach dem Beginn des 2. Weltkrieges wurde die Serie durch Neuauflagen ergänzt.
Eine Zäsur in der Serie "Sun Koh" war 1936 erfolgt, und das kam so: Ab 1935 mußte jedes Manuskript der NS-Reichsschrifttumskammer vor Drucklegung zur Genehmigung vorgelegt werden. Damit war das Schicksal eines der treuesten Weggefährten von Sun Koh, des ehemaligen Schwergewichtsboxers Jack Holligan, der in Band 3 der Romanheft-Serie unter seinem Eingeborenen-Namen Nimba in das Leben des Erben von Atlantis getreten war, für immer beendet. Als Schwarzer hatte er nach Ansicht der NS-Verantwortlichen in einer "deutschen Serie" nichts zu suchen - oder die Serie würde als Ganzes eingestellt werden: Nimba mußte daher sterben! In Band 139 "Nimbas Tod" wirft er sich in die Schußbahn vor seinen geliebten und verehrten "Herrn" Sun Koh! "Es ist nicht schlimm, Herr", flüsterte er sterbend, "grüßen Sie Atlantis von mir." Erika Müller erinnerte sich: "Wir weinten, als Nimba sterben mußte." Freilich durfte der treue Gefährte in einer Nachkriegsausgabe (Leihbücher im Verlag Borgsmüller, 1958-1961) weiterleben!
Es dürfte sich freilich um einen übereifrigen Beamten der Reichsschrifttumskammer gehandelt haben, der da aktiv geworden war. Immerhin hatte doch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler selbst während der Olympiade 1936 in Berlin dem Sieger in sämtlichen Laufbewerben - Jesse Owens, einem Schwarzen, der für die USA antrat - Beifall gespendet, während die amerikanische Hymne gespielt wurde! Und überhaupt: Das Bild des Sun Koh, blond, blauäugig, mit bronzefarbener Haut (gebräunt!), der Blick fest und ehrlich, die Gestalt hochgewachsen und sportgestählt, könnte im Propagandaministerium eines Dr. Goebbels Vorbild für Werbeplakate jener Tage für die Waffen-SS im Reich und später auch in Flandern, der Wallonie, im Baltikum und in Norwegen gewesen sein.
Wie auch immer: Der Erbe von Atlantis wuchs in Yukatan auf, als Letzter seiner Rasse, - einer Rasse von Supermenschen (!) aus fernen Tagen, die ihren Ursprung im legendären Kontinent Atlantis hatte. Sun Koh war ein technisches Genie, das es mit jedem Atomwissenschafter oder Quantenphysiker seiner Zeit oder der Zukunft aufnehmen konnte. Er sprach sämtliche Sprachen der westlichen und östlichen Hemisphäre inklusive der indianischen Idiome Mittel - und Südamerikas sowie die wichtigsten alten Sprachen wie Griechisch, Latein und Aramäisch. Das einzige, das ihm sein Schöpfer Lok Myler verwehrte, war das Reisen in der Zeit, was aber bei der mehr als 8000jährigen Geschichte seines Volkes nicht weiter störte, stand ihm ja nach dem "Aufstieg" Atlantis´ aus den Fluten des Ozeans die ganze Zukunft "seines" Erdteiles zur Verfügung. Der Autor Müller hatte mit Absicht die Serie mit 150 Bänden vorgegeben und wich auch mit zunehmendem Erfolg keinen Millimeter von seinem ursprünglichen Vorsatz ab.
Natürlich paßte er seine Heftinhalte bei weiteren Auflagen neueren Gegebenheiten an bzw. mußte sich an Vorgaben der immer mehr erstarkenden (Vor-)Zensur des Dritten Reiches halten: Band 23, Erstauflage: "Das entfesselte Hormon", Neuauflage: "Der entfesselte Blutstoff"; Bd. 29: "Die lebende Rakete", neu: "In den Katakomben von Malta"; Bd. 36: "Die künstliche Seele", neu: "Juan Garcia entflieht"; Bd. 41: "Die gestreifte Nase", neu: "Die Spur des Chinesen"; Bd. 44: "Götter der Einsamkeit", neu: "Menschen der Einsamkeit"; Bd. 47: "Die Rache der Verschmähten", neu: "Die Verschwundene".
Mit der Zeit mußte der Autor nicht nur Titel- und Inhaltsänderungen in Kauf nehmen, sondern auch Tausch und "Retuschierungen" von Titelbildern.
