Stories_Handy-Weitwurf-WM 2004

Flieg, Handy, flieg!

Die spinnen, die Finnen. Auf dem Mobiltelefon-Sektor haben sie allerdings die Nase vorn: Jedes Jahr findet in Savonlinna die Handy-Weitwurf-WM statt. Micky Maaaas nahm daran teil.    17.09.2004

Nicht immer ist der Mensch glücklich über die Erfindung der mobilen Telefonie. Endlos lange Mobilbox-Texte, nie erreichbare Gefährten, kein Empfang oder gar plötzlich versagende Akkus erregen oft und oft den Unmut des Handy-Besitzers. Doch wohin mit dem Ärger und der Frustration, ohne dem Mitmenschen Schaden zuzufügen?

Die Finnen, die im Bereich Mobiltelefon bekanntlich die Nase vorn haben, begannen bereits vor einigen Jahren diese ungenutzte Energie in sportliche Aktivitäten zu ventilieren - und schufen die Extremsportart "Handy-Weitwerfen". Seit mittlerweile fünf Jahren finden im schmucken Städtchen Savonlinna regelmäßig die offiziellen Weltmeisterschaften dieser unkonventionellen Disziplin statt.

Da dem Schreiber dieser Zeilen noch heute ein Ruf als Schlagball-Legende aus Mittelschulzeiten vorauseilt, war es dem ÖMTWWV (Österreichischen Mobiltelephon WeitwurfVerband) klar, daß nur er unsere kleine Alpenrepublik bei der diesjährigen WM in Finnland würdig vertreten könnte.

Eine zehnmonatige Vorbereitungsphase mit einem ausgedehnten Trainingslageraufenthalt in der kasachischen Steppe sowie diversen Windkanaltests an der TU Wien gipfelte im August 2004 tatsächlich in der Reise nach Savonlinna. Ein sechsköpfiger Betreuerstab unter der Führung des norddeutschen Mentaltrainers Philip Brammer begleitete den Athleten zunächst zum Abschlußtraining auf die Handy-Weitwurfanlage nach Oulu, von dort in einer fünfstündigen Autofahrt weiter durch die finnischen Wälder und am 28. August 2004 dann zum entscheidenden Wettkampf nach Savonlinna.

Der internationale Verband hatte schon prophezeit, daß in diesem Jahr der 2002 aufgestellte Weltrekord von 66,72 m fallen würde. Denn sowohl der österreichische Hoffnungsträger als auch der ukrainische Meister Oleg Shwez hatten im Frühlingstrainingslager in Kasachstan die 70-Meter-Marke mehrmals übertroffen. Auch für die Presse war das Duell zwischen den zwei Spitzensportlern Thema Nummer eins. Scharen internationaler Journalisten belagerten die beiden schon beim Abschlußtraining in Oulu. Vor allem Shwez, dem von seinem Heimatverband im Falle eines Erfolges ein Haus auf der Krim sowie die Ehrenbürgerschaft von Odessa in Aussicht gestellt wurde, stand unter enormem Erfolgsdruck.

 

Schon beim gemeinsamen Frühstück vor dem Bewerb konnten sich die beiden Kontrahenten nicht mehr in die Augen blicken. Doch bereits dort nahm das Unglück seinen Lauf ...

Laut Augenzeugenberichten eines italienischen Team-Mitglieds entwendeten ukrainische Spione den extra angefertigten Wurfspezialhandschuh, den der alpenrepublikanische Werfer erst kurz vor dem entscheidenden Wurf wiederfand. Doch da war es schon zu spät: Als Big Mike vor tausenden Zusehern im Kirchenpark von Savonlinna zum einzigen und alles entscheidenden Wurf ausholte, entglitt das Mobiltelefon seiner Wurfhand und blieb knapp einen Meter hinter der Grundlinie liegen.

Analysen einer Sonderkommission ergaben, daß Maas´ Wurfhandschuh mit ukrainischem Walfischtran bearbeitet wurde. So manipuliert, rutschte ihm das Wurf-Handy im enormen Ausholschwung aus den Fingern. Während der gebrochene Extremsportler noch verzweifelt die Arbeit von zehn Monaten Training davonschwimmen sah, wurde Oleg Shwez von den österreichischen Betreuern krankenhausreif bearbeitet.

Jedenfalls aus der Traum vom WM-Gold für Österreich - unsere Medaillenhoffnung wurde zunächst mit 28 anderen disqualifizierten Teilnehmern (die außerhalb der kegelförmigen Markierung warfen) mit 0 Metern bewertet. Nach einem stattgegebenem Einspruch beim Weltverband, seine Leistung als weltweit ersten Minuswurf anzuerkennen, wurde unser Held letztendlich mit der neuen Negativrekordmarke von –1 Meter alleiniger Letzter (Platz 54).

Aus dem Betreuerstab konnte dann noch Wolfgang Kitzmüller den 22. Platz für Österreich erwerfen, der jedoch durch die neue Weltrekordmarke des bis dahin völlig unbekannten Finnen Ville Piipo (82,55 m!) gänzlich in den Schatten gestellt wurde.

Oleg Shwez konnte mittlerweile auf Krücken das Spital verlassen. Und das Österreichische Nationalteam beginnt bereits jetzt für die nächste WM am 27. 8. 2005 in Savonlinna zu trainieren.

Micky Maaaas

Handy-Weitwurf-WM 2004


 

Links:

Kommentare_

Stories
Bastard-Pop/Teil 5

Clash of the Titans

Wer dem Bombardement schnulziger Weihnachtslieder entgehen will, dem bietet Micky Maaaas genau das richtige Mash-up-Material - zum Download und bleibenden Genuß.
 

Stories
Bastard-Pop/News

News from the Front

Ob man sie Bastard Pop, Mash-Ups oder Bootlegs nennt, ist egal - solange sich die raffiniert gemixten Tracks weiterhin verbreiten. Micky Maaaas berichtet von neuen Entwicklungen.  

Stories
4. Österreichische Luftgitarremeisterschaft

Funky Chicken griff zum Sieg

Im Rahmen des "Wien rockt"-Clubs fand kürzlich das Finale der 4. Österreichischen Luftgitarremeisterschaft statt. Erstmals konnte sich eine Frau die Bestnoten sichern.  

Stories
Pub Quizes in Wien

Bier trinken und gepflegt klugscheißen

Die in England traditionellen Pub-Quiz-Veranstaltungen erfreuen sich mittlerweile auch in Wien enormer Beliebtheit. Micky Maaaas recherchierte - hat jedoch kein Geld gewonnen.  

Stories
Elvis und die UK Charts

Der schnelle Weg zum Nr.1 Hit

Mit einem Original-Titel aus dem Jahr 1959 landete Elvis Presley kürzlich den 1000. Nr.1-Hit in der Geschichte der britischen Charts. DJ Micky Maaaas über die Hitparade auf der Insel.  

Stories
Bastard-Pop/Making-of

Be A Bastard!

Sogar Ö3 schickte schon einen Track von ihm über den Äther. Jetzt verrät DJ Micky Maaaas im dritten Teil seiner EVOLVER-Serie, wie Sie eigene TwoTracker und MashUps basteln.