Stories_In memoriam Jess Franco

Mondo Franco

Machen wir´s kurz: Jess Franco ist nicht mehr. Leider läßt sich - Kult hin, Kult her - jetzt schwer behaupten, daß der bunten Welt des Technicolor ein Farbton abgehen wird ...    06.04.2013

Jesus, der Franco ist tot! Ausgerechnet zu Ostern tritt er vom Filmset ab - und das, obwohl sein berühmter Namenspatron just zu diesem Zeitpunkt die Auferstehung inszenierte. Der gute Jess war eben immer ein Quergeist; einer, der stets behauptete, daß ein nackter Frauenkörper wichtiger sei als eine gut gestrickte Story. Wenn wir den Aspekt des menschlichen Verlusts ganz bewußt ausklammern, bleibt also ein Filmregisseur über, dem man alles möglich nachsagen kann, nur nicht, daß er ein besonderes Händchen für Spannungsbögen, Action oder Dramaturgie bewiesen hätte.

Stets auf der Suche nach einem fetten Budget, einem neuen Set oder auch nur nach frischer nackter Haut, wurschtelte sich Jesus "Jess" Franco vom Kannibalen-Horror bis zum Exzeß in der Frauenhaftanstalt quer durch den Gemüsegarten des Genre-Kinos. Rund 200 grenzwertige Spielfilmproduktionen gingen auf Francos Konto, bevor sein eher flacher Karriereweg jenseits von Gut und Böse in der geschützten Werkstatt des totalen Trash endete. Dort konnte der Meister immerhin mit konsequent-gediegenen Motiven aufwarten: Beispielsweise wird der lesbischen Vampirin Irina von Murnau im Streifen "Vampire Sex - Lady Dracula 3"  mit einem X-Large-Dildo der Garaus gemacht ...

 

 

So weit, so unterhaltsam. Nur leider berücksichtigte Franco mitunter nicht einmal die banalsten Regeln der Filmgestaltung, was sein Werk generell schwer verdaulich macht. Zugegeben, das mag auch daran gelegen haben, daß sich der Meister zeit seines langen Lebens (er hielt immerhin 82 Jahre durch) dem Surrealismus verpflichtet fühlte. Aber selbst wenn man das Werk des "Nonnenquälers" aus diesem Blickwinkel betrachtet, lassen sich abschließend nur wenige Perlen finden, die man dem geneigten Cineasten ans Herz legen möchte.

Vorhang auf, Film ab!

 

Necronomicon / Succubus (1968)

Francos Ausflug in psychedelische Sphären spannt einen wahnsinnigen Bogen zwischen Sadomasochismus und Satanismus. Wer diesen Film noch nie gesehen hat, weiß nicht, wie herrlich sich ein LSD-Rausch anfühlen kann ...

 

Vampyros Lesbos - Erbin des Dracula / She Killed In Ecstasy (1970)

Das erotisch ambitionierte Vampir-Movie um die obsessive Antagonistin Nadine Carody orientiert sich nur lose an der literarischen Vorlage Stokers. Wer sexzessive 70er-Jahre-Ästhetik einer stringenten Handlung vorzieht, wird seine helle Freude an dem Streifen haben.

 

Der Todesrächer von Soho (1972)

Der Thriller nach dem Roman des Wallace-Sprosses Brian Edgar hat tatsächlich so etwas wie ein dramaturgisches Gerüst. Sehenswert ist er aber nicht, weil man der holprigen Story um einen Serienmörder einigermaßen folgen kann, sondern vor allem deshalb, weil Horst Tappert die Hauptrolle spielt ...

 

r. evolver

Kommentare_

PS - 06.04.2013 : 11.04
RIP 2: Roger Ebert: www.rogerebert.com

Stories
Faye Hell

Oh! It´s a Faye!

Ihr Stil ist so irre wie eine Performance von GG Allin: selbstzerstörerisch, voller Exkremente und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten. Dabei sind die Handlungsbögen ihrer gelegentlich gewöhnungsbedürftigen Plots ausgefeilt, ihre witzige Sprache fast schon virtuos und ihr Tempo definitiv atemberaubend - das ist Faye Hell, die sympathische Freibeuterin im mörderischen Bermuda-Dreieck der Horrorliteratur. r.evolver läßt sich kapern und bittet bei der Gelegenheit zum Interview.  

Stories
Markus Kastenholz im Inteview mit r.evolver

If I Had A Hammer

Seit rund einem Jahr verbreiten die Hammer Boox von Markus Kastenholz einen neuen Stil in der Horror-Literatur: Trashig, bunt-witzig und unbeschwert punktet der Indie-Verlag haargenau mit jenem essentiellen Charme, der Genre und Szene in den letzen paar Jahren gänzlich abhanden gekommen ist. r.evolver konnte nicht widerstehen und bat den Neoverleger zum Interview.  

Stories
John Aysa im Inteview mit r.evolver

Dünnpfiff infernal

Er provoziert, geht hart an die Grenzen des guten Geschmacks und ist dabei trotzdem unterhaltsam. Die Rede ist von John Aysa. Der Wiener Autor zählt zu den jungen Wilden der neuen deutschsprachigen Phantastik und ist immer für einen Aufreger gut. Für die Rezeption seines neuen Romans "Der Widerliche" empfiehlt der Autor gute Magennerven. r.evolver schluckt Iberogast und bittet zum Interview ...  

Print
Surfin’ Saigon – das Buch

Leichen pflastern ihren Weg

Kay Blanchard rules! In "Surfin’ Saigon" kämpft sich der Todesengel des MI6 bereits zum dritten Mal gewohnt sexy, brutal und voll mit Amphetaminen durch r.evolvers irres Nazi-Universum. Thomas Fröhlich hat sich an das neue haarsträubende Abenteuer der ungewöhnlichsten Agentin Ihrer Majestät gewagt ...  

Stories
r.evolver - Surfin Saigon, Kapitel 02

Frankensteins Todesrennen

Wie´s ausschaut, hat Kay ein Kind gehabt. Was wird sie jetzt unternehmen? Gott sei Dank ist unsere Agentin einigermaßen stressresistent, man möchte sogar sagen "bulletproofed" (zumindest hat sie bis heute jeden Einsatz überlebt). Glück im Unglück - weil jetzt geht´s erst so richtig los.  

Stories
r.evolver - Surfin Saigon, Kapitel 01

Berserk - Zirkus des Todes

Nur noch ein paar Tage bis zum Erscheinen des neuen Kay-Romans "Surfin´ Saigon"! Verkürzen Sie sich - exklusiv im EVOLVER - die Wartezeit mit der Lektüre der ersten Vorabkapitel. Was bisher geschah: Kay wurde vom Geheimdienst abgezogen und befindet sich mit Tochter Ruby in der Zone Lienz. Dort fristet sie in der britischen Botschaft ihr Dasein als Analystin von Aufklärungsdaten. So weit, so öd. Doch das Ende der ruhigen Lebensphase naht ...