Chumbawamba Live!
Acoustic Tour 2004
11.02.04 Wien / WUK
12.02.04 Graz / Orpheum
13.02.04 Wörgl / Komma
Wenn Bono der Mainstream-Revoluzzer ist, sind Chumbawamba die alternative Hardcore-Variante. David Krutzler über 21 Jahre Pop-, Punk-, Folk- und Rockmusik - inkl. "Tubthumping". 09.02.2004
Na gut, inklusive "Tubthumping" ist vielleicht noch untertrieben, schließlich kannten viele besagten Song noch vor der Band. Da war doch diese exzessive Musikuntermalung mit den Textzeilen "He drinks a whisky drink/She drinks a vodka drink" bei "Fifa Soccer" auf der Playstation - und das tauchte dann sogar auf einem "Bravo Hits"-Sampler auf. Ein Overflow im Ohr sozusagen, allgegenwärtig, das "How You Remind Me" des Jahres 1998.
Drei Jahre später treten die acht schrägen Typen live auf der Bühne beim "Two Days A Week"-Festival in Wiesen auf. Als Co-Headliner eingebettet zwischen den rockig-flockigen H-Blockx und den rockig-flockigen Limp Bizkit.
Schon nach einem Chumbawamba-Song klingt die Deutschrock-Stimmung ab. Nicht nur der Sound mit Bläsern, Keyboard, Baß, Gitarre und Drums sticht hervor, sondern auch der von den Bandmitgliedern offen zur Schau gestellte Spaß an der Performance übersetzt die politischen Inhalte der Songs auf eine eigene Weise. Logisch, daß in den unterschwelligen Botschaften der berühmteste blaue Landeshauptmann Österreichs nicht unbedingt gut wegkommt und die Menge begeistert ist. Bei der wunderbar selbstverarschend-sarkastischen Interpretation ihres Welt-Hits "Tubthumping" wird dann endgültig klar, daß Musik das schönste Gewand ist, das eine Botschaft tragen kann.
Bevor nun neue und alte Messages im Rahmen ihrer "Akustik-Tour" durch die deutschsprachigen Länder gezerrt werden (Start: 11. Februar im Wiener WUK), gilt es, Bilanz zu ziehen. Schließlich machen und verarbeiten Chumbawamba seit fast 22 Jahren (nicht nur musikalische) Erfahrungen.
1982 in einem besetzten Haus im Industrieviertel von Leeds (England) gegründet, hat das Anarchokollektiv, das gar nicht gut auf das bürgerlich-konservative Regime Thatchers zu sprechen ist, seinen ersten öffentlichen Auftritt mit punkig untermalten Schreiattacken am 16. August desselben Jahres, am Geburtstag des "King of Rock´n´Roll". Zu den Gründungsmitgliedern Dunstan Bruce, Alice Nutter und Lou Watts gesellen sich Harry Hamer und Mavis Dillon, bevor das erste Album 1986 auf dem von Chumbawamba selbst gegründeten Label Agit-Prop veröffentlicht wird. Der für das politische Selbstverständnis programmatische Titel der Debüt-CD "Pictures of Starving Children Sell Records" fällt dem Zeitgeist zum Opfer. Chumbawamba werden in einschlägigen Zeitungen und Musikjournaillen als "Hearless Bastards" bezeichnet, die CD wird teilweise sogar verboten. Heute gilt das Erstlingswerk unter Musikwissenschaftlern als wertvolle Perle...
Weiter ging´s im britischen Wahljahr 1987 mit der Veröffentlichung von "Never Mind The Ballots". Der Plattentitel, unter dem sich weit melodiöserer Punk als auf dem Vorgänger verbirgt, ist nicht nur als eine Hommage an die Sex Pistols, sondern ruft auch zum Wahlboykott auf. So aggressiv, wie Chumbawamba politische Inhalte in ihre Texte packen, scheren sie sich auch einen Dreck um gesangliche und musikalische Grenzen: Dem reinen A-cappella-Folk-Album "English Rebel Songs" (1988) folgen die Beat-lastigen CDs "Slap" (1990) und "Shhh" (1992), bevor es um ihre sechste programmatische Veröffentlichung "Anarchy" wieder ordentlich Trubel gibt: Das Coverfoto, das ein Baby bei der Geburt zeigt, wird als pornographisch diffamiert, viele Plattengeschäfte führen das Werk deshalb nicht. 1993 wird das verlustschreibende eigene Label dann eingestampft.
