Terry Southern – Der Super-Porno
ØØØ
(Blue Movie)
Rowohlt Taschenbuch Verlag (Reinbek bei Hamburg 2003)
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Laßt uns einen Porno machen
Die Verwicklungen sind so zahlreich wie die Drogen, wenn der berühmteste Regisseur mit der bestbezahlten Schauspielerin der Welt einen Schwanz-und-Mösen-Film dreht. 13.11.2003
Boris Adrian, genannt B. oder King B., ist der berühmteste Regisseur der Welt - und er steckt in einer Krise. Der zweifache Oscar-Preisträger hat nämlich keine Ahnung, wie er seinen künstlerischen Weg fortsetzen soll. Bei einer improvisierten Pornovorführung während einer Party kommt ihm dann aber die Erleuchtung in Form einer Frage: Ob´s wohl möglich wäre, einen Porno mit Niveau, den Super-Porno zu drehen? Und diese Frage treibt ihn um.
Angela Sterling ist die bestbezahlte Schauspielerin der Welt - und sie steckt in einer Krise. Zwar als Wichsvorlage aller Männer dieser Welt verehrt, aber nicht als ernsthafte und ernstzunehmende Künstlerin, weiß sie: King B. wird sie zu einer machen, egal in welchem Film er sie besetzt, weshalb die Frage nach dem Inhalt gar nicht erst gestellt wird. Soviel sei verraten: Das Pornogenre wird ihr nicht wohltun.
Tony Sanders ist Schriftsteller (ohne Krise) und wird fürs Drehbuch angeheuert (und so durchgeknallt auch er ist, bleibt er doch die einzig wirklich durchgängig sympathische Figur des Romans).
Sid Krassman ist Produzent und darf auf keinen Fall zulassen, daß Adrian keine Filme mehr dreht. Adrians Idee hält er zwar für verrückt, dennoch treibt er Geldgeber auf: den Staat Liechtenstein, der das Geld nur dann zur Verfügung stellt, wenn die Gegenseite ebensoviel springen läßt und wenn in dem kleinen Land auch gedreht wird, sowie die Metropolitan Pictures. Freilich dürfen weder Staat noch Studio wissen, was für ein Film dem Star-Regisseur vorschwebt. Große Namen reichen.
Also reist Hollywood nach Liechtenstein. Autor Terry Southern versucht aber nun nicht, aus der Konstellation "verkommene Traumfabrik trifft auf biederes Alpenland" Humor zu beziehen, sondern hält den erzählerischen Blick konstant aufs Filmteam gerichtet, bleibt beim Hinter-die-Kulissen-Blick. Und was sich dort offenbart, ist Menschliches-Allzumenschliches - bis hin zur Nekrophilie. Oder daß halt auch mal eine Lesbe zur Bläserin wird. Warum der Autor die "fremde" Umgebung wählt, wird erst vom beinah apokalyptischen Schluß her verständlich, denn beachte: Irgendwo müssen sie ja stecken, die Hüter der Moral.
Southern ist insofern ein bemerkenswerter Autor, als er u. a. die Drehbücher für "Easy Rider" und "Dr. Strangelove" schrieb. Mit "Der Super-Porno" hat er - drücken wir´s mal so aus - dem Schnell-gelesen-schnell-vergessen-Genre ein witziges Stück hinzugefügt. Sein Stil ist flott und direkt, dabei wenig originell und konservativ. Und in Ermangelung des 1970 erschienenen Originals sei hier einfach angenommen, daß die Übersetzung durch Kai Molvig gelungen ist.
Übrigens: Gewidmet ist das Buch "dem großen Stanley K."(ubrick) - dem letztlich mit "Eyes Wide Shut" wenn auch kein Super-Porno, so doch ein ambitionierter Erwachsenenfilm gelang.
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