J. J. Preyer - Mörderseele
Gmeiner Tb. 2014
Der Wolf, um dessen ersten Fall sich "Mörderseele" dreht, ist nicht wirklich ein Rudeltier (wie auf dem Cover abgebildet), sondern ein einsamer, von allem frustrierter Journalist in der österreichischen Provinz. Christian Wolf arbeitet als Redakteur für eine Zeitung in Steyr - dort lebt übrigens auch Autor J. J. Preyer, dessen neues Buch gottlob nicht den üblichen Lokalkrimi-Klischees entspricht. Im Gegenteil: Er beschreibt seinen Protagonisten als deprimierten Witwer kurz vor der (Zwangs-)Pensionierung, dessen Freunde auch alle seltsame Junggesellenleben führen und der an sich, dem Beruf und der Welt zu scheitern droht. Nur einen Fall will er noch schreiberisch aufklären, bevor er sich in den Ruhestand schicken läßt: eine Brandstiftung, bei der etliche Menschen ums Leben kamen. Und während sich daraus eine Mordserie entwickelt, sucht Wolf nach der Wahrheit - in den hinterlassenen Manuskripten seiner verstorbenen Mutter, in der Affäre zwischen seiner Tochter und einem verhaßten Kollegen, in seinem eigenen Innenleben. Preyer gelingt es meisterlich, diesen Mann und seine hoffnungslose Existenz in der Kleinstadt zu beschreiben, auf der Jagd nach dem Mörder falsche Spuren zu legen und die in jeder Hinsicht herbstliche Stimmung seines Plots und der Figuren sprachlich zu vermitteln. Wieder einmal ein Haupttreffer aus Österreich.
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