Adrian McKinty: Der sichere Tod
ØØØØØ
(Dead I well may be)
Suhrkamp (D 2010)
Die meisten Romane langweilen. Nach 150 Seiten, spätestens. Und dann plötzlich bekommt man einen Autor serviert, an dem man sich endlich einmal verschluckt.
Guido Rohm über den neuen McKinty ...
28.06.2010
Ehrlich: über 150 Seiten schaffe ich nie. Da greife ich lieber auf Ted Lewis, Jim Thompson, Daniel Woodrell zurück.
Rezensionsexemplare treffen ein. Der neue Roger Smith (Besprechung folgt). Ein Lichtblick im Dunkel, immerhin.
Zigaretten. Kaffee. Die eigenen Texte ...
Und dann das. Nicht dieser Einheitsbrei, den man sonst vorgesetzt bekommt. Rohe, grobe Fleischklumpen. Serviert in würziger Minzsauce. Garniert mit den Sägespänen aus einem irischen Pub. Man setzt sich aufrecht hin, reißt die Augen auf. Liest!
"Der sichere Tod", von einem gewissen Adrian McKinty.
Eine dürre Geschichte; noch dazu gefladert. Ire kommt in die USA. Erledigt Aufträge für einen zwielichtigen Burschen. Verliebt sich in dessen Freundin. Wird verraten. Landet im mexikanischen Häfen. Flieht. Kehrt zurück. Rächt sich.
Das soll es gewesen sein?
Tja, wenn da nicht diese verflucht genialen Sätze wären, diese Ich-treib-dich-in-den-Tod-Wortsalven.
Wie war der Name? Adrian McKinty. Warum kannte ich den bisher noch nicht?
McKinty verfügt über etwas, das es heutzutage selten zu finden gibt.
SOUND!
Er schreibt in einem atemlosen Stakkato. Ellipsen. Als würde es kein Morgen geben. Könnte sein. Denn sein 19-jähriger Held Michael Forsythe hängt etwa die Hälfte des Buches kopfüber in einem Berg Scheiße. Den hat sein Gegenspieler in Mexiko aufgeschüttet. Jetzt muß er erst einmal strampeln, um wieder herauszukommen. McKintys Beschreibung von Forsythes Flucht aus dem mexikanischen Gefängnis muß zum Besten gezählt werden, was die Krimiliteratur in den letzten Jahren verbrochen hat.
Wenn der Begriff Pageturner einen Sinn ergeben soll, dann wurde er für Romane wie diesen erfunden. Blättern ist Pflicht. Also liest man rasch. Kommt zum Ende - und flucht. Wann kommt denn der nächste McKinty? Wird kommen: "Der sichere Tod" ist der Auftakt einer Trilogie. Nicht schon wieder, denkt man; die Welt wird mit Trilogien zugeschissen.
Bei McKinty ist das etwas anderes. Man kann es kaum erwarten. Fiebert. Wird süchtig nach dieser Droge. Und wenn man sie nicht bald bekommt, dann ist der Tod sicher. Schweiß. Angst.
Ich werde durchhalten. Irgendwie.
Was bleibt? Kaffee. Zigaretten. Die eigenen Texte. Und die Gewißheit, einen wirklich großen Roman gelesen zu haben.
Adrian McKinty: Der sichere Tod
ØØØØØ
(Dead I well may be)
Suhrkamp (D 2010)
Thor Kunkel hat bereits alle Hochs und Tiefs einer Karriere im Literaturbetrieb hinter sich. Nachdem sein Roman "Schwarzlicht-Terrarium" ihn zum Shooting Star gemacht hatte, folgte nach den unsäglichen Diskussionen um "Endstufe" ein Rückzug zu kleineren Verlagen. Spätestens mit "Subs" ist das enfant terrible wieder da. Guido Rohm sprach mit dem deutschen Schriftsteller.
Man ist es nicht, aber man kann es werden. Wenn die Flügel sich ihren Weg bahnen, dann wird es auch manchmal schmerzhaft.
Eine Kurzgeschichte von Guido Rohm
Zwei Filme. Ein Label. Tarkowskij vs. de la Iglesia. Kunstkino vs. Trash. Langeweile vs. Blut. Kopf vs. Eier. Schlaf vs. Ekel. Man findet. Kaum Worte. Dafür.
Die meisten Romane langweilen. Nach 150 Seiten, spätestens. Und dann plötzlich bekommt man einen Autor serviert, an dem man sich endlich einmal verschluckt.
Guido Rohm über den neuen McKinty ...
Er taucht keine Tierkadaver in Formaldehyd. Er hat keinen ehemaligen Pornostar geheiratet. Nicht einmal mit einer Hornbrille wurde er bislang gesichtet. Aber er kann Eines: Malen.
Guido Rohm über den deutsch-polnischen Künstler.
Stellen Sie sich vor, Sie wären ein fetter und häßlicher Sack, der schon immer eine begehrenswerte Frau mit riesigen Titten sein wollte. Ok. Sie haben da schon öfter drüber nachgedacht, aber was wäre, wenn Sie sich plötzlich ihren Wunsch erfüllen könnten?
Kommentare_
Welcher mexikanische Gegenspieler, hab ich da was überblättert?
Gute Frage. Hier der Satz aus meinem Originaltext: "Die hat sein Gegenspieler in Mexiko aufgeschüttet." Nach der Bearbeitung durch Evolver klang er dann so: "Den hat sein mexikanischer Gegenspieler aufgeschüttet." Also leite ich die Frage an Evolver weiter ...
Asche auf mein Haupt. Zehrende Nachtarbeit fordert ihren Tribut. Trotzdem: dergleichen sollte nicht passieren. Ich bitte um Entschuldigung.
Wir haben das jetzt wieder zurückkorrigiert - also bitte nicht wundern, wenn obige Kommentare auf etwas verweisen, das gar nicht mehr da ist.