Nach dem Kriege war Gott sei Dank der ganze Spuk zu Ende: Paul Alfred Müller konnte sich aussuchen, wem er welche Inhalte anbieten wollte. In Österreich erschienen in der Zeit von 1948 bis 1952 im MZ-Zeitschriftenverlag aus St. Konrad bei Gmunden die ersten acht Nummern der ursprünglichen Serie mit keinesfalls publikumswirksamen Titelbildern (die Hefte meiner ersten Begegnung mit Sun Koh), im gleichen Zeitraum zwölf Nummern der ursprünglichen Serie unter dem Autorennamen "Jan Holk" im Verlag A. Walter in Olten, Schweiz. In Deutschland brachte der Planet-Verlag in Braunschweig von 1949 bis 1953 110 Nummern der diversen Auflagen der alten "Sun Koh"-Serie heraus, endend mit "Brennende Tempel".
Im Borgsmüller-Buchverlag erschienen von 1958 bis 1961 37 supronyl-gebundene Sun-Koh-Abenteuer in Buchform; als Verfasser firmierte der Alias-Name für P. A. Müller, "Freder van Holk". Stark gekürzte Sun-Koh-Abenteuer erschienen plötzlich auch in der UTOPIA-Zukunftsroman-Heftserie des Pabel-Verlags in Rastatt, und zwar fünf Hefte unter dem Pseudonym Freder van Holk. Das vorläufige Ende unseres Superhelden auf dem allgemeinen Büchermarkt fand in den Jahren 1978 bis 1981 in Rastatt statt: Der Pabel-Verlag veröffentlichte die "Sun Koh"-Abenteuer, zum Teil verfremdet und in Zusammenfassungen mehrerer der ursprünglichen Bände in einem, als Taschenbücher. Es erschienen insgesamt 37 Titel; der letzte Band: "Atlantis steigt auf".
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Wenden wir uns nun unserem zweiten "Superhelden" zu, dem Kybernetiker und Physikprofessor Dr. Herbert W. Franke, laut "Welt", "Frankfurter Allgemeine" und "Süddeutsche Nachrichten" einer der größten lebenden deutschen SF-Autoren. Vom Münchner Hauptbahnhof mit der S 7 bis Wolfratshausen in 30 Minuten und dann noch ein Stück nach Puppling, wo der Autor in einem schmucken Haus in der Austraße am Rand des Naturschutzgebietes lebt.
Hier hat er den Ort gefunden, wo er in Ruhe und dörflicher Abgeschiedenheit seine Ideen zu Papier bringen und in den virtuellen Welten verwirklichen kann. Die "Kunstzeitung" widmete ihm 2003 unter dem Titel " ... animiert Bilder" eine Seite, worin sie sein Domizil als "Startrampe für Expeditionen" bezeichnet.
Da kann dann der Science-Fiction-Autor Franke Technologien der Bildproduktion weit vor deren tatsächlicher Realisierung einsetzen. So erfand er mit dem Globorama in "Sirius Transit" (1979) virtuelle Bilderzeugungsmaschinen, die erst durch die jetzigen künstlerischen Erlebnissimulatoren Gestalt finden.
Im gleichen Jahr stellte er übrigens zukunftsweisend mit "Sphinx_2" einen SF-Roman Orwellscher Prägung vor, der im Jahre 2084 angesiedelt ist (100 Jahre nach "1984") und in dem er die Frage der Energie für das Überleben in der Zukunft als das Um und Auf darstellt.
Es war ein völliges Novum in der SF-Literatur und wie ein Hammerschlag für seine Leser, als 1963 im Goldmann-Verlag (München) der Roman "Der Orchideenkäfig" von Herbert W. Franke erschien, voll Poesie und Überraschungen. "Immer sind es erregende Sekunden, wenn das Bewußtsein auf einem fremden Planeten erwacht. Wie auf ein Zeichen beginnt sich das Bild aufzubauen, Partie um Partie taucht aus dem Nichts ... Als erstes spürte Al den Geruch von Thymian ..."
Das Kapitel hatte Franke mit "Der erste Versuch" überschrieben. Das hätte dem Leser zu denken geben sollen, denn am Ende des Kapitels stirbt der Held - doch bald wird dem Leser klar, daß sich die Figuren des Romans virtuell auf einem fremden Planeten aufhalten, es also nach dem "Tod" einen "zweiten Versuch" (Kapitel 2) gibt.
Der Physiker Franke konfrontierte auf diese Weise seine Leser mit einer Computerwelt, die es zu dieser Zeit in der SF-Literatur unserer Breiten noch nicht gegeben hatte. Seine bahnbrechenden neuen Ideen fanden ihre Fortsetzung in "Das Gedankennetz" (1963), "Der grüne Komet" (Kurzgeschichten; 1964), "Die Glasfalle" (1964) und "Der Elfenbeinturm" (1965) - alle erschienen im Wilhelm Goldmann Verlag als Taschenbücher. Als Nachzügler brachte der Verlag unter der Taschenbuchnummer 062 einen Roman von Franke aus dem Jahre 1962 heraus: " Die Stahlwüste", der zum Teil wie ein Theaterstück mit verteilten Rollen konzipiert war.
