aus: Rokko´s Adventures #16
Text: Dr. Nachtstrom
Idee: Juliane Ehgartner
Illustrationen: Jörg Vogeltanz
Zum 80. Geburtstag des allergrößten Rock’n’Roll-Stars, der je auf dieser Erde wandelte, fragte sich Team Rokko vergangenes Jahr, ob denn jener Elvis Presley tatsächlich ein heiliger Mann gewesen sein könnte, ein "Auserwählter", gar die nächste Inkarnation von Jesus Christus selbst? Anzeichen und Hinweise darauf gibt es viele. Diese untersucht Dr. Nachtstrom in einem Lebens- und Leidensweg in sieben prägnanten Stationen, angelehnt an den katholischen Kreuzweg, wie er in vielen Kirchen zu sehen ist. 04.10.2016
Rokko´s Adventures ist - so steht es im Impressum - eine "unabhängige, überparteiliche sowie übermenschliche Publikation" und "setzt sich mit Leben, Kunst, Musik und Literatur auseinander". Der EVOLVER präsentiert (mit freundlicher Genehmigung) in regelmäßigen Abständen ausgewählte Beiträge.
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Erste Station: Elvis wird mit einem Zeichen markiert.
So wie der berühmte Komet, der den Heiligen drei Königen den Weg zum kürzlich geborenen Jesuskind zeigte, gab es auch bei der Geburt von Elvis eine seltsame Lichterscheinung: In der Nacht seiner Geburt am 8. 1. 1935 war ein "leuchtendes blaues Licht" über dem Geburtshaus in Tupelo zu sehen, das dort auch mehrere Stunden verweilte. Zeugen dafür sind Elvis´ Vater Vernon und der zu Hilfe gerufene Arzt, der um zwei Uhr früh vor dem Haus eine Zigarette rauchte und dabei die seltsame Erscheinung bemerkte. 35 Minuten vor seiner Geburt war sein Zwilling Jesse Garon tot zur Welt gekommen. Elvis erzählte in späteren Jahren immer wieder, daß er "telepathischen Kontakt" zu seinem toten Bruder hätte.
Möglicherweise war der Kontakt mit seinem toten Zwillingsbruder einer der Gründe, warum sich Elvis so sehr für paranormale Phänomene interessierte. Ein weiterer Grund dürfte sein, daß er laut eigenen Angaben im Alter von acht Jahren von zwei "Aliens" kontaktiert worden sei, die ihm eine Vision seiner Zukunft zeigten: einen Mann in "weißem Kostüm, der vor einer großen Menschenmenge sang”. Zu jener Zeit hatte Elvis nicht die geringste Ahnung, was mit diesem Bild gemeint sein könnte.
Es soll zudem weitere von Elvis selbst bestätigte UFO-Sichtungen gegeben haben, beide zusammen mit seinem Friseur Larry Geller, der diese auch in seiner Autobiographie bestätigte; einmal bei einer nächtlichen Wüstendurchquerung ("kreisende Lichter am Himmel") und ein zweites Mal, wieder zusammen mit Geller bei einem nächtlichen Spaziergang durch Graceland – "odd lights in a [nearby] fieldmoving back and forth."[1]
Zweite Station: Elvis erkennt seine wahre Bestimmung als Wiedergeburt Jesu Christi.
Laut der Autobiographie von Larry Geller, Elvis´ engstem Vertrautem, der gleichzeitig sein Friseur und "spiritual advisor" war, soll der King sich diesem einmal in vollster Intimität anvertraut haben mit der Überzeugung, daß "er, Elvis, die Inkarnation von Jesus Christus sein könnte." [2] Diese Einsicht war für den im tiefsten Herzen gläubigen Star allerdings eher eine Last als ein Segen, denn er fragte sich ernsthaft, was er denn mit dieser Erkenntnis anfangen sollte - noch mehr Gutes tun? Elvis war sowohl bei Fans als auch bei Freunden für seine außergewöhnliche Generosität bekannt. Seine weiteren Gedankengänge dazu sind uns leider nicht überliefert, aber die Tatsache, daß Elvis während seines Todes ein Buch über das Grabtuch von Turin gelesen hatte, legt die Vermutung nahe, daß ihn diese Erkenntnis innerlich weiter beschäftigt haben dürfte.
