Renate Dorrestein - Zurück auf los!
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(Zonder genade)
Kindler-Verlag (Berlin 2003)
Foto © Philip Mechanicus
Wie kann man den Schmerz beim Verlust eines Kindes beschreiben? Wahrscheinlich gar nicht. Oder so wie Renate Dorrestein in ihrem grandiosen Roman "Zurück auf los!" 11.12.2003
Phinus und Franka Vermeer machen einen Ausflug in ein romantisches Hotel. Sie wollen wieder zueinanderfinden und ihre Ehe retten. Denn der tragische Tod des 17jährigen Sohnes Jem hat nicht nur ihre Beziehung ins Wanken gebracht, sondern auch ihr Weltbild, ihre Sicherheit, ihre Zukunft. Der Wochenendausflug kann aber nicht helfen, werden sie doch in eine gewalttätige Auseinandersetzung mit zwei jungen Mädchen verwickelt. Und damit brechen die Wunden der Vermeers wieder auf.
Jem wurde in einer Diskothek von einem gleichaltrigen Jungen, der sich über ein verlorenes Rugby-Spiel geärgert hatte, versehentlich erschossen. In Rückblicken, hauptsächlich aus Phinus´ Perspektive, beschreibt die Autorin die einst heile Welt der Vermeers mit Jems Kindheit und seinem Heranwachsen und auch die Ereignisse am Todestag, die sich mit allen Einzelheiten in die Erinnerung von Jems Eltern eingebrannt haben. Renate Dorrestein zeigt ihre Figuren in ihrer Aggressivität, Verletzbarkeit und Liebe und vor allem in ihrer Hilflosigkeit angesichts des sinnlosen Todes ihres Kindes.
Franka und Phinus gehen unterschiedlich mit dem Unglück um. Sie redet über Jem, sieht sich mit Jems Freundin seine alten Kinderphotos an, zitiert seine Sprüche; er will vergessen und sich nicht damit auseinandersetzen. Selbstgerecht kritisiert Phinus Franka und merkt dabei nicht, daß er selbst den Verlust verdrängt und somit nicht damit fertig werden kann. Genauso denkt er, daß sein Schmerz vieles erlaubt. Aber dann passiert Phinus ein folgenschwerer Fehler, der ihm bewußt macht, daß man im Leben nicht immer wie bei einem Spiel von vorne beginnen kann.
Dorrestein bleibt in ihrer Geschichte durchgehend realistisch und klar und vermag den Leser zu berühren. Sie zeigt mit zurückhaltender Symbolik und dennoch großer Eindringlichkeit, daß und wie man manchmal von einem Ereignis vom Spielbrett des Lebens geworfen wird - und manchmal auch durch das eigene Handeln. Und wie man damit umgeht, wenn einem einfach die Worte für einen unglaublichen Schmerz fehlen.
Renate Dorrestein - Zurück auf los!
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(Zonder genade)
Kindler-Verlag (Berlin 2003)
Foto © Philip Mechanicus
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