Nach einem kurzen Intermezzo bei One Little Indian (Mavis Dillon verließ inzwischen die Gruppe und wurde durch Jude Abbott ersetzt) und der Veröffentlichung von "Swinging With Raymond" (1995) unterschreiben Chumbawamba völlig unerwartet beim Major EMI. Was dabei herauskommt, ist das Album "Tubthumper" (1997), das mit dem Flaggschiff einer einzigen erfolgreichen Single ein globaler Begriff wird. Zu Recht und Unrecht werden Chumbawamba von "echten Fans" daraufhin als Heuchler bezeichnet. Doch die Band schafft es doch irgendwie, zu erklären, daß sozialkritische Texte und alternative Meinungen nicht unbedingt in "unhörbare" Sound-Korsetts gezwängt werden müssen, um aufzufallen und zu erregen.
Das 1999 erscheinende Best-of-Album "Uneasy Listening", auf dem sich pikanterweise kein einziger Titel der kommerziell erfolgreichsten letzten Platte (fünf Millionen verkaufte Exemplare weltweit) befindet, darf als Lückenfüller vor dem großen Showdown mit EMI bezeichnet werden: "WYSIWYG" ("What You See Is What You Get") ist laut Presseaussendung ein "Schlag ins Gesicht des Geschäfts und der Starkultur, die den Anstoß für das Streben nach Profit ins Rollen gebracht hat". EMI sieht trotz der melodiösen Pop-Platte keinen Grund mehr zur Weiterführung des Kontrakts und verliert Chumbawamba an das Label Mutt Records. Die Früchte dieser neuen Zusammenarbeit, "The Readymades" sowie das offiziell für 24. Juni 2004 geplante Album "Un" (die Plattenfirma edel Records machte das Rennen) unterscheiden sich wieder merklich von den Vorgängern - schließlich will Chumbawamba als sich immer weiter entwickelndes Projekt verstanden werden.
Während "The Readymades" dem britischen Folk huldigt und ihn mit modernen Beats und Synthesizern etwas aufpeppt, schlägt sich "Un" wieder auf die Pop-Seite und präsentiert sich musikalisch sehr weltoffen. Mit dieser CD betreten Chumbawamba musikalisches Terrain, das normalerweise nicht von sozialkritisch-aggressiven Anarchisten besucht wird. Ihr auch auf die Lyrics bezogenes Crossover ist fast weltumspannend, vollgepackt mit Emotionen, extrovertierten Texten und Melodien.
Am 11. Februar 2004 beehren Chumbawamba das Wiener WUK. Chumba-like, also wie immer anders als die anderen, bringen sie diesmal fast nur ihre Stimmen mit. Als sechsköpfiges Akustik-Line-up (Lou Watts, Jude Abbot, Boff Whalley, Simon Lanzon, Alice Nutter und Neil Ferguson) versuchen sie, den altenglischen Folk-Charakter wiederaufleben zu lassen. Der bodenständig-britische Humor wird bei den einzigartigen Anarchomusikern ebenfalls nicht zu kurz kommen, obwohl nur Lieder aus ihrem wiederveröffentlichten Album "English Rebel Songs", modifizierte Songs von "The Readymades" und ein paar vom noch nicht veröffentlichten Album als Mittel dienen, ihre sarkastisch-kritischen Botschaften und Geschichten liebevoll zu transportieren. Chumbawamba verstehen die Tour als Revolution gegen all die Heile-Welt-Karaoke-Shows unserer Zeit und wollen als nicht gecastete Künstler echte Geschichten erzählen - nur mit ihren Stimmen.
Chumbawamba Live!
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