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Schmauchspuren #59

Stephen King inmitten von Krimis? Ja - der Horror-Altmeister hat einen echten Thriller geschrieben, ganz ohne die üblichen Antagonisten, die das überdimensional-ewige Böse anzapfen. Wie das in die Genre-Welt paßt, hat Peter Hiess für Sie herausgefunden.    24.04.2017

Peter Hiess

Stephen Hunter - Shooter

Festa Crime Pb. 2014

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Wenn Sie je Ego-Shooter gespielt haben, wissen Sie wahrscheinlich, in welche Rolle man bei solchen Spielen am liebsten schlüpft: die des Scharfschützen. Der kann in aller Ruhe durch sein Zielfernrohr lugen und dann einem nichtsahnenden Wachtposten das Gehirn rausblasen. Ein solcher "Shooter" ist auch Bob Lee Swagger, der Held einer Romanserie von Stephen Hunter, deren erster Band jetzt in der immer noch hervorragenden Reihe Festa Crime ungekürzt und neu übersetzt erschienen ist. Südstaatler Bob Lee hat sich nach einer Vietnam-Militärkarriere in seine Heimat Arkansas zurückgezogen und vom Töten genug - bis er sich von den üblichen Geheimniskrämern der Regierung zum berühmten "letzten Auftrag" überreden läßt. Und der endet dummerweise damit, daß er als Präsidentenattentäter vom ganzen Land gesucht wird. Jetzt muß Swagger darangehen, den wahren Mörder und die Verschwörerbande dahinter zu finden - und wie er das macht, das kommt in dieser Fassung viel plausibler, actionreicher und ingesamt besser rüber als in der So-lala-Verfilmung mit "Marky Mark" Wahlberg, inklusive der Waffenverliebtheit, die Swagger zum glaubwürdigen US-Helden macht. Gehört in die Sammlung.

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Stephen King - Mr. Mercedes

Heyne 2014

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Von einem weiteren Stephen, nämlich dem King, kann man das im Fall seines neuen Werks "Mr. Mercedes" nicht unbedingt behaupten. Ja, Sie lesen richtig: Der Großmeister der Gruselliteratur hat sich auf die Krimiseite verirrt - was daran liegt, daß sein aktueller Roman keine übernatürlichen Elemente enthält, sondern diesmal wirklich ein purer Thriller ist. Die Titelgestalt ist ein Killer, der mit einem gestohlenen deutschen Luxuswagen in eine Gruppe Arbeitsloser hineingerast ist und nach der Tat nur einen Smiley im Auto zurückließ. Sein Fall war einer der wenigen, den Detective Bill Hodges vor seiner Pensionierung nicht mehr aufklären konnte. Und jetzt erhält er einen anonymen Brief vom Täter, der ihn deswegen auch noch verspottet ... Also rafft sich Hodges - wieder so ein American Hero - aus seinem Fernsehen-Alkohol-Selbstmordgedanken-Rentnerdasein auf und sucht den Mörder, bevor der noch Schlimmeres anrichten kann. Das ist King-typisch kompetent und teilweise auch spannend geschrieben, enthält auch einen jugendlichen Sidekick sowie die üblichen Verweise auf popkulturelle Phänomene, bleibt aber erstaunlich kurz im Gedächtnis des Lesers haften. Wieder ein Ami-Krimi halt, mehr nicht ... Vielleicht sollte der König doch lieber in seinem Grusel-Reich bleiben.

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Michael Crichton (as John Lange) - Easy Go

Hard Case Crime (Titan Books) 2013

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Wenden wir uns einem anderen Bestseller-Autor zu, der vor seinem Durchbruch eine Reihe mondäner, internationaler Krimis im Sixties-Ambiente schrieb: John Crichtons Frühwerk wird, wie Sie an dieser Stelle bereits gelesen haben, in unserer Lieblings-Pulp-Serie Hard Case Crime veröffentlicht. Der nette Thriller "Zero Cool" wurde bereits in Nr. 22 der "Schmauchspuren" besprochen; also ist jetzt "Easy Go" dran. Und der funktioniert eher als Abenteuer- denn als Kriminalroman: Ein paar Typen - vom frustrierten Journalisten bis zum gelangweilten Millionär - wollen das Grab eines vergessenen Pharaos entdecken und ausrauben. Die Vorbereitungen auf den Coup und das Graben in der ägyptischen Wüste erinnern ein wenig an Indiana Jones oder Gentleman-Gauner-Stoffe, lesen sich leidlich spannend und sind - bis auf den mißlungenen Schluß - recht unterhaltsam. Aber mehr kann man von einem solchen Frühwerk auch nicht erwarten.

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Ross Macdonald - Gänsehaut

Diogenes Tb., 2014

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Wenn schon 60er Jahre, dann die frühen. Und am liebsten von einem Profi auf der Höhe seines Könnens, nämlich Ross Macdonald (1915 - 1983), einem der ganz Großen des Genres. Sein unter Kennern berühmter Privatdetektiv Lew Archer ermittelt diesmal im Fall einer sofort nach der Hochzeitsnacht verschwundenen junge Ehefrau - und stößt auf familiäre Katastrophen, eine verführerische Uni-Professorin, die kurz nach einem eindeutigen Angebot an ihn ermordet wird, und viele Spuren, denen er mit dem üblichen Anstand und lakonischen Witz, aber auch den perfekten Personenbeschreibungen des Autors ("Ihre Bluse wogte über den Schreibtisch wie ein Spinnaker, der mit dem Wind segelt") folgt. Wohltuend altmodisch, ohne die lästigen Neurosen und Psychosen vieler heutiger Krimis.

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David Pirie - Die Augen der Heather Grace

Bastei-Lübbe Tb. 2014

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Und weil wir grad von Tradition reden: Sherlock Holmes ist mehr als 120 Jahre alt - und eine der beliebtesten Franchise-Figuren der aktuellen Populärkultur. Mittlerweile darf auch sein Erfinder Sir Arthur Conan Doyle immer öfter als Kriminalheld herhalten, etwa in David Piries "Die Augen der Heather Grace", wo der Arzt und spätere Schriftsteller mit seinem Mentor Professor Joseph Bell im neblig-viktorianischen England mysteriöse Verbrechen aufklärt. Keine Pflichtlektüre, aber ein amüsanter Blick auf den "wahren" Ursprung von Mr. Holmes ...

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