Stories_GBA NES Classics

Nintendo Retro System

Vor 20 Jahren belebte das NES den totgeglaubten Videospielmarkt. Nintendo würdigt das mit acht Klassikern für den GBA SP, wir mit einem Blick auf die Geschichte.    06.09.2004

Vor knapp 20 Jahren sah die Videospielwelt noch ganz anders aus: Sony fing gerade an, tragbare Cassettenrekorder mit dem Slogan "Remember the name: Walkman" zu bewerben; Billy Gates bastelte mit seiner kleinen Software-Entwicklerbude Microsoft am ersten DOS und hatte noch keine Flausen von einer Spielkonsole im Kopf.

Das bereits 1889 von Fusajiro Yamauchi gegründete ehemalige Familienunternehmen Nintendo, das sich viele Jahre lang als Hersteller der traditionellen japanischen Hanafuda-Spielkarten einen Namen gemacht hatte, sattelte nach dem Zusammenbruch des Marktes ab etwa 1970 auf Unterhaltungselektronik um und präsentierte anfangs die einfache Telespiele-Geräteserie Nintendo Game & Watch sowie einige Spielhallenautomaten.

1983 war es dann soweit: Nintendo stellte eine neue Videospielkonsole auf dem japanischen Markt vor - das Famicom (kurz für "Family Computer"), das später in Amerika und Europa unter dem Namen Nintendo Entertainment System (NES) vermarktet werden sollte. Die Konsole war im Prinzip lediglich eine überarbeitete Variante des in Amerika recht erfolgreichen Atari-VCS-2600 mit einem besseren Graphik-Chip. Die größte Innovation waren die Controller; während die des VCS unkomfortabel und hauptsächlich für "Pong"-Variationen brauchbar waren, wurden die des Famicom erstmalig mit den auch heute noch üblichen Steuerkreuzen versehen.

Nach einem nicht ganz problemlosen Start entwickelte sich das Famicom in Japan zu einem außerordentlichen Erfolg. Nintendo verkaufte innerhalb der ersten zwei Monate nach der Einführung mehr als eine halbe Million Grundgeräte. Enthusiastisch über diesen Erfolg, wollte Firmenpräsident Hiroshi Yamauchi sein System auch auf dem US-Markt etablieren. Was sich aber als nicht so einfach herausstellen sollte ...

Nach einem geplatzten Deal mit Atari stellte er das System 1985 unter dem Namen Advanced Video System (AVS) samt 25 Spielen auf der jährlichen Consumer Electronics Show in Las Vegas vor. Obwohl das Feedback auf die Spiele durchwegs positiv war, fand sich kein Großhändler, der nach dem großen Crash der Videospielbranche 1983/84 in den USA in einen eigentlich totgesagten und -geglaubten Markt einsteigen wollte.

 

Also versuchte der findige Japaner seine Konsole nicht als Videospielsystem zu vermarkten, sondern suchte nach anderen Anwendungsmöglichkeiten. Die Lösung fand sich in Form des "Zapper" (einer Lichtpistole) sowie der beiden Spiele "Duck Hunt" und "Hogan´s Alley". Das Paket versuchte er jetzt als "Virtual Shooting Arcade" zu verkaufen, außerdem wurde der Name in Nintendo Entertainment System (NES) geändert. Doch erst als sich Nintendo-Amerika-Präsident Minoru Arakawa mit der Garantie, daß er nicht verkaufte NES-Systeme zurücknehmen würde, an Großhändler wandte, erklärten sich einige um die Weihnachtszeit herum bereit, ein paar Konsolen in die Regale der amerikanischen Einkaufszentren zu stellen. Der Erfolg hielt sich zwar in Grenzen - lediglich 50.000 Einheiten, ungefähr die Hälfte von dem, was Japan angeliefert hatte, wurden verkauft - , doch zahlreiche Händler behielten die Geräte im Programm.

Als Videospiel-Mastermind Shigeru Miyamoto "Donkey Kong" designte, in dem "Jumpman" seine Freundin vor einem King-Kong-artigen Gorilla retten mußte und seine Spielfigur Mario nannte, war das Maskottchen von Nintendo geboren. Eines der nächsten Spiele von Miyamoto - "Super Mario Bros." - war dann der Titel, der den endgültigen Durchbruch des NES darstellte und das System folglich auch in Europa etablieren half.

 

Anläßlich dieses Jubiläums veröffentlichte Nintendo kürzlich den GBA SP im schicken NES-Layout (der bis auf das Äußere natürlich mit einem normalen SP identisch ist) und legte noch acht neuaufgelegte Klassiker obendrauf - die sich der EVOLVER natürlich alle zur Brust genommen hat. Für jeweils knapp 20 Euro haben ältere Semester so die Möglichkeit, Evergreens aus der Jugendzeit noch einmal zu erleben; aber auch für jüngere Jahrgänge tut sich die Möglichkeit auf, die Anfänge einiger bis heute mehr als erfolgreicher Spieleserien nachträglich mitzuerleben. Auch wenn man den Klassikern ihr Alter natürlich an der Graphik sofort anmerkt - Nintendo und allen voran natürlich auch der bis heute aktive Star-Spieledesigner Shigeru Miyamoto haben seit eh und je ein Händchen für gelungenes Gameplay und, damit verbunden, stundenlangen Spielspaß, den man Titeln wie zum Beispiel "Super Mario Bros.", "The Legend of Zelda" oder "Excitebike" auch in Zeiten von "Doom 3" und PS2 nicht absprechen kann.

