Max Landorff: Der Regler
ØØ
Scherz (D 2011)
Selbst der perfekte Held gerät ins Trudeln, wenn der Plot mehr Löcher aufweist als ein Schweizer Käse. Schade, denn die Idee zu diesem Thriller hatte Potential. 20.10.2011
Max Landorff ist ein Pseudonym. Angeblich verbergen sich hinter dem Namen zwei Münchner Autoren. Vielleicht aber auch nicht. Der Verlag hüllt sich in Schweigen, wohl nicht ohne Grund; denn Geheimniskrämerei und Verschwörungstheorien passen zum Inhalt von "Der Regler" wie die Schönen zu den Reichen.
In deren Auftrag nämlich saust Gabriel Tretjak durch die Welt, immer dann, wenn der Jetset nicht mehr weiterweiß. Tretjak, ein Mann mit vielen Gesichtern und Namen, löst Probleme, weshalb er auch, man ahnt es schon, "Der Regler" genannt wird. Er hat alles unter Kontrolle, von Beziehungen bis hin zu den Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Geheimdienst, und arbeitet mit absoluter Präzision und höchster Perfektion.
Eine Schmutzkampagne gegen den Firmenwidersacher? Eine weiße Weste für den Vorstand? Mißbrauchsspuren verwischen, Beweise unterschieben, oder nur eine reibungslose Scheidung arrangieren? Tretjak regelt's - gegen entsprechendes Honorar, versteht sich.
Eine gute Idee, die Potential für viele hinterhältige, spannende und amüsante Thrillerszenen gehabt hätte. Ja, hätte. Denn welche Jobs genau Tretjak erledigt - bzw. auf welche Art -, wird bis auf einen rasch angedeuteten Fall ganz zu Beginn des Romanes kaum erzählt. Der Regler kann es. Und er hat es schon oft gemacht. Das muß man als Leser einfach so hinnehmen. Tut man das nicht, fällt es einem schwer, mit dem zentralen Protagonisten wirklich warm zu werden.
Stattdessen steckt man schon nach wenigen Seiten drin in einer ganz anderen Geschichte, in der Tretjak selbst alles aus den Händen gleitet. Und das ist das zweite Manko von "Der Regler": Denn eine Figur, die als derart genial, professionell und perfide eingeführt wird, dürfte solchen Absonderlichkeiten, die ihr plötzlich widerfahren, nicht mit einem leichtfertigen Achselzucken begegnen. Und erst recht nicht ihre gesamten Kundendateien unter Traktoren in einer Scheune hinterlegen, oder 30 Millionen Euro auf dem Dachboden verstecken.
Dies beim Regler zu akzeptieren, fällt dem Leser schwer, sodaß nicht nur die Intrige, in die Tretjak gerät, sondern gleich der ganze Roman an Glaubwürdigkeit verliert.
Selbst wenn man darüber hinwegsieht und dem Perfekten ein paar Fehler zugesteht, bleibt die Spannung auf der Strecke, weil vom Autor (bzw. dem Autoenduo) sehr früh das Doppelspiel einer der Nebenfiguren aufgedeckt wird. Da mag sich die Mördersuche für den unwissenden Regler und die ermittelnden Kommissare schwierig gestalten, für den Leser ist sie allzu offensichtlich.
Kurzum: Eine gute Idee, leider nur halbherzig umgesetzt.
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