Print_John Hart - Das eiserne Haus

Weniger ist mehr

Der US-Autor erzählt seinen neuen Thriller auf hohem Niveau – bis er ihn mit einem kruden Finale zum Absturz bringt.    29.03.2012

Michael ist ein Killer, einer der besten, die im Auftrag der New Yorker Mobster meucheln. Doch jetzt, Mitte 30, möchte er seine Waffe an den Nagel hängen und ein bürgerliches Leben beginnen: weil er sich in eine Frau verliebt hat, die von ihm schwanger ist.

Zu seiner Überraschung erteilt ihm sein Boß Otto Kaitlin - einer der mächtigsten Mafiapaten der jüngeren Vergangenheit, der Michael einst auch vor der Gosse gerettet hat - seinen Segen. Denn Kaitlin liegt im Sterben und hat inzwischen selbst erkannt, was im Leben wirklich zählt; und das sind eben nicht Verbrechen, Gewalt und Mord.

Als kleines Abschiedsgeschenk - und als Starthilfe ins neue Leben - bekommt Michael von seinem Boß sogar Zugang zum "Firmenvermögen", knapp 60 Millionen Dollar. Was freilich Kaitlins Sohn Stevan, einem mißratenen Bengel, gar nicht paßt. Die Probleme für Michael sind also vorgezeichnet.

 

Im Grunde ist die Idee vom Mafiaaussteiger, dem sich allerhand Hürden in den Weg stellen, nicht neu. In ungezählten Variationen wurde sie bereits in Literatur und Film ausgeschlachtet. Doch immerhin, John Hart findet für seinen neuen Thriller eine eigene Sprache, mit der er bereits in Das letzte Kind, einem der Krimihighlights 2010, zu überzeugen wußte.

Deshalb beginnt auch "Das eiserne Haus" ziemlich eindrucksvoll, zumal Hart auf halbem Weg die Richtung ändert. Da ist es dann plötzlich die Vergangenheit Michaels, die immer mehr ins Blickfeld der Geschichte rückt: sein Bruder Julian, mit dem Michael als kleiner Junge in dem Kinderheim "Iron House" landete.

Julian, der dort unter den ruppigen Zuständen litt und nur mit Michaels Hilfe die Attacken der anderen Kinder überlebte. Michael, der schließlich die Flucht ergreifen mußte, während sein Bruder von einer hochangesehenen Senatorenfamilie adoptiert wurde. Michael, der auf der Straße landete, wo er schließlich in die Fänge der Mafia geriet, und am Ende (so scheint es) doch das bessere Los gezogen hat.

Allerdings nur, wenn es ihm jetzt gelingt, sich den Mobstern zu entziehen. Was gar nicht so einfach ist, denn - wie gesagt - die Vergangenheit klammert sich mit bösen Krallen an ihn.

 

Und genau da liegt bei aller sprachlichen Raffinesse, mit der Hart seine Geschichte erzählt, die eigentliche Krux: Denn die Auflösung, die der US-Autor seinen Lesern offeriert, die Gründe für all die blutigen Ereignisse, die Michael widerfahren, sind eine sich bis zum Finale ständig steigernde, krude Ansammlung familiärer Verstrickungen.

Wie genau diese ausschauen, soll an dieser Stelle freilich nicht verraten werden, aber nur soviel: Ein bißchen weniger wäre in diesem Falle mehr gewesen.

Marcel Feige

John Hart: Das eiserne Haus

ØØØ

Iron House

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C. Bertelsmann (D 2012)

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