Feeder live
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Di., 8. März 2005
Wien, Arena
Gemeinsam mit Bassist Taka und Drummer Mark wartete der EVOLVER auf News über die angeschlagene Stimme ihres Sängers Grant – und bekam auch Auskünfte über Band-Interna. 21.03.2005
"Wenn du es hier schon eiskalt findest, mußt du erst einmal mit unserem Tourbus fahren." Lässig einen feinen Woll-Schal mit "Union Jack"-Emblem um den Hals gewickelt, hatte Feeder-Drummer Mark Richardson keine Probleme mit den Temperaturen, die im Backstage-Bereich der Wiener Arena herrschen. Diese und andere Mißstände rund um die "Grundversorgung" der britischen Band prangert laut dem britischen Magazin "Q" eher Frontmann und Sänger Grant Nicholas an. Der aber saß gerade im Flugzeug von München nach Wien, nachdem er sich unter ärztliche Betreuung begeben hatte. In der bayrischen Metropole mußte am Tag vor dem einzigen Österreich-Gig das Konzert wegen der Stimmprobleme des Sängers abgesagt werden. Auch in Wien bangten am Dienstag neben dem Veranstalter 700 Ticketbesitzer um das Konzert. "Keine Angst, wenn es nur irgendwie möglich ist, werden wir spielen", so Taka Hirose, der charismatische Bassist der Band. Gemeinsam mit Mark stellte sich Taka dem EVOLVER exklusiv für ein Interview zur Verfügung. Vorweg: Es war nicht minder sympathisch als der nachfolgende Gig:
EVOLVER: Mit eurem fünften Studioalbum "Pushing The Senses" im Gepäck seid ihr endlich wieder "on the road". Spürt ihr noch immer den Rock'N'Roll-Geist?
Mark: Na klar, es macht irre Spaß, in der Rock'N'Roll-Achterbahn Platz zu nehmen, schließlich spielten wir vor dieser Tour unser letztes Konzert im Mai 2004. Dauern wird diese Tour noch bis zum 2. April.
Taka: Und Festival-Termine sind auch bereits in Planung.
Mark: Yeah. Wie es ausschaut, werden wir glaub ich wieder beim "Forestglade" spielen. Vor zwei Jahren spielten wir da ja gemeinsam mit den Flaming Lips und Soulfly. Ich hab es dort wirklich genossen. Die Gitarren von Soulfly waren schließlich auch ziemlich beeindruckend ...
EVOLVER: Mark, dein Status als Drummer in der Band wird in der Musikpresse heftig diskutiert. Ist deine Mitgliedschaft als Nachfolger von John Lee, der vor drei Jahren freiwillig aus dem Leben schied, jetzt endgültig dauerhaft?
Mark: Ich versteh' die Diskussion einfach nicht. Es wird immer eine delikate Angelegenheit bleiben wegen der ganzen Geschichte rund um John. Aber Feeder und ich vertieften langsam unsere Beziehung, machten kleine Schritte vorwärts. Ich mache Interviews, spiele live mit der Band, nahm bereits zwei Alben mit meinen Kumpels auf. Was willst du also mehr? Es ist schwer, natürlich wollte ich nicht unter diesen Umständen - nach dem Tod von John - in die Band eintreten. Aber die Band wollte weitermachen. Ich wurde gefragt und sagte zu. Ich liebe die gemeinsamen Shows, das Gefühl, Bandmitglied zu sein. Und ich bin jetzt viel mehr Teil der Band als je zuvor.
Taka: Er war ja auch schon beim letzten Album beteiligt. Außerdem sind wir schon lange befreundet.
Mark: Ich habe aber kein Problem, über das zu reden. Es ist Teil der Bandgeschichte und es soll und muß erzählt werden.
EVOLVER: Inwieweit haben euch die Medien den Stempel einer melancholisch leidenden Band aufgedrückt? Und in welchem Ausmaß kann das für euren kommerziellen Erfolg verantwortlich gemacht werden?
Taka: Ich sehe es so: Viele Menschen unterstützten uns nach dem Selbstmord von John und halfen uns in verschiedenen Bereichen. Aber ich glaube nicht, daß Menschen unsere Alben deswegen kauften. Es war wirklich mühsam, bei den Interviews im Rahmen unseres letzten Albums die ganze Zeit über John zu reden. Aber ich bin mir sicher, er wollte, daß wir weitermachen.
Mark: Von der Band aus gab es niemals einen einzigen Fall, wo wir die schreckliche Situation als "Werkzeug" ausgenützt haben. Das kann ich ganz bestimmt sagen.
EVOLVER: Zum neuen Album "Pushing The Senses": Zehn Songs, teilweise melancholisch und depressiv. Teilweise erzeugen sie auch rockende Feel-Good-Stimmung, dazu kommt äußerst intelligentes Songwriting. Lieben Feeder das Spiel mit Widersprüchlichkeiten?
Mark: Es ist Teil von Grants Songwriting. Die allgemeinen Gefühlsbefindlichkeiten von Menschen sind schließlich auch nicht immer eitel Wonne. Wir haben eine melancholische Seite, dann wollen wir wieder richtig rocken. Es ist klar, daß wegen der Bandgeschichte nicht alle Songs so locker-flockig daherkommen. Man braucht keine Verschwörungstheorien wegen der auf diesem Album vorhandenen sanften Momente aufstellen. Ich jedenfalls finde keine schwerwiegenden Kontraste auf dem Album. Wir haben einfach nur die zehn besten Songs auf CD gepreßt!
EVOLVER: Also keine reinen Rock-Platten mehr?
Mark: Wie bei unserem letzten Album "Comfort In Sound" entschieden wir, nicht die härtesten Tracks, sondern einfach die besten zu veröffentlichen.
Taka: Ich glaube, daß es auch in Zukunft harte Songs von Feeder geben wird.
Mark: Auf "Pushing The Senses" befinden sich die zehn besten Songs. Der Grund, wieso so viele Leute ätzen: "Uuh, das ist aber eine sanfte Platte" ist einfach, weil wir uns entschieden haben, den elften Track "Shatter" nicht aufs Album zu nehmen, sondern ihn vielleicht für ein Computerspiel herzugeben. Und dieser Song ist absolut von der härteren Sorte ... Es stellt sich für uns also nicht die Frage: "Gehen wir jetzt in eine andere musikalische Richtung?"
Und davon durften sich die Besucher in der ausverkauften Arena wahrlich überzeugen. Bei den rockenden Songs wie "All By Myself", "High" oder dem Kracher "Buck Rogers" wurden die Jungs trotz der leicht angeschlagenen Stimme Grants frenetisch bejubelt. Nicht minder fiel der Applaus bei den gefühlsbetonten Nummern aus, schließlich stand die neue Platte ganz klar im Mittelpunkt des Gigs. Und trotz der langsamen und bedächtigen Nummern wie "Pain On Pain" drohte die Feel-Good-Stimmung in der Arena niemals zu kippen. Das Lächeln in den Gesichtern von Grant, Taka und Mark während des Konzertes war echt. Und wurde tausendfach im Publikum widergespiegelt. Auf ein Wiedersehen im Festival-Sommer!
Feeder live
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Di., 8. März 2005
Wien, Arena
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