Aktuelle Klein-Releases:
Sofa Surfers - Sofa Surfers
Coloma - Dovetail
Trio Exklusiv - International Standards
Bauchklang - Many People
Mit dem neuen Album der Sofa Surfers stellt das Wiener Label Klein Records erneut sein musikalisches Gespür unter Beweis. Kami Kleedorfer interviewte Label-Chef Christian Candid. 26.01.2006
Zehn Jahre sind für die schnellebige Musikbranche ein langer Zeitraum. Um zwischen vermeintlichen Trends und überteuerten Produktionen nicht unterzugehen, sind verläßliche Partner, ein klares Ziel, gute Medienkontakte, wirtschaftliches Geschick und immer auch eine Portion Glück gefragt. Das Wiener Label Klein Records scheint in dieser Hinsicht vieles richtig gemacht zu haben.
Gründer und Klein-Plattenboß Christian Candid kommentiert den runden Geburtstag seines Labels selbstsicher und gelassen: "Klein ist mehr als ein Name - es ist eine Philosophie: Durch eine kleine, aber feine Künstlerfamilie bleibt die Kreativität des Labels erhalten. Musikalische Offenheit statt stilistischem Purismus und handwerkliche Perfektion sind für mich entscheidend."
Rückblick: Die Anfänge
Wir schreiben das Jahr 1995. Die gesamte heimische Clubszene agiert - im wahrsten Sinne des Wortes - im Untergrund: Locations, Veranstalter und Musiker hatten, im Gegensatz zu heute, einen viel kleineren Aktionsradius und auch weniger professionelle Ansprüche. Und Events werden eher durch Mundpropaganda als durch überdimensionale Hochglanz-Flyer angekündigt.
Candid, damals selbst Veranstalter, bekam in diesem Jahr ein Kuvert mit dem Demotape einer damals noch unbekannten Wiener Formation zugespielt. Daß er damit das Startkapital für seine eigene Zukunft in Händen hielt, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Es handelte sich um die ersten Aufnahmen der Sofa Surfers, die nach einer Möglichkeit suchten, ihren Sound bekannter zu machen und unter die Leute zu bringen.
1996 veröffentlichte Candid die erste Klein-Records-12"-Single mit den Sofa Surfers und einem Remix des damals vor allem im Ausland bekannten Richard Dorfmeister (G-Stone Records). Es folgten ein Album, das sehr schnell Furore machte, und eine Konzert-Tour, die eines der Highlights der frühen Labelgeschichte darstellte. Seit den ersten Veröffentlichungen halten die Sofa Surfers dem Wiener Label die Treue.
Abseits der Smoking Beats
Ende der 90er Jahre wurde Wien kurzfristig zum internationalen Mittelpunkt der elektronischen Musikszene. Kein DJ, Produzent und Remixer kam an den gemütlich dahinblubbernden Releases der österreichischen Labels vorbei; Downbeat-Klänge "Made in Austria" waren weltweit angesagt.
Klein konnte und wollte sich diesem Trend zwar nicht gänzlich entziehen, blieb aber seinem Credo treu und konzentrierte sich auf seine eher kantigen und poppigen Acts. Neben österreichischen Künstlern wie Toxic Lounge, Mum oder Uko wurden in einem weiteren Schritt erste nicht aus dem eigenen Land stammende Formationen engagiert. Candid zu seinem Künstlerpool: "Wien ist und bleibt unsere Basis. Primär zählt für mich aber Qualität - und zwar unabhängig von ihrem Ursprung."
Der Schweizer Beat Solér, besser bekannt unter dem Namen Seelenluft, veröffentlichte im Herbst 2000 als erster ausländischer Künstler ein Album ("The Rise and Fall of Silvercitybob") auf Klein Records, im Laufe der Zeit folgen The Bug und Stratus (beide aus England).
Rückbesinnung und Neuanfang
"Die aktuellen Alben orientieren sich stärker an traditionellen Song-Strukturen. Für Klein bedeutet dies keine Neuausrichtung, sondern nur eine stärkere Betonung der bisherigen Linie", erklärt Candid im Interview. Neben den Sofa Surfers, die auf ihrem neuen, selbstbetitelten Album mit Gastsängern zusammengearbeitet haben, sind auch die aktuellen Alben von Coloma und Bauchklang Belege für diese Rückbesinnung auf Songs: Nach Jahren elektronisch geprägter Produktionen orientiert man sich jetzt wieder an Popmusik - im klassischen Sinn des Wortes.
Doch Christian Candid verbreitert die musikalische Basis seines Labels noch weiter. Mit der Gründung des Sublabels Kind tat er 2004 einen ersten Schritt in Richtung Rock- und Gitarrenmusik; mit Fact scharrt zudem bereits ein eigenes Dance-Sublabel von Candid in den Startlöchern. Der Labelchef meint dazu: "Das neue Dance 12"-Klein-Sublabel soll mit regelmäßigen Clubnächten verknüpft werden, die ersten Fact-Veröffentlichungen sind für Mitte 2006 geplant." Was der Fact Club bisher geboten hat, war zwischen House, Disco und Electro angesiedelt; man darf also auf die heurigen Aktivitäten gespannt sein.
Immerhin gibt sich Klein Records stilistisch breiter denn je, wodurch das Label seinen eigenen Namen mehr denn je ad absurdum führt - auf spannende und sehr hörbare Art und Weise.
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