Für viele Fans und Fanatiker ergeben sich allerdings sowieso genug Parallelen in den Leben von Elvis und Jesus, um ernsthaft an das oft beschworene "Second Coming of Christ" zu glauben. Da wäre einmal Vernon Presley, Elvis´ Vater, von Beruf Tischler, ebenso wie Josef, Vater von Jesus. Wenn Jesus als die "Sonne Gottes” bezeichnet wird, muss man an das "Sun Studio" denken, in dem Elvis seinen ersten Song aufnahm; insgesamt waren es zehn (10 Gebote?). Jesus konnte übers Wasser gehen, Elvis surfte immerhin, die "Memphis Mafia" hatte die gleiche Anzahl an Mitgliedern wie Jesu Jünger, und auch von Elvis gibt es natürlich wie von Jesus jede Menge Heilungsgeschichten, die davon erzählen, wie er Fans bei Konzerten die Hände auflegte und sie von ihren Schmerzen befreite. Und so wie der heilige Matthäus der Biograph von Jesu Leben war, fand sich auch für Elvis ein Biograph namens Neil Matthews, der das Buch "A Golden Tribute" veröffentlichte.[3]
Abseits aller Spekulationen war Elvis in seiner Jugend streng religiös erzogen worden; das zeigte sich später in seiner grenzenlosen Liebe zum Gospelgesang (abseits aller Hits sind die schönsten Zeugnisse von der Strahlkraft seiner Stimme jene Platten mit religiösen Liedern, die er aufgenommen hat). Eine sehr berührende Anekdote gibt es von den Mitgliedern der Gospelgruppen The Imperials, The Sweet Inspirations und The Stamps, die Elvis als Backgroundsänger für seine legendären Vegas-Shows angeheuert hatte. Da er unter ständiger Schlaflosigkeit und nächtlichen Angstzuständen litt, wurde die Zeit bis Tagesanbruch mit dem Gesang spiritueller Lieder aus Elvis´ Kindheit verbracht - eines der wenigen Dinge, die dem King in seinen späteren, quälerischen Lebensjahren etwas geistige Erleichterung verschafften.[4]
Dritte Station: Elvis begegnet den weinenden Frauen.
Die weiblichen Fans des Kings weinten oft und heftig bei Konzerten; nicht nur das, sie schrien, brüllten, kreischten, wanden sich in konvulsivischen Zuckungen und fielen regelmäßig in Ohnmacht. Aber Elvis´ Körper sonderte ebenfalls jede Menge von (für seine Anhängerinnen) heiliger Flüssigkeit ab - soll heißen, daß der in seinen späten Jahren krankhaft übergewichtige Star in seinen extraweiten Phantasieuniformen wie in einer Sauna schwitzte. Um diesem Schwall an Körperflüssigkeit wenigstens einigermaßen Herr zu werden, waren in diesen monströsen Anzügen an zahllosen Stellen "Schweißtücher" versteckt - die Elvis dann während seiner Auftritte, quittiert von einem Wackeln seiner speckigen Hüften im Rhythmus der Musik (dies als bizarre Parodie seines früheren, "verboten" erotischen Hüftschwungs) nach Benetzung in die tobende Menge warf, wo sie von seinen (hauptsächlich) weiblichen Fans verzückt aufgefangen wurden. Es fällt schwer, in diesem ständigen Ritual keine religiösen Konnotationen zu erkennen. Schweiß spielt aber auch bei der noch später näher erläuterten Verschwörungstheorie "Elvis is alive" eine große Rolle, da der Körper des toten Elvis während der Aufbahrung in der Leichenhalle für die umstehenden Trauernden merklich "schwitzte". Wie war das möglich? Eine der Theorien dazu besagt, daß der Körper des toten Superstars nicht "echt" war, sondern eine äußerst raffinierte Wachsnachbildung, die wegen der fehlenden Klimatisierung an dem sehr heißen Tag seiner Aufbahrung merklich außer Form geriet. In der Tat ist auch das einzige, heimlich gemachte Photo von Elvis im offenen Sarg außerordentlich irritierend - dieser schlanke, junge Mann hat wenig Ähnlichkeit mit dem übergewichtigen Koloß, der Presley in seinen letzten Lebensmonaten war.[5]
aus: Rokko´s Adventures #16
Text: Dr. Nachtstrom
Idee: Juliane Ehgartner
Illustrationen: Jörg Vogeltanz
"It´s the singer, not the song"
Elvis Presley: In memoriam
Schon wieder ein Jubiläum ... Während die Plattenfirma zum 30. Todestag des Kings eine neue Doppel-CD mit alten Hits herausbringt, fragen wir: Was bedeutet Elvis für uns Ewigheutige?
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