Herbert W. Franke wurde am 14. Mai 1927 in Wien geboren, studierte Physik, Mathematik, Chemie, Psychologie und Philosophie an der Wiener Universität und an der damaligen Technischen Hochschule in Wien. Das Studium schloß er mit dem Dr. phil. ab. 1980 wurde ihm vom Österreichischen Ministerium für Unterricht und Kunst der Berufstitel "Professor" verliehen. Seit 1957 ist er freier Schriftsteller in Puppling bei München. Er schreibt neben Science Fiction auch Sach- und Fachbücher sowie Hörspiele. Als berufenes Mitglied des deutschen PEN-Clubs und der Grazer Autorenversammlung stellen seine Spezialgebiete die Utopie und die Zukunftsforschung sowie Beziehungen zwischen Kunst, Naturwissenschaft und Technik dar.
Ab 1955 schon beschäftigte sich Franke mit der Bilderzeugung mit Rechensystemen. Ungefähr zu dieser Zeit wurde er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie und des Wiener Künstlerhauses; außerdem ist er Ehrenmitglied der Inter-Society for the Electronic Arts (ISEA). Von 1973 bis 1998 war er Lehrbeauftragter für Computergraphik und Kunst an der Ludwig-Maximilian-Universität und an der Akademie für Bildende Künste in München und mitarbeitender Redakteur der Zeitschrift "Leonardo". In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand aus der Zusammenarbeit mit Künstlerhaus-Präsident Hans Mayr auf Basis experimenteller Graphiken der 60er Jahre in Zagreb die "Ars ex machina" und die Idee, in den späten 70er Jahren in Linz eine "Ars Electronica" ins Leben zu rufen. Die Idee wurde von Hannes Leopoldseder aufgegriffen und beherrscht die oberösterreichische Landeshauptstadt bis heute.
Herbert W. Franke beschäftigt sich seit 60 Jahren mit der Beziehung zwischen Mensch und Maschine und dem Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft. Er übertrug als theoretischer Physiker in Wien einerseits Erkenntnisse der Informationspsychologie auf die Kunst, worin er mit seinen Versionen der kybernetischen Ästhetik die theoretische Grundlage für seinen späteren Lehrauftrag an der Ludwig-Maximilian-Universität und der Akademie der Bildenden Künste in München legte.
Andererseits war es ihm ein Anliegen, "seine" Technologien von morgen zu präsentieren und gesellschaftliche Zukunftsmodelle zu entwerfen. Auf die Fragen des Autors dieser Zeilen, woher er ursprünglich seine Vorlieben und Ideen bezog, gab der 80jährige Jubilar lächelnd Antwort: "Meine Vorbilder waren und sind die Angloamerikaner Ray Bradbury und Isaac Asimov. In meiner Jugend und beim Militär (Franke wurde 1944 kurz vor Kriegsende noch zur deutschen Luftwaffe eingezogen; Anm. d. Verf.) war ich von Lok Myler und seinem atlantischen Helden Sun Koh begeistert, dessen Ideenreichtum mich viel später befruchten sollte." Bezüglich seines literarischen Schaffens sieht er sich in der Tradition der Prager Phantasten wie Leo Perutz und letztlich auch Franz Kafka, deren Phantastik, gepaart mit wissenschaftlichen Erklärungen, für ihn Grundlage seiner eigenen Schöpfungen wurde.
In der europäischen Veranstaltungsreihe "art meets science" wurden Frankes digitale und analoge Graphiken und wissenschaftliche Kunstschöpfungen im Mai 2007 im Wiener Künstlerhaus, im Juni in Berlin in der Archenhold-Sternwarte, in Dresden und in Bremen in der Kunsthalle und im Juli in Karlsruhe im Zentrum für Kunst und Medientechnologie und in München in der Akademie der Bildenden Künste gezeigt. Anläßlich dieser Präsentationen fanden sich hochkarätige Wissenschaftler zu einem bislang einmaligen Dialog zusammen, von dem anzunehmen ist, daß er noch Anstöße für Frankes Schaffen in der Zukunft geben wird.
Die "Blätter für Volksliteratur" wünschen von Wien nach Puppling: "Per aspera ad astra"!
Verein der Freunde der Volksliteratur
Kommentare_
Habs gekauft. Es ist wahr: Das Zeug liest sich besser als so manches, was heute erscheint. Man ist sofort angefixt. Uuglaublich.
immer wieder super, was man für perlen bei euch findet, wenn man herumgräbt :-) ich hab zwar nur die "veränderten" sun koh-abenteuer von pabel, noch dazu vollkommen unvollständig, aber zum reinlesen aus interesse reichen die aus....