Die weltweite Finanzkrise ist noch lange nicht vorbei - egal, was Politiker und ihre Medien-Hofnarren uns über den "Aufschwung" vorlügen. Der amerikanische Zukunftsforscher Gerald Celente sagte für 2012 (und die kommenden Jahre) den Kollaps der Weltwirtschaft, globale Volksaufstände und den ersten großen Krieg des 21. Jahrhunderts voraus. Nur Realisten haben eine Überlebenschance.
14.03.2016
"Am verläßlichsten kann man die Zukunft vorhersehen, indem man die Gegenwart versteht."
John Naisbitt: Megatrends (1982)
Das Cover (aus Gerald Celentes Twitter-Kanal) ist eindeutig: Jesus verjagt mit hocherhobener Peitsche die Händler aus dem Tempel. Nur sind die keine Orientalen mit wallenden Burnussen, sondern aalglatte Typen in smarten Anzügen und roten Krawatten, auf deren Verkaufstischen Namen wie Goldman Sachs und JP Morgan Chase stehen.
"History Before It Happens" heißt es unter dem Bild - und The Trends Journal wird diesem Slogan mehr als gerecht. Sein Chefredakteur Gerald Celente nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn er die Zukunft vorhersagt: Die Welt steuert seit der Finanzkrise von 2008 unaufhaltsam auf den Abgrund zu, auf den "ersten großen Krieg des 21. Jahrhunderts". Und schuld daran sind die Politiker, ihre mafiösen Kumpane in den Banken und Konzernen, die Kriegstreiber (ein Autor der Publikation nennt die amerikanische Außenministerin in seinem Artikel über den geplanten US-Angriff auf Rußland und China gleich einmal "Hitlery Clinton") - und natürlich wir selbst.
Aber warum ausgerechnet wir, die wir doch (wie immer) nichts dafür können? Weil der vielgepriesene "Change" nicht vom bombenwerfenden Friedensnobelpreisträger Barack Obama oder seinem republikanischen Konzern-Gegenkandidaten Mitt Romney kommen wird. Und auch nicht von den korrupten EU-Kommissaren und Abkassierern in der Brüsseler Zentrale. Verändern wird sich, so Celente im Editorial zur Sommerausgabe seines Journal, erst dann etwas, wenn wir aufhören, unseren "Führern" zu folgen, den gleichgeschalteten Massenmedien zu glauben und uns immer tiefer in Armut und Sklaverei treiben zu lassen. Jeder einzelne von uns muß auf sich selbst setzen, endlich echten Widerstand leisten und gegen die Unterdrücker vorgehen.
Gerald Celente, als Sohn italienischstämmiger Eltern 1946 im New Yorker Stadtteil Bronx geboren, arbeitete in seinen frühen Berufsjahren in der Politik ("der schlimmste Job, den ich je hatte"), bevor er 1980 das Trends Research Institute gründete. Seither hat er vieles angekündigt, was später eintraf, vom Zusammenbruch der Sowjetunion über das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende bis hin zum Boom der "Gourmet-Kaffees" à la Starbucks. Allerdings stimmte nicht alles - wie ihm seine Gegner immer wieder vorwerfen. So sagte Celente für die Nuller-Jahre beispielsweise Videotelefonie für alle, die Zerschlagung vom Konzernmonopolen und die Legalisierung der Euthanasie voraus. Doch auch Nostradamus hatte nicht immer recht; das geben sogar jene zu, die seine kryptischen Prophezeiungen zu verstehen glauben.
Was Celente von den vielen anderen Trendforschern unterscheidet, die den Lifestyle-Markt mit ihren Büchern überschwemmen und der Industrie als Markenberater "die heutige Jugend" erklären wollen, ist sein Unwille, den Mächtigen nach dem Mund zu reden. In unzähligen YouTube-Clips aus dem amerikanischen Fernsehen wirkt er auf den ersten Blick wie ein sympathischer, rhetorisch begabter Gymnasiallehrer, der durchaus freundlich und TV-kompatibel ist. Was er sagt, hat jedoch Sprengkraft ...
Wenn sich Politiker und Medien in rassistischer Manier das Maul über die faulen Griechen, Italiener und Spanier zerreißen, wendet Celente sofort ein, daß nur Börsenverbrecher, Spekulanten und von der Weltbank gesteuerte Politiker die EU-Problemstaaten an den Rand des Ruins gebracht haben - und deren Bürger jetzt mit ihren endlosen Sparprogrammen um ihre Existenz bringen. Phantasieren Integrationsbeauftragte und Gutmenschen über den "Einwanderungskontinent Europa", so diagnostiziert Celente messerscharf, daß angesichts der zunehmenden Verarmung der Nationalismus immer stärker wird und beispielsweise Moslems sich darauf einstellen müssten, mit Gewalt vertrieben zu werden. Ereifern sich politisch Korrekte über all die "populistischen, rechts/linksradikalen und puren Spaßparteien", die bei jeder europäischen Wahl mehr Stimmen gewinnen, dann sagt Celente klar und deutlich, was in Wahrheit dahintersteckt: der Klassenkampf.
"Der neue große Krieg wird sich deutlich von den vorigen beiden Weltkriegen unterscheiden", sagt der Zukunftsforscher, der tägliche mehrere Stunden lang nationale und internationale Nachrichten, Analysen und Kommentare konsumiert sowie mit dem berühmten "Mann von der Straße" spricht, um mittels seiner "Globalnomic"-Methode die Zukunft vorhersagen zu können. "Innerhalb der nächsten vier Jahre werden nicht nur Populisten, Separatisten, Extremisten, Radikale usw. gegen die herrschende Machtstruktur kämpfen, sondern es wird auch Bürgerkriege, regionale Kampfhandlungen, Territorialkonflikte, Religionskriege und diverse große Gefechte wie den bevorstehenden Angriff von Israel, den USA und der NATO auf den Iran geben. Und sollten sich psychopathisch veranlagte Politiker und irre Generäle wirklich dazu hinreißen lassen, dabei Atomwaffen einzusetzen, dann könnte das Jahr 2012 wirklich das Ende der Welt bedeuten - oder zumindest das Ende unserer Zivilisation."
Kein Wunder, daß Celentes Kritiker ihm vorwerfen, mit seinen Vorhersagen "Pessimismus-Pornographie" zu betreiben. Schließlich verkündet der Hobby-Kampfsportler und Nahkampfexperte, der privat "stets auf alles vorbereitet ist", schon seit Anfang des dritten Jahrtausends, daß das Ende Amerikas als Supermacht unmittelbar bevorstehe. Die Billionen Dollar teuren, scheinheilig im Namen der Demokratie geführten Expansionskriege der USA sollen laut seinen Vorhersagen dazu führen, daß die Wirtschaft des Landes unter der Schuldenlast zusammenbricht. Auf den Straßen des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten wird es zu Steueraufständen und Hungerrevolten kommen. "Amerikanische Städte werden bankrott gehen, große Konzerne und Banken brechen zusammen und können nicht einmal mehr mit Steuergeldern gerettet werden, und wir werden die bisher schlimmste wirtschaftliche Depression aller Zeiten erleben, ein ökonomisches 9/11", sagte er. Im Rahmen dieses "Obamageddon" würden sich die USA mehr und mehr in einen faschistischen Polizeistaat verwandeln. "Solange wir weiterhin zulassen, daß die Wall Street unser Leben kontrolliert und die Massenmedien unsere Gehirne manipulieren, ist der Untergang nicht aufzuhalten", schrieb Gerald Celente im April 2009.
Auch in Europa erwarten uns schwerwiegende Umwälzungen. "Ich habe von Anfang an gesagt, daß der Euro zum Scheitern verurteilt ist", stellt Celente im Gespräch mit 2012 fest. Ob sich der Europäische Stabilitätsmechanismus jetzt durchsetzt oder nicht, ist fast egal - denn auch der wird sich nur bis zur nächsten großen Krise halten. "Meines Erachtens wird der Euro noch vor dem Dollar zusammenbrechen. Es wäre aber ein großer Fehler, jetzt noch schnell in Dollars zu investieren; das ist in etwa dasselbe, als würde man sich von einem untergehenden Schiff noch schnell auf die Titanic retten ... Ich glaube nach wie vor an Gold als einzig sichere Investition."
Obwohl Celente ganz und gar nicht davon überzeugt ist, daß die Welt am 21. Dezember 2012 vor die Hunde gehen wird, hält er das heurige Jahr für einen "Wendepunkt in der Geschichte und einen Vorboten kommender Ereignisse". Ob nun der europäische oder der amerikanische Dominostein zuerst fällt - er wird jedenfalls andere mit sich reißen, und das Wirtschaftschaos wird auf die großen Volkswirtschaften der ganzen Welt übergreifen.
"Die Parallelen zur großen Depression von 1929 sind unübersehbar", sagt der Trend-Experte, der sich selbst als "politischen Atheisten" bezeichnet. "Da gab es auch erst einen Börsencrash, danach Währungs- und Handelskriege und schließlich den Zweiten Weltkrieg. Seit 2008 läuft praktisch dieselbe Ereigniskette ab ..." Die USA werden laut Celente als erstes auf das Niveau eines Entwicklungslandes zurückfallen - mit verwaisten Shopping-Malls, einer weiter abbröckelnden Infrastruktur und einer gigantischen Schuldenlast, die nicht nur die Regierung, sondern auch einzelne Gemeinden und Bürger erdrückt. Die Versorgung der eigenen Familie mit dem Lebensnotwendigsten werde für die meisten im Vordergrund stehen, während sich die winzige Elite der Superreichen mehr und mehr in ihre Luxusbunker zurückziehe. Das Finanzsystem müsse zusammenbrechen, da Gelddrucken, neue Kredite und Zinssenkungen zu einer Hyperinflation führen würden wie 1923 in der Weimarer Republik. Der Einzelhandel werde zuerst zugrundegehen, dann der Markt für gewerbliche Immobilien - und schließlich die gesamte Weltwirtschaft, bei deren Transaktionen ohnehin zu 99 Prozent nicht real vorhandene Werte auf den Finanzmärkten hin- und herbewegt werden.
Die Frage, ob die Einwohner des europäischen Kontinents oder der USA der bevorstehenden Superkrise besser standhalten werden, entlockt Celente nur ein mildes Lächeln: "Die Amerikaner werden sicher die letzten sein, die sich in einer Revolution erheben, um gegen die herrschenden Verhältnisse zu kämpfen - sie sind so fett, daß sie sowieso kaum mehr aufstehen können", sagt er. "Die Europäer werden es unter Umständen schaffen, weil sie aus ihrer Vergangenheit noch wissen, wie man sich gegen die Machthaber wehrt. Außerdem haben sie eine stärkere Familienbindung als die Amerikaner und wissen noch eher, wie man von der Landwirtschaft lebt. Und so absurd das klingt: Die europäischen Regierungen sind noch etwas eher bereit, sich dem Willen und den Bedürfnissen der Menschen zu beugen als das US-Regime."
Egal, was kommt: Gerald Celente wird weiterhin sein vierteljährlich erscheinendes Trend Journal herausbringen und plant derzeit sogar mit einer deutschen Niederlassung (www.trendmatters.de) mehrsprachige europäische Ausgaben der Zeitschrift. Nicht nur das deutet darauf hin, daß er an die Zukunft glaubt - auch wenn wir uns all rechtzeitig mit Waffen, Lebensmitteln und Edelmetallen eindecken sollten, um die bevorstehenden Ereignisse halbwegs gesund zu überstehen.
"Unser Planet und die Menschheit werden weiterexistieren", sagt Celente. "Wir dürfen uns nur nicht mehr irgendwelchen politischen Göttern und Ideologien unterwerfen. Deswegen bemühe ich mich auch, die Welt so zu sehen, wie sie ist, und nicht, wie ich sie gern hätte."
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