Print_Nancy Kilpatrick - Todessehnsucht

Blutleere Vampirgeschichte

Der erste Horrorroman von Short-Story-Autorin Nancy Kilpatrick ist eine moderne Vampirgeschichte mit sehr viel Brutalität und kaum Überraschungen.    05.11.2003

Nancy Kilpatrick gehört zu den bekanntesten Horrorstory-Autorinnen der Gegenwart. Ihr Debütroman "Todessehnsucht", jetzt auf deutsch im Festa-Verlag erschienen, mag wohl für den Genreliebhaber reizvoll sein - für den Zufallsleser allerdings weniger. Dem Buch fehlt es an Spannung, weil sich das Ende der Geschichte relativ schnell erraten läßt, und vermeintliche Hindernisse, die sich den Helden in den Weg stellen, ganz einfach und ohne viele Umstände beseitigt werden.

Kathleen, genannt Zero (jung, hübsch und heroinsüchtig), soll David, "alt" (weil untot, aber dennoch gutaussehend) töten. Das gelingt ihr nicht, dafür wird sie seine Geliebte, folgt ihm nach New York und wird dort praktisch über Nacht clean. Dann hilft sie ihm bei der Suche nach seinen (menschlichen und unmenschlichen) Widersachern, rettet ihm ruckzuck das Leben und überredet seine Vampirfreunde aus der Vergangenheit, ihnen im Kampf gegen DIE BÖSE zur Seite zu stehen.

Kilpatrick verzichtet in ihrem Buch auf bekannte Vampirklischees wie Knoblauch, Kreuze und daß gebissene Opfer sofort zu Vampiren werden. Bei ihr können Vampire mit modernen Mitteln sogar Sonnenlicht aushalten, und Menschen dürfen durch sanfte Transformation Vampire werden. Weniger erfreulich ist der Versuch der Autorin, den Leser hauptsächlich durch lieblose Sex- und viele Gewaltszenen zu schockieren. Ebenso bemüht sie sich, ihrem Roman mit zitierten Byron-Gedichten eine literarische Qualität zu geben. Aber die leidensvolle Atmosphäre der Romantiker oder die Erotik der Vampirfiguren vermag sie damit dennoch nicht zu beschwören. Die Geschichte geht - mit blutleeren Charakteren und billiger Brutalität - in übertriebenem pathetischen Gesülze und Davids philosophisch-psychologischer Gedankenwurstelei unter.

Eine äußerst blasse Geschichte eben...

Tanja Korn