Termine_Ausstellung: Edith Richter & Christine Todt
"woman´s secret"
Ob Barbie-Puppen, Büstenhalter oder fiktive Romanzen - man mutet Frauen alle möglichen Klischees zu. Interessant wird´s aber dann, wenn sie selbst mit diesen Klischees künstlerisch arbeiten. Zwei Österreichinnen präsentieren in ihrer Ausstellung gezeichnete und genähte Graphiken, Photos und Objekte.
07.10.2013
Was verbindet die Künstlerinnen Edith Richter und Christine Todt? Ihre Leidenschaft gehört der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Frausein in all seinen Facetten. Geheimnisse werden preisgegeben und hinterfragt, scheinbar Verborgenes wird sichtbar gemacht. Das Ergebnis ist Kunst, die aufmerksam macht auf die Positionierung der Frau jetzt und heute.
Edith Richter
Ist Barbie ein frauenfeindliches Klischee oder eine Vorreiterin der Emanzipation? Wie auch immer man diese Frage beantwortet - Barbie polarisiert, als Puppe (bzw. die Industrie, die sich um dieses Spielzeug rankt) wie als Symbol.
Barbie ist nicht nur modesüchtig und eine "sexistische Propaganda in pink", sondern verkörpert auch die Sucht der Gesellschaft nach ewiger Jugend, die Uniformierung des weiblichen Körpers in eine idealisierte Wirklichkeit.
Da die Gesellschaft Illusionen sucht, muß die Vergänglichkeit verheimlicht werden. "woman´s secret" ist für Edith Richter ein Versuch, manche Aspekte dieser - auch ästhetischen - Diskussion aufzuzeigen, ironisch übersteigert, verknüpft und in einen surrealen Kontext transferiert. Barbie schlüpft dabei in verschiedene Rollen, krönt sich in "Triumph der Schönheit" zur Göttin und steht im Mittelpunkt verschiedener Szenen, ob als Model oder Venus.
Ist Barbie aufgrund ihrer Proportionen überhaupt lebensfähig? Wohl kaum. In Edith Richters Arbeiten zu "woman´s secret" - Bleistiftzeichnungen, eine Photoserie und Keramikobjekte - mutiert sie in einer Metamorphose zum realen Objekt.
Christine Todt
Die großformatig genähte Graphikserie daydreams and nightmares erzählt Bildgeschichten, die von unterdrückten oder ausgelebten Phantasien, Tagträumen und Alpträumen berichten: junge Frauen, die von imaginären Männerbekanntschaften träumen. Die ältere Freundin, die ihrem Jugendtraum nachtrauert. Das asiatische Mädchen, dem Schlimmes bevorsteht. Das biedere Ehepaar, das die Erfüllung nur noch in Phantasien und Tagträumen findet.
Die Deutung jedoch bleibt offen: "What really happened?"
Christine Todt malt und zeichnet nicht mit Stift und Pinsel, sondern mit Nadel und Nähmaschine. Als Malgrund dienen alte Tischtücher und weißes Leinen. Die Verwendung textiler Materialien und handwerklicher Techniken ist eine adäquate Ausdrucksweise bei dieser frauenspezifischen Thematik. Dekorative Stoffe als Malgrund suggerieren bewußt Zweideutigkeit.
Ergänzend dazu werden gehäkelte BH-Objekte mit absurden, abstrakten Formen gezeigt. Sie wirken wie leere Hüllen und warten auf die Trägerinnen. Sämtliche Modelle sind übrigens tatsächlich tragbar.
EVOLVER-Redaktion
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