Print_P. Fonteneau - Die verlorenen Söhne der Sylvie Derijke

Arm gegen Reich

Wenn der einfache Mensch es "denen da oben" heimzahlen kann und dies auch noch skurrile Züge annimmt, genügt das schon, um einen Kriminalroman lesenswert zu machen.    30.09.2002

Sylvie Derijke findet eines Tages im Flur ihrer Wohnung zwei Kinder. Und die sind nicht irgendwer: François, 14, und Sebastien, 12, gehören zur reichen Unternehmerfamilie Walin-Delcreuze - und sie wurden entführt. Damit beginnen für die arbeitslose Sylvie zwei aufregende Wochen, denn die "kleinen Arschlöcher" weigern sich, ihre Wohnung zu verlassen und zu ihrer Familie zurückzukehren. Noch dazu verunglücken am gleichen Tag die Eltern der Buben bei einem Flugzeugabsturz tödlich, was aber keinen der beiden aufzuregen scheint.

Was macht man in einer solchen Situation? Sylvie beginnt in der Familiengeschichte der Walin-Delcreuze zu stöbern und findet ... ein paar Leichen und eine quicklebendige Tote, die bei ihr zu Hause auftaucht! Darüber hinaus muß sie feststellen, daß die wohlhabende Sippe die Kinder eigentlich gar nicht "retten" will.

Pascale Fonteneau liefert eine unglaubliche, witzige Story mit beißendem Humor und überraschenden Wendungen. Sie verzichtet auf eine psychologische Innenschau der Gefühle ihrer Figuren und läßt Sylvie die skurrilen Ereignisse stattdessen temporeich erzählen. Und sie spart nicht mit Sozialkritik. Klassenunterschiede und -kämpfe beherrschen die (eigentlich kaum vorhandene) Krimihandlung. Das Ende des Buches scheint zwar skurril-überspitzt, doch der Leser wird sich nach der letzten Seite zufrieden zurücklehnen und still den "Sieg der Arbeiter über die Reichen" und die geglückte Rache einer Frau für erlittenes Unrecht feiern.

 

Tanja Korn

Pascale Fonteneau - Die verlorenen Söhne der Sylvie Derijke

ØØØØ

(Les fils perdus de Sylvie Derijke)


Distel Literatur Verlag (Heilbronn 2001)

 

 

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