Die Games liegen übrigens alle in der unveränderten Originalversion vor; weder Graphik noch Sound wurden verändert. Lediglich um eine Speicherfunktion wurden alle, um einen Multiplayer-Linkmodus einige der Spieleperlen erweitert.

In Japan und den USA ist die NES-Classics-Reihe bereits seit geraumer Zeit erhältlich und feiert einen solchen Erfolg, daß bereits eine zweite Serie, darunter klingende Titel wie "Dr. Mario", "Zelda: The Adventure of Link", "Wrecking Crew" und "Clu Clu Land" ankündigt wurden.

 

Mehr Informationen zum NES und zu Spielen findet sich bei:

NES Center, Nintendo Player oder auch NES Times

Stefan Forster

Super Mario Bros.

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In vielen Top-ten-Listen scheint "Super Mario Bros." auch heute noch als einer der besten 2D-Jump´n´Run-Titel auf. Mittels Verwendung von Scrolling wurde erstmals die meist auf einen Bildschirm limitierte Spielewelt ungemein vergrößert, was natürlich auch den Spielspaß ordentlich erhöhte. In der Rolle des possierlichen Installateurs Mario bzw. seines Bruders Luigi hüpft man durch insgesamt 30 äußerst abwechslungsreich (bis hin zur Unterwasserwelt) gestaltete Level, sammelt dabei Münzen, um Extraleben zu verdienen, und vernichtet seine Gegner - wer hätte das gedacht? - indem man ihnen auf den Kopf springt. Nimmt man ein Schwammerl zu sich, wird man doppelt so groß; wenn Mario dann noch über eine Blume läuft, kann er sogar Feuerbälle verschießen (Theorien, ob Designer Shigeru Miyamoto bei so vielen Magic Mushrooms an Drogen gedacht hat, beschäftigen einschlägige Foren bis heute...). In graphischer Hinsicht ist das alles heutzutage natürlich nicht mehr auf dem Stand der Dinge, das geniale Gameplay mit der direkten Steuerung und den vielen versteckten Geheimgängen ist hingegen immer noch eine Klasse für sich.

 

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Donkey Kong

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Das allererste Spiel auf dem NES galt schon 1981 als der Spielhallenklassiker schlechthin. Erstmals brachte Nintendo das Arcade-Flair auch in heimische Wohnzimmer. Zwar graphisch ein wenig abgespeckt, nichtsdestotrotz genauso sprungfreudig brachte Jumpman-Mario sein Konsolendebüt erfolgreich hinter sich. Was vor 20 Jahren wahrscheinlich mehr als beachtlich war, wirkt heute allerdings eher simpel und langweilig: Auf bildschirmgroßen Levels muß man sich in Richtung der zu rettenden Pauline schlagen und dabei immer über Fässer hüpfen, die der Gorilla Donkey Kong dem Retter in den Weg wirft. Wegen Marios eigenwilliger Art zu springen, die recht schnell zu Frust führen kann, eigentlich nur für Freaks interessant, die gern die Anfänge des Nintendo-Helden miterleben wollen.

 

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Ice Climber

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Anders als heutzutage bekam man früher noch etwas für sein Geld, wenn man eine Konsole kaufte. Da mußten keine zusätzlichen Controller erworben werden, sondern von Haus aus waren gleich zwei Stück inkludiert - und ein Spiel war meist auch mit dabei. In der Anfangszeit lag dem NES in Österreich meist "Ice Climber" bei. In der Rolle eines Eskimos arbeitet man sich in diesem klassischen Jump´n´Run senkrecht nach oben auf insgesamt 23 Berge hinauf, um dort einen Flugsaurier zu erreichen. Mit einem Eispickel bewaffnet, muß man erst Eisdecken aufschlagen, um sich dann mit gezielten Sprüngen Ebene über Ebene hinaufzuarbeiten. Nebenbei sollte man auf Gegner in Form kugeliger Schneemonster, die die geschlagenen Löcher wieder verschließen, oder Vögel, die den Eskimo in die ewigen Jagdgründe schicken, aufpassen. Für Solospieler ist der Titel eher nur für eine schnelle Runde zwischendurch geeignet, der Multiplayer-Modus, in dem man zu zweit den Gipfel erklimmen kann, macht allerdings richtig Spaß - und läßt sich mit zwei GBAs und Verbindungskabel auch mit nur einem Modul spielen. So soll´s sein.

 

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Excitebike

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Heute ist sowas mehr als unüblich, doch damals düste man in diesem Motocross-Titel über 2D-Strecken. Ja, richtig gelesen. Und wie bei den meisten Spielen der japanischen Designer-Gottheit Shigeru Miyamoto kommt dabei richtig Spielspaß auf. In erster Linie liegt das am relativ simplen Gameplay, bei dem vor allem richtiges Timing im Vordergrund steht und dafür sorgt, daß man recht schnell heraußen hat, wie man über die vierspurigen Schlammpisten brettern, Gegner von der Strecke abdrängen und sich an weiten Sprüngen versuchen muß, um neue Bestzeiten aufzustellen. Der Umfang des Spiel hält sich zwar in Grenzen, dank des genial einfachen Editors, mit dem recht schnell auch eigene Strecken gebastelt werden können, bleibt allerdings auch länger andauernde Freude am Rasen gesichert.

 

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Zelda

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Ein definitiver Meilenstein der Adventure-Geschichte ist der allererste "Zelda"-Teil. Aus der Vogelperspektive steuert man darin den mit Schwert (und später dann auch anderen Mordinstrumenten) bewaffneten Link auf seiner Reise durch zahlreiche vor Monstern nur so strotzende Bildschirme und versucht alle acht Teile des "Triforce" zu finden, um Prinzessin Zelda zu retten und den niederträchtigen Ganon zu besiegen. Obwohl man mit dem Spiel zahllose Stunden verbringen kann, steht der Umfang des Titels natürlich in keiner Relation zu den heute erhältlichen Ablegern der Geschichte; aufgrund des süchtigmachenden Gameplay und der wirklich netten Aufmachung mit gelungenen Sprite-Animationen samt fesselnden Musikstücken ist dieser Klassiker allerdings auch 2004 noch ein absolutes Videospiel-Highlight, das sich Fans der Serie nicht entgehen lassen sollten.

 

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Pac-Man

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"Computer games don´t affect kids; i mean if Pac-Man affected us as kids, we´d all be running around in darkened rooms, munching magic pills and listening to repetetive electronic music", meinte Nintendo-Mitarbeiter Kristian Wilson im Jahr 1989. Inwieweit er mit seiner Aussage recht hat, darüber kann man streiten - Tatsache ist sicherlich, daß der pillenfressende Pac-Man als einer der ersten Videospielhelden überhaupt gilt. Die Spielhallenversion und die Umsetzungen für zahllose Heimsysteme waren dank des simplen, aber genialen Spielprinzips ein riesiger Erfolg. Millionen steuerten den gelben Nimmersatt durch verzweigte Labyrinthe, versuchten alle Punkte zu sammeln und dabei vor vier Geistern zu fliehen, die bei Konsumation der richtigen Pille auch verspeist werden konnten. Für eine schnelle Runde zwischendurch ist das Spiel auch heute noch ganz amüsant, wird aber nach den ersten zwei Levels doch ziemlich schnell fad.

 

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Xevious

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Vor 20 Jahren mit großartigen Vertretern wie "Space Invaders", "1942" oder auch "R-Type" ein enorm großes Genre, heute fast komplett verschwunden: Vertikal-Shooter. In "Xevious", einem der ersten Titel dieser beliebten Kategorie für das NES, steuert man ein Raumschiff über von oben nach unten scrollende Landschaften, schießt auf entgegenkommende Gegner bzw. weicht deren Angriffen aus - und bombardiert feindliche Einheiten unter sich. Wegen der schon für damalige Verhältnisse recht simplen Graphik ist das Spiel kein wirkliches Highlight der Videospiel-Geschichte, das man unbedingt zu Hause haben muß; wenn man eine Vorliebe für Spiele dieser Art hat, ist "Xevious" dank des typischen Shooter-Spielprinzips (daß man eigentlich kein Ziel, sondern möglichst viel Highscore-Punkte erreichen muß) allerdings für eine schnelle Runde unterwegs durchaus geeignet.

 

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Bomberman

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Bereits 1987 feierte der auch heute noch bestens bekannte Hudson-Soft-Held "Bomberman" seinen Einstand auf Nintendos 8-Bit-Konsole. Spielprinzip und Graphik haben sich bis heute kaum geändert: In einem Labyrinth muß der kleine Astronaut Steine und Feinde wegsprengen, um ins nächste Level zu gelangen. Was allerdings in der ersten Version noch fehlte, ist der großartige Multiplayer-Modus (der kam erst in "Bomberman 2" hinzu ...), ohne den das Spiel nur halb so viel Spaß macht. Nostalgie hin oder her - aufgrund dieser Tatsache sollte in diesem Fall eher zu einem der zahllosen aktuelleren Vertreter der Serie wie z. B. "Bomberman Tournament" oder "Bomberman Max 2 Red" gegriffen werden. Die bieten bei gleichem Spielprinzip ein Vielfaches an Umfang.

 

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