Duygu Özkan, Jutta Sommerbauer - Lesereise Donau
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Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer
(Picus Verlag)
(Fotos: Martin Zellhofer)
Wie spannend eine Reise durch den Donauraum sein kann, haben zwei Journalistinnen in ihren Donau-Reportagen für "Die Presse" festgehalten. Jetzt liegen diese in überarbeiteter Form als Buch vor. 13.05.2014
Wann immer ich über den Donauraum lese, frage ich mich, ob das nicht ein allzu abstrakter Begriff ist. Denn was - außer zufällig einem Fluß - verbindet denn die mehr als 100 Millionen Menschen auf über 2850 Flußkilometern in Deutschland, Österreich, der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und der Ukraine? Weder eine gemeinsame Geschichte noch eine gemeinsame Sprache noch ein gemeinsamer Wirtschaftsraum und schon gar keine gemeinsame Politik ... und für einen gemeinsamen Erholungsraum ist das Gebiet um die Donau dann doch ein wenig zu groß.
Immer wieder liest man von Initiativen, Instituten und Programmen zur Förderung von Vernetzung und guten Beziehungen der Donauanrainer. Helfen diese, den Begriff "Donauraum" mit Inhalt zu füllen? In Wien hat das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa seinen Sitz. Wer seine Homepage durchforstet, wird sich des Eindrucks einer eher trockenen, wissenschaftlichen Herangehensweise an das Thema Donau und die von ihr durchflossenen Länder nicht erwehren können. Auch die Texte der "EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR)" bieten viel Theorie und kaum Greifbares. Der Punkt "Aufbau von Wohlstand im Donauraum" durch "Entwicklung der Wissensgesellschaft durch Forschung, Bildung sowie Informationstechnologien" klingt eher nach Platitüde als nach einem konkreten Vorhaben.
Ich habe den Eindruck, daß es nur drei Gruppen von Menschen gibt, die einen Begriff vom Donauraum, seiner Größe, seinen Kulturschätzen und ansatzweise auch seinen Bewohnern haben. Das sind zum einem die auf den Schiffen Arbeitenden; zum anderen Touristen, die den Fluß mit dem Rad, dem Kreuzfahrtschiff oder sonstwie bereisen; und die dritte Gruppe bilden Schriftsteller und Journalisten, die sich an der Donau abarbeiten. Und das sind insgesamt gar nicht so wenige.
Zwei davon sind die Außenpolitik-Redakteurinnen Duygu Özkan und Jutta Sommerbauer der Zeitungen "Die Presse" und "Die Presse am Sonntag". Die Donau-Reportagen, die die beiden Journalistinnen für die Sonntagszeitung geschrieben haben, sind nun überarbeitet und erweitert in der renommierten Reihe "Picus Lesereisen" erschienen. Die beiden waren, getrennt voneinander, mit Schiffen, Booten, Zügen, Bussen, Taxis und Pferdefuhrwerken entlang des Flusses unterwegs und verfolgten das Ziel, "Menschen zu begleiten, die eine besondere, lebensnotwendige oder innige Beziehung zur Donau haben".
Das schmale Büchlein versammelt 18 historische, geographische, kulturelle, kunstgeschichtliche, ökologische und politische, knappe und kurzweilige Beobachtungen, Storys, Porträts oder auch Essays, die allesamt vor Wissen und Wissenswertem strotzen. Das fordert, ohne allerdings zu überfordern. Denn obwohl innerhalb der einzelnen Geschichten oft und rasch der Blickwinkel gewechselt wird, neue Akteure auftreten und quer durch die Jahrhunderte gesprungen wird, sorgen die Kürze der Reportagen und der lockere Plauderton für ein angenehmes Lesevergnügen. Zwei Beispiele:
"Ein Fluß, zwei Quellen" verfolgt mit einem Augenzwinkern den Diskurs der Bewohner des Quellgebiets darüber, wo denn die Donau eigentlich entspringt. Ist es an der Quelle der Breg bei Furtwangen oder der Quelle der Brigach in St. Georgen im Schwarzwald? Oder entspringt die Donau der im Schloßpark von Donaueschingen als Donauquelle bezeichneten Quelle des bloß 90 Meter langen Donaubaches? "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg" lautet ein populärer Spruch, der den Beginn der Donau wohl am ehesten definiert. Denn ab dem Moment, in dem sich bei Donaueschingen die beiden Flüsse vereinigen, heißt das dort noch unbeeindruckende Gewässer dann auch Donau.
"Eine Retortenstadt für Stalin" erzählt vom ehemaligen ungarischen Dorf Dunapentele, das von 1951 bis 1961 Sztálinváros hieß (und heute Dunaújváros heißt). Hier wurde ab 1951 an der ersten sozialistischen Stadt Ungarns, genannt "Stalinstadt", gebaut. Weil es ständig an Geld mangelte und Stalin 1953 starb, änderten sich die ursprünglichen Bauvorhaben: Die Errichtung eines Stadtzentrums wurde abgesagt, die Wohnbauten ab 1953 nur noch als Plattenbauten ausgeführt. Was man dort heute sehen kann, ist ein Museum des real gewordenen Sozialismus: die Prachtallee (ehemals Stalinstraße), ein monumentales Kino, Wohnblöcke, Mosaike an Hauswänden mit Darstellungen der Werktätigen und ein Industriewerk - das ist alles noch vorhanden.
Wir besuchen mit den Autorinnen auch die Menschen im Donaudelta, deren Hauptbewegungsmittel das Boot, nicht das Auto ist. Begleiten die Fischer, die, wenn sie einen weiblichen Stör fangen würden, damit ein Vielfaches des durchschnittlichen Monatsgehalts in einem osteuropäischen Land verdienen könnten. Erinnern uns an in der aufgestauten Donau versunkene Inseln. Erfahren einiges über die Einsamkeit der Donaukapitäne ...
Diese Lesereise weckt Sehnsüchte. Wer sich für die Donau interessiert, wer für sich entscheiden will, was der Donauraum sein kann oder sein soll, wer eine Reise plant oder hinter sich hat - dem ist das Werk unbedingt zu empfehlen.
Duygu Özkan, Jutta Sommerbauer - Lesereise Donau
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Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer
(Picus Verlag)
(Fotos: Martin Zellhofer)
Burning Down The Road
Reisebericht
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