Joe R. Lansdale - Kahlschlag
Suhrkamp Tb. 2012
Auf einmal haben sie ihn alle entdeckt, die langweiligen Feuilletonisten. Seit Joe R. Lansdales "Edge of Dark Water" in einem etablierten Großverlag als "Dunkle Gewässer" auf deutsch erschienen ist, überschlagen sich die Rezensenten mit Auszügen aus dem Klappentext und den immer gleichen Klischees: "literarische Qualitäten", "erinnert an Tom Sawyer", "ein Roadmovie" und "die Schattenseiten des amerikanischen Traums".
Als Feuilletonist muß man wahrscheinlich so werden - langweilig und berechenbar, ohne eigene Ideen und immer kurz davor, den eigenen Lokalkrimi um einen rotweintrinkenden Landpolizisten zu verbrechen. Aber dafür kann Joe Lansdale nichts, weil er es A. verdient hat, daß ihn jetzt auch der Mainstream entdeckt und er B. immer schon gut war. Das erkennt man auch an seinem von Suhrkamp dankenswerterweise neuveröffentlichten Roman "Kahlschlag", der den Leser in das Kaff Camp Rapture - nicht viel mehr als ein Holzfällerlager - versetzt, wo die schöne Sunset ihren prügelnden Ehemann kurzerhand abknallt, um weitere blaue Flecken zu vermeiden. Dann wird sie gleich seine Nachfolgerin als Constable und verbeißt sich in einen Fall, der im Amerika zur Zeit der Rassentrennung wahres Dynamit ist. Schön und lebendig und menschlich erzählt, mit einem gesunden Maß an Brutalität, und hoffentlich für viele der Anstoß, sich alles von Lansdale zu besorgen.
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