Stories_Plakativ: Ichi, die blinde Schwertkämpferin/Ricky

Zwischen Tod und Geburt

Eine japanische Musikerin wandelt auf Zatoichis Spuren - und ein Franzosen-Baby sorgt demnächst für Wunder. Wir haben uns schon einmal die Plakate dazu vorgenommen ...    15.05.2009

Ichi, die blinde Schwertkämpferin

 

Was wir sehen: ein schlichter grauer Studiohintergrund. Eine Frau in zerschlissener, japanisch anmutender Kleidung, die gerade ein Schwert zieht. Sie hat nackte Füße in Sandalen und scheint ihre Augen halb geschlossen zu halten.
Direkt auf ihr steht der Filmtitel "Ichi, die blinde Schwertkämpferin".

Worum es augenscheinlich geht: um eine blinde Schwertkämpferin, die wahrscheinlich aus ärmlichen Verhältnissen stammt, sich durch ihre Kampfkunst mit dem Schwert jedoch hocharbeiten kann.

 

Worum es tatsächlich geht: Die Musikerin Ichi (Haruka Ayase) ist auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Und dabei begleitet sie statt einem Instrument nur ihr Schwert, mit dem sie meisterlich kämpfen kann. Auf ihrer Reise trifft sie auf Toma (Takao Osawa), einen Samurai, der nicht mehr kämpfen mag - und übernimmt für ihn seine martialischen Pflichten. Gemeinsam treten sie schließlich dem berüchtigten Bandenführer Banki (Shido Nakamura) entgegen, der auch einen Schlüssel zu Ichis Vergangenheit besitzt ...

 


Zum Plakat: schlicht und eindrucksvoll. Die vielen Schichten der Kleidung, unter der Ichi sich versteckt, zeigen ihre Zerbrechlichkeit, auch symbolisiert durch ihre nackten Füße. Daß mit ihr dennoch nicht zu spaßen ist, zeigt ihre dynamische Pose: sie ist kampfbereit und kompromißlos. Daß sie blind ist, scheint keine Rolle zu spielen. Auf dem Bild ist es faktisch nicht erkennbar, nur der Filmtitel informiert uns darüber. Auch im Trailer spielt ihre Blindheit keine herausragende Rolle, was ich schon etwas seltsam finde - das ist doch sicher charakterbildend.

Um das Thema der Blindheit etwas mehr zu etablieren, könnte man an Kontrast, Schärfe und Farbigkeit des Bildes arbeiten, das dadurch nicht an Ausdrucksstärke verlieren dürfte. Daß hier die Credits sehr klein direkt auf dem Foto untergebracht sind, finde ich gut und eine Variante, durch die das gesamte Plakat sehr aufgeräumt und übersichtlich erscheint.

Was das pinke Schriftzeichen bedeutet, erschließt sich mir zwar nicht; insgesamt ist dies aber ein sehr gefälliges Plakat, das durch eine oben angesprochene Überarbeitung noch mehr Tiefe gewinnen könnte.

 

 

Ricky

Was
wir sehen: seufz, ein Babygesicht. Mit riesigen blauen Augen, die etwas skeptisch jemanden außerhalb unseres Sichtfelds anschauen. Stupsnase und rote Bäckchen inklusive. Dazu der Filmtitel "Ricky" mit dem Untertitel "Wunder geschehen".

Worum es augenscheinlich geht: um ein reizendes Baby. Um Mutterinstinkte. Und das Wunder des Lebens.

 

Worum es tatsächlich geht: Als Katie (Alexandra Lamy) auf Paco (Sergi López) trifft, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander - und zeugen ein Kind. Katies Tochter ist dem Jungen gegenüber anfangs mißtrauisch eingestellt. Und auch Katie bemerkt schnell, daß Ricky etwas anders ist als andere Babys ... was die ganze Familie vor neue Herausforderungen stellt.

 

Zum Plakat: Kindchenschema galore. Das entzückende Babygesicht weckt bei Frauen den Mutterinstinkt und sorgt bei Männern zumindest für ein verschämtes Grinsen. Wir mögen Babygesichter, da große Augen, Pausbacken und Stupsnasen Schlüsselreize sind, die unsere Beschützerinstinkte wecken - und wir würden ziemlich viel anstellen, um ein solches Wesen vor allen Übeln dieser Welt zu bewahren.

Diesem Anblick kann man sich nur schwer entziehen. Man fragt sich, warum dieses Baby schon so klug und ernst schaut, als wüßte es mehr als wir.

Der erste Blick aufs Plakat geht auf jeden Fall zu den Augen - von Augen fühlen wir uns magisch angezogen, weil sie der Schlüssel zum Gesicht unseres Gegenübers sind. Mit etwas Übung und Intuition können wir an ihnen ablesen, ob unser Gesprächspartner meint, was er sagt, oder was er tatsächlich denkt.

Die Augen sind also der wichtigste Teil in unserem Antlitz, deshalb wirken sie auf Plakaten auch hervorragend - wir müssen einfach hinschauen und den Blick erwidern oder überprüfen, wohin der Blick des Abgebildeten geht.

Hier können wir erkennen, daß Ricky nach oben aus dem Bild schaut, wahrscheinlich also seine Mutter ansieht. Die Blickrichtung könnte jedoch auch einen Hinweis auf das Wunder geben, das Ricky in sich trägt. Aber das möchte ich hier nicht verraten, da man diese magische Geschichte mit eigenen Augen sehen sollte ...

 

 

 

 

 

C. Franziska Richter

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