Robert Crais - Stunde der Rache
ØØØØ
(L. A. Requiem)
Goldmann (München 2004)
Photo © by Jonathan Exley
Die Vergangenheit ist nie vorbei, sie versteckt sich nur manchmal. Und wenn sie wieder auftaucht, dann tut sie das ab und an schwerbewaffnet und voller böser Absichten. 27.07.2004
Leicht hat es der klassische Privatdetektivroman heutzutage nicht mehr. Der sprücheklopfende weiße Ritter, der die Welt im Alleingang rettet, ist im vernetzten 21. Jahrhundert ein Anachronismus, wenn nicht gar eine Peinlichkeit. Wer als Autor dennoch an diesem Genre festhalten will, tut gut daran, ein paar gröbere Modifikationen vorzunehmen.
Robert Crais hat den Schraubenschlüssel ausgepackt und kräftig herumgebastelt, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Als Karen, die Tochter des äußerst wohlhabenden und politisch einflußreichen Unternehmers Frank Garcia, mit einer Kugel im Kopf am Lake Hollywood aufgefunden wird, werden der Privatdetektiv Elvis Cole und sein schweigsamer, muskelbepackter Partner und Freund Joe Pike vom Vater - der der Polizei nicht traut - engagiert, um den Fall aufzuklären. Dank Garcias Beziehungen bekommt Cole die Ermittlungsakten und stellt bald fest, daß die Polizei etwas verheimlicht. Karen ist offensichtlich das fünfte Opfer eines Serienmörders, der seit knapp eineinhalb Jahren in L. A. sein Unwesen treibt.
So weit, so altbekannt. Als man schon geneigt ist, gähnend abzuwinken, gibt Crais der Geschichte eine völlig neue Richtung, und es entspinnt sich eine temporeiche und hochdramatische Saga um Liebe, Loyalität und Haß, in der sich Joe Pike stärker mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muß, als ihm lieb und seinen Feinden recht ist. Manchmal verläßt Crais den linearen Pfad der Ich-Erzählung und schafft es so, mittels Rückblenden, die Pikes Leben beleuchten, und Einschüben aus der Perspektive anderer Figuren dem Roman Tiefe zu verleihen. Gerade weil man einiges, aber nicht alles über Pike erfährt, fühlt sich die Phantasie bemüßigt, die Lücken zu füllen, und dadurch wird eine ohnehin schon enigmatische Figur noch rätselhafter. Am Ende, nach einem blutigen, knapp 50 Seiten langen Showdown, ist fast alles klar, aber beinahe nichts geklärt, und Cole, der in einer Stadt lebt, in der Brände an der Tagesordnung sind, realisiert, daß im Herzen die Flammen am stärksten lodern.
Robert Crais - Stunde der Rache
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(L. A. Requiem)
Goldmann (München 2004)
Photo © by Jonathan